>> Die Ewigkeit kann ganz schön lange sein, wenn man sie alleine verbringen muss. Aber jetzt, wo ich jemanden an meiner Seite habe, erscheint selbst die Ewigkeit zu kurz. Besonders deswegen, weil die Frau an meiner Seite ein Mensch ist.<
Seit jener Nacht, in der Mick Beth seine Liebe gestanden hatte, waren mehrere Wochen vergangen. In diesen Wochen waren sie sich näher gekommen, als in der ganzen vohergehenden Zeit. Das lag hauptsächlich daran, dass Mick endlich seine Prinzipien und seine Angst, Beth in irgendeiner Weise verletzen zu können, abgelegt hatte. Bereits am Tag nach der Nacht, in der er sich für sie und gegen ihre Vampir–Mensch Differenzen entschieden hatte, erzählte er ihr mehr über sein bisheriges Leben, als er es je getan hatte.
"Ich war nicht mein ganzes Vampirleben lang so …vegetarisch" , Mick lächelte bei dem Gedanken an einen vegetarischen Vampir , ' wie ich es jetzt bin. Früher konnte ich, wenn ich durstig war, nicht so einfach unter Menschen gehen, wie ich es heute kann. Jetzt kann ich dem Drang…dem starken Drang, meine Zähne in den Hals von irgendeinem daherkommenden Menschen zu schlagen, unterdrücken. Ich komme inzwischen ganz gut damit zurecht …ich meine ich kann dich ja auch ganz normal küssen." , wieder lächelte er Beth mit seinem süßen Lächeln an, bei dem ihr immer schwindlig wurde.
" Damals war das alles anders. Wenn ein neugeborener Vampir durstig ist, sieht er die Menschen nur als schwache Futterquelle, nicht als lebende Person. Er stellt sich vor , wie er sie am unauffälligsten erwischen und aussaugen könnte. Das sind die ersten Wochen als Vampir. Selbstverständlich ist solches Verhalten, noch dazu in einer Großstadt wie LA, sehr gefährlich für die ganzen Vampire dort. Deshalb müssen Vampire – und das ist abgesehen von der Schweigepflicht so ziemlich das einzigste Vampirgesetz – die einen Menschen verwandeln, ihn in der ersten Zeit unter ihre Fittiche nehmen und sich um ihn kümmern, ihm die Regeln des Vampirdaseins erklären, ihm die Öffentlichkeit so lange enthalten, bis er seinen Blutdurst unter Kontrolle hat und ihn dann langsam an Menschen gewöhnen."
" Da Coraline mich verwandelt hat, hat sie sich um meine Erziehung zum Großstadtvampir gekümmert. Sie hat mich sechs Wochen lang nicht aus dem Haus gelassen, war fast immer bei mir. Wie jeder neugeborene Vampir hatte auch ich noch eigenes menschliches Blut in mir und damit auch noch etwas von meinem menschlichen Geist. Das gibt sich dann, sobald sämtliches eigenes Blut aus dem Körper verschwunden ist, aber bis dahin denkt man noch teilweise menschlich. Mein Entsetzen darüber, dass Coraline ein Vampir war, war natürlich groß. Wer denkt schließlich schon, dass seine Frau ein Vampir ist, der einen– noch dazu in der Hochzeitsnacht – verwandeln will? Ich hatte Angst vor ihr, habe sie gehasst und nicht in meine Nähe gelassen. Sie hat mich erst einmal in Ruhe gelassen, hat mich im sicherheitshalber im Keller eingesperrt und kam erst nach einer Stunde wieder…mit einer jungen Frau. Dass sie ein Mensch war, habe ich sofort gerochen, auch Coraline's Absichten waren mir klar, immerhin hatte ich noch nichts zu mir genommen. Zuerst war ich über den Gedanken entsetzt, was sie von mir verlangte, doch irgendwann hat mein Durst die Überhand gewonnen und ich habe mich auf die Frau gestürzt." , Mick hielt in seiner Erzählung inne und wartete auf Beth's Reaktion. Da diese seine Geschichte gefasst aufnahm, redete er weiter.
" So ging das einige Wochen lang. Coraline kam mehrmals täglich und ich nahm ihre Opfer entgegen. Doch nach zirka einem Monat lernte ich, seltener und weniger zu trinken. Ab diesem Zeitpunkt kam Coraline nur noch zweimal am Tag und die Menschen überlebten meine Begegnung fast immer. Ich begann, dem Blut der Menschen zu widerstehen, konnte neben ihnen stehen, mit ihnen reden. Nachdem wir das zwei Wochen lang geübt hatten, gingen wir zum ersten Mal nach draußen– bei Nacht natürlich. Ich schaffte es gleich beim ersten Mal, an allen Passanten ruhig und unauffällig vorbeizugehen. Einige Tage später ging ich bereits am Tag nach draußen. Nach zwei weiteren Wochen konnte ich mich beinahe so sicher durch die Stadt bewegen, als wäre ich ein Mensch."
'Deswegen verließ ich Coraline und zog meiner Wege. Ich kannte schon ein paar Dutzend Vampire, da mich Coraline auf eine Party mitgenommen hatte. Josef, der der Gastgeber war, kannte ich ja bereits und ich hatte mir schon gedacht, dass auch er ein Vampir war, so war ich nur bedingt überrascht. Er war es dafür um so mehr. Er hatte wohl nicht erwartet, dass Coraline mich wirklich verwandeln würde. Er war fasziniert von meinem Talent, was das mit Menschen auskommen betraf. Normalerweise brauchen neugeborene Vampire viel länger um sich in der Gesellschaft zurecht zu finden. Auch war er verwundert, dass ich, obwohl sämtliches eigenes Blut aus meinem Körper verschwunden war, ich immer noch nichts vom Menschen Aussaugen und dem Vampirleben insgesamt hielt. Seiner Meinung nach sei das anomal. In diesem Punkt hat sich seine Meinung über mich ja nicht sehr geändert.' , er zwinkerte Beth zu, die kicherte.
" Ich streifte mehrere Wochen umher, fand dann meine jetzige Wohnung, lebte dort einige Zeit, freundete mich mit mehreren Vampiren – besonders mit Josef – an, war eine Zeit lang in Europa unterwegs und kam schließlich zurück, um Privatdetektivzu werden. Und dann kamst du in mein Leben." , er küsste sie aufs Haar , " Diesen Teil meiner Geschichte dürftest du ja kennen. Seitdem ich dich deiner Mutter zurückgebracht hatte, war ich in deiner Nähe und habe auf dich aufgepasst…wie ich es dir versprochen hatte."
2. Schlechte Nachrichten
>>Meistens kommen schlechte Nachrichten hintereinander. Man kann sich auf sie vorbereiten, weil man sie erwartet. Manchmal aber kommen sie plötzlich und unerwartet und sie überaschen einen vollkommen.
Eigentlich hatte ich vor, Beth noch mehr über die Zeit im Zweiten Weltkrieg und die Zeit davor zu erzählen - die Zeit in der ich noch ein Mensch war. Aber dazu kam ich nicht mehr, weil in diesem Moment mein Handy klingelte. Ich seuftzte entnervt, warf dann aber doch einen Bilck auf das Display, auf dem >>Josef ruft an stand. Na gut, soviel zu meinem romantischen Erzählabend mit Beth.
" Mick St. John" , meldete ich mich wie gewohnt.
" Hey Mick, hier Josef. Ich hoffe, ich rufe nicht ungelegen an?", ich konnte sein hämisches Lächeln richtig vor mir sehen.
" Eigentlich schon, aber was gibt's?", antwortete ich ihm.
" Also" , begann Josef , " ich habe dir doch erzählt, dass ich in letzter Zeit die Legion überwachen lasse. Sie hat ja für fast zwei Jahrhunderte lang Ruhe gegeben, aber jetzt scheint sie wieder den Vampirbestand in den USA drastisch verringern zu wollen. Mick, sie wollen wieder kämpfen!" Josef schien sehr aufgewühlt.
" Woher weißt du das?", mein Detektivsinn war sofort geweckt, immerhin ging es hier um die Existenz von vielen hundert Vampiren.
" Du kennst mich, ich habe meine Quellen." , antwortete er knapp , " Das ist hier aber nicht der Punkt, Mick. Es könnte äußerst unangenehm werden, wenn sie unsere ganze Gesellschaft durcheinanderbringen. Haben sie uns erstmal aufgespürt, werden sie uns erst in Ruhe lassen, wenn entweder die Vampire oder sie selbst tot sind. Und du weißt, sie arbeiten nicht wie die normalen Polizisten mit Pistolen; die arbeiten mit Feuer, Silber – kurz mit allem, was einem Vampir gefährlich werden könnte. Wir dürfen es nicht zum nationalen Eklat kommen lassen. Unsere ganze Tarnung, die wir so lange aufgebaut haben, könnte von heute auf morgen wieder zusammenbrechen. Wir müssen etwas gegen sie unternehmen!" So entschlossen hatte ich Josef nur selten erlebt, aber immerhin ging es hier um seinen Besitz, um sein Leben, dass er sich über vierhundert Jahre aufgebaut hatte.
" Und was schlägst du vor?", wie ich Josef kannte, hatte er sicher schon einen kompletten Schlachtplan entwickelt.
" Zu zweit haben wir keine Chance gegen ihr ganzes Netzwerk, also müssen wir Verbündete finden. Meine Geschäftspartner und Freunde mit einberechnet, sind wir zur Zeit zehn Leute. Das sind nicht viele, aber mit der richtigen Strategie können wir es schaffen. Zuerst einmal müssen wir aus der Stadt hinaus. Es gefällt mir zwar gar nicht, meine Geschäfte auf Eis zu legen, aber das dürfte das geringste Problem sein. Ich habe ein Haus im Angeles National Forest – meine Jagdhütte, wie ich sie immer gerne nenne. Zumindest bin ich dort schon des Öfteren unliebsamen Besuchern aus dem Weg gegangen. Man muss sich ja nicht mit jedem treffen. Auf jeden Fall können wir dort erstmal untertauchen. Das Haus ist von großen Wäldern umgeben, da findet uns keiner so schnell. Und von dort aus können wir weiterplanen."
" In Ordnung, ich komme gleich zu dir. Ich nehme Beth mit, schließlich gehört sie ja praktisch zu uns und ansonsten würden sie sie am Ende noch als Geisel missbrauchen."
" Tu das. Ich hätte dir eh geraten, sie mitzunehmen. Beth ist schon zu verstrickt in diese ganze Vampirgeschichte."
" Dann bin ich in einer halben Stunde bei dir, bis gleich."
" Okay, ciao."
[Beth]
" Was ist los?" Ich hatte Mick während des Gesprächs beobachtet und war über seinen ernsten Gesichtsausdruck verwundert.
" Josef hat angerufen. Ich habe dir doch von der Legion erzählt, von diesen Vampirkillern. Sie sind zurück. Deshalb müssen wir uns erstmal ihrem Blickfeld entziehen. Josef hat ein Haus im Angeles National Forest, dort können wir hin und uns dann unsere weiteren Schritte überlegen. Du musst mitkommen, du warst schon zu lange in unserer Gesellschaft und könntest ebenfalls gesucht werden. Pack noch ein paar Sachen, wir fahren gleich zu Josef." Und damit verließ er, nach einem kurzen Abschiedskuss, meine Wohung um in sein Appartement zu fahren und einige Kleidungstücke zusammenzusuchen.
Ich konnte nich fassen, was Mick da sagte. Die Legion war wieder da. Die vampirmordenden Meschen. Und sie waren hinter meinen Freunden her. Und hinter Mick. Ich würde es nicht aushalten, wenn ihm etwas passieren würde. Das durften sie nicht. Das konnten sie nicht. Mir war sofort klar, dass ich bis zuletzt für meine Vampirfreunde kämpfen würde. Immerhin waren unsere Gegner auch Menschen, also waren sie mir zumindest nicht in diesem Sinne überlegen.
Schnell warf ich einige Klamotten in meine Tasche und stapelte in einer anderen haltbare Nahrungsmittel. Wenn ich von Vampiren umgeben sein würde, konnte ich ja wohl schlecht auf Essen hoffen. Nachdem ich auch noch meinen Laptop verstaut hatte, war ich bereit. Mick war wieder in meinem Wohnzimmer, als ich gerade meine Taschen in Richtung Wohnungstür schleppte. Natürlich war schneller als ich gewesen. Trotz der ernsten Lage, nahm er mir lächelnd die Taschen ab.
" Bist du fertig?" , fragte er mich. Ich nickte.
" Gut, dann können wir ja los."
3.Kapitel: Das erste Treffen der Vampirfront
>> Jetzt war das passiert, was ich schon immer befürchtet hatte. Dass Beth irgendwie in die ganze Vampirgeschichte hineingezogen werden würde. Dass es kein Entkommen mehr für sie geben würde.
Auf dem Weg zu Josef, klärte ich Beth über die Situation auf. Ich verdeutlichte ihr die Lage, in der wir uns befanden. Dass wir es mit erfahrenen Vampirkillern zu tun hatten. Dass die Mitglieder nach Intelligenz und Stärke ausgesucht wurden; dass sie hart trainiert wurden; dass sie auf jeden Vampirangriff gefasst waren.
Sie kannten sich mit unserer Anatomie aus, was wir für Fähigkeiten hatten, und selbstverständlich kannten sie auch unsere Schwächen. Deswegen hatte die Legion ein ausgeklügeltes Vampir–Vernichtungs–Verfahren entwickelt. Zuerst machten sie uns mit einem Holzpflock bewegungsunfähig, dann brachten sie uns an ihren geheimen Aufenthaltsort im Death Valley und uns dort in einem Kerker gefangen, in den 16 Stunden täglich die Sonne schien. Eine wahre Hölle für einen Vampir. Wir konnten so höchstens einen Tag überleben. Zwar benutzte die Legion dieses Verfahren nicht immer, aber wenn sie einen höheren Vampir erwischt hatte und ihm Informationen entlocken wollten, gingen sie so vor.
Beth schaute mich mit entsetzten Augen an.
" Uns passiert schon nichts.", versuchte ich sie zu beruhigen.
Sie sah immer moch nicht sehr überzeugt aus, aber zumindest lächelte sie mich leicht an.
Wir waren bei Josef angekommen. Ich hob unsere Taschen aus dem Kofferraum und ging dann mit Beth zu Josef's Büro, wo er bereits ungeduldig auf uns wartete.
" Na das wurde aber auch langsam Zeit. Was habt ihr denn so lange getrieben? Konntest du dich nicht für die richtige Kleidung entscheiden?", Josef sah Beth leicht spöttisch an.
" Wie sind pünktlich, also hab dich nicht so.", ich konnte es nicht leiden, wenn Josef sich über Beth lustig machte.
" Schon gut, wir haben es eh eilig. Der Hubschrauber wartet schon." Josef nahm seine Koffer und nickte zur Tür.
Wir folgten ihm auf eine steile Treppe, die auf dem Dach des Gebäudes endete, wo der genannte Hubschrauber auf uns wartete.
" Ich liebe Reichtum. Nach euch.", Josef deutete mit einer ausladenden Geste auf den Helikopter, woraufhin Beth und ich auf den Rücksitzen Platz nahmen. Er selbst stieg vorne ein.
" Wie kommen eigentlich die anderen zu deinem Haus?", fragte Beth, als wir abhoben.
" Meine Geschäftspartner kommen mit einem anderen Hubschrauber und der Rest mit dem Auto."
" Kenne ich die eigentlich?", fragte ich ihn, schließlich war ich schon auf unzähligen seiner Partys.
" Die meisten dürftest du kennen. Seth, James, Marcus und Samantha. Sie suchen schon länger nach Informationen über die Legion. Und sie haben auch von der drohenden Vampirverfolgung zuerst erfahren."
" Ich erinnere mich an sie. Sind James und Marcus nicht diese Millionäre, denen du die Erdölfirma im Iran vor der Nase weggeschnappt hast?"
" Oh ja, das sind sie. Ich bezweifle, dass sie mir das jemals ganz verziehen haben. Das war ein Millionengeschäft." Er grinste hinterlistig.
Dann befragte ich ihn über wichtigere Dinge, wie zum Beispiel, wo wir die nötige Blutkonserven herbekommen und wo wir schlafen sollten. Daraufhin sagte Josef nur, er habe sich darum schon gekümmert.
Mitten in der Nacht erreichten wir unser Ziel. Josef's Jagdhütte stellte sich als zweistückiges Haus mit großer Terrasse und einem vampirgerechten Keller heraus. Da wir die ersten waren, konnten wir uns in Ruhe umsehen und einrichten. Josef und ich trugen unsere Taschen in den Keller, während Beth zu einem der insgesamt drei Gästezimmern ging. Als wir gerade wieder im Wohnzimmer waren, konnten wir hören, dass sich ein Auto näherte. Mit meinem Vampirgeruchsinn erkannte ich, dass es sich um Vampire handelte und Josef ging schon auf die Haustür zu, um unsere Verbündeten zu begrüßen. Ich nahm Beth an der Hand und ging ihm hinterher. Der Geländewagen hatte inzwischen in der Einfahrt gehalten und es stiegen vier Vampire aus. Von ihnen kannte ich zwei: Guillermo und Logan. Die beiden anderen waren mir unbekannt. Es waren ein großer braunhaariger Mann und eine Frau blondgelockten Haaren. Die Gruppe kam zu uns und die beiden stellten sich als Alex und Isabella Law vor.
Sie waren Geschwister und waren schon länger hinter der Legion her. Die Chance, sie jetzt endlich vernichten zu können, schien ihnen sehr zu gefallen.
" Sie haben unsere gesamte Familie ausgelöscht. Seitdem sinnen wir auf Rache.", erklärte Alex.
" Nur was sollen zwei Vampire gegen so eine große Gruppe an bestens ausgerüsteten Menschen machen?" , fügte Isabella hinzu.
" Darum haben wir sofort zugesagt, als uns Josef angesprochen hat." , beendete Alex.
" Genau." , Josef trat zu uns, " Marcus hat eben angerufen und gesagt, sie wären fast da. Ich würde sagen, wir verschieben den Smalltalk auf später, wenn alle da sind." Er unterstrich seine Worte mit einem Grinsen.
" Ich höre sie." , bemerkte Logan.
Und tatsächlich konnten wir ein entferntes Propellerflattern hören. Wenig später konnten wir sie auch sehen. Der Hubschrauber setzte auf dem Landeplatz auf und weitere Vampire sprangen hinaus. Während der Helikopter wieder in die Luft stieg, kamen Josef's Geschäftspartner auf uns zu. Sie sahen lange nicht so freundlich aus, wie Alex und Isabella und kaum waren sie in Sichtweite, begann James schon zu fluchen, er hatte seinen wütenden Blick auf Beth gerichtet. Seine Augen nahmen eine silberne Farbe an und seine Bewegungen wurden raubtierhaft. Beth wich verängstigt einen Schritt zurück und ich stellte mich instinktiv knurrend vor sie.
4. Kapitel: Differenzen
>> Wenn Vampire so richtig wütend werden, verwandeln sie sich; sie werden wie Raubtiere und verlassen ich ganz auf ihre Urinstinkte. Wenn sie in dieser Stimmung sind, sind sie unberrechenbar. Sie können sich selbst kaum unter Kontrolle halten. Sie sind Bestien.
James fixierte mich mit hasserfülltem Blick. Man konnte ihm ansehen, wie abartig er es fand, dass ein Vampir einen Mensch derart schützte. Er ließ die Phase der Unentschlossenheit hinter sich, duckte sich und kam langsam näher. Mein Knurren wurde lauter und ich schob Beth ein Stück nach hinten. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte James, er sprang vorwärts, auf mich zu. Ich hörte unterbewuust, wie Beth aufschrie, aber da ich mich blitzschnell und gerade noch rechtzeitig verwandelte, konzentrierte ich mich nicht darauf. Ich konnte den Aufprall abfangen und versuchte, James von mir herunter zubekommen, der nach meiner Halsschlagader schnappte. Ich bekam mich frei und sprang einen Schritt zurück, genau wie James. Inzwischen ging es ihm nicht mehr um Beth, es ging ihm um mich. Er wollte mich, das sah ich in seinen Augen. In dem Moment, in dem er erneut angreifen wollte, packten ihn Marcus und Seth – ebenfalls verwandelt – an den Schultern und hielten ihn fest. Josef und Alex waren an meine Seite getreten und Isabella hatte den Arm schützend um Beth gelegt.
Nachdem sich James allmählich zu beruhigen schien, verwandelte sich Josef als erster zurück und versuchte, die Situation zu entspannen.
" Guten Abend Marcus, James, Seth, Samantha." , er nickte jedem kurz zu , " Wie ihr sicher schon bemerkt haben dürftet, ist ein Mensch bei uns. Sie ist eingeweiht und wird bei uns mitmachen, also wäre ich dir sehr verbunden, wenn du sie nicht weiter angreifen würdest." Die letzten Worte hatte Josef an James gerichtet, der ihn daraufhin mit funkelnden Augen anblitzte.
" Was hat ein Mensch hier zu suchen. Sie sind unsere Feinde. Habt ihr euch mit ihnen verbündet um uns eine Falle zu stellen? Ich lasse mich nicht so einfach fangen. Wenn ihr mich wollt, müsst ihr kämpfen." , spuckte er heraus.
" Wir haben uns nicht mit der Legion verbündet, Beth ist eine gute Freundin. Sie ist gefährdet, also haben wir sie mitgenommen. Sie kämpft genauso gegen die Legion, wie wir." Josef sprach ganz ruhig, obwohl ihm die Anspannung ins Gesicht geschrieben stand.
Samantha löste sich leise aus dem Hintergrund, ging in Menschengestalt auf James zu und begann auf ihn einzureden. Auf sie schien er zu hören, bekam sich wieder in Kontrolle und der silberne Glanz in seinen Augen verschwand. Alle entspannten sich wieder und verwandelten sich zurück.
" Also, ich würde sagen, wir gehen erstmal rein und klären alles Weitere." Josef klatschte in die Hände und drehte sich Richtung Haus um.
Die anderen folgten ihm, aber ich ging auf Beth zu und nahm sie in den Arm.
" Alles in Ordnung?" , fragte ich sie.
" Ja, ist schon gut. Er hätte mir eh nichts tun können, ich habe ja einen Beschützer.", Beth schien sich wieder gefasst zu haben und lächelte mich mit ihrem Beth–Lächeln an.
" Das stimmt.", inzwischen lächelte auch ich.
Wir gingen den anderen langsam hinterher.
Als wir im Wohnzimmer ankamen, hatten schon alle auf der breiten Couch Platz genommen. Beth setzte sich, unter den Augen von James, auf einen Sessel und ich ließ mich sicherheitshalber auf der Lehne nieder. Josef räusperte sich und ergriff das Wort.
" Jetzt, wo wir alle zusammen sind, kann ich euch von meinem Plan erzählen. Aber zuerst wiederhole ich nochmal die ganzen Informationen, damit wir auf dem gleichen Stand sind. Also, die Legion ist seit drei Monaten wieder aufgetaucht. Sie hat seitdem die Namen von sämtlichen Vampiren in Los Angeles und Umgebung erfasst und wahrscheinlich inzwischen die der Vampire in den ganzen USA. Wir schätzen, dass die Legion aus fünfundzwanzig Mitgliedern besteht, fünfzehn ausgebildeten Vampirkillern, fünf Führungspersonen und fünf Wissenschaftlern. Sie sind uns also zahlenmäßig überlegen. Ihr Hauptquartier befindet sich im Death Valley, durch die lange Sonneneinstrahlung tödlich für Vampire. Dort foltern sie die bedeutenden Vampire, um ihnen wichtige Informationen herauszuzwingen. Wir kennen keine Namen von den Mitgliedern. Unser einziger Vorteil ist es, dass wir stärker sind als sie, zumindest, wenn wir sie überraschen und sie ihre Vernichtungswaffen nicht bei sich haben. Also müssen wir zehn Vampire gegen fünfzehn bestens gerüstete Menschen antreten. Dafür brauchen wir einen guten Plan, sonst haben wir keine Chance." , Josef blickte ernst in die Runde , " Und ich habe einen Plan." , sagte er.
" Wir müssen uns, wie gesagt, ganz auf den Überraschungseffekt verlassen. Am besten bilden wir Gruppen, die das Hauptquartier beobachten. Dadurch erfahren wir, wann die meisten Anhänger nicht da sind – dann müssen wir zuschlagen. Je schneller wir sie auslöschen können, desto besser. Sie dürfen nicht an ihre Waffen kommen können. Es wäre wichtig, auch ihren Aufbewahrungsort zu erfahren. Dann können wir sie daran hindern, an sie zu kommen. Wir müssen mit allem rechnen. Es kann gut sein, dass da irgendwo Vampire sind, die gefangen genommen wurden. Wir versuchen sie zu befreien, aber im Notfall hat unser Überleben die Priorität. Das sind unsere Aufgaben. Beth kann versuchen, Informationen über die Legion herauszufinden. Namen, Bekannte, alles kann wichtig sein. Wir dürfen uns nicht so einfach von Menschen besiegen lassen!" , Josef beendete seine Rede.
" Am besten bilden wir sofort die Spionagetruppen.", Alex schien vom Plan ganz begeistert.
" James und ich gehen als erstes.", Samantha warf James einen Blick zu, der mürrisch und äußerst widerwillig nickte.
" Dann sind wir die zweiten.", Marcus deutete auf Seth und sich.
" Logan und ich gehen als nächstes." , Guillermo klopfte Logan auf die Schulter.
" In Ordnung, dann gehen Josef und ich als letztes.", erwiderte ich.
" Dann ist ja das schon einmal geklärt. Der Kampf gegen die Legion hat hiermit begonnen." , Josef stand auf und löste damit die Sitzung auf.
Samantha und James machten sich nach einem Blick auf die Landkarte sofort auf den Weg, die anderen sahen sich näher im Haus um. Josef, Beth und ich blieben zusammen mit Seth im Wohnzimmer. Seth war die ganze Geschichte mit James ziemlich peinlich und er begann zögernd zu erzählen, warum James so einen Hass auf die Menschen hatte
" Ihr müsst wissen, dass James große Liebe von der Legion umgebracht wurde. Er musste dabei zusehen, wie sie sie bei lebendigem Leibe verbrannt haben, das hat er nie überwunden. Er war gerade von der Arbeit nach Hause gekommen und sah schon von Weitem das Feuer. Sie lebten etwas abgeschieden, also war es niemandem aufgefallen. Als hereingestürmt kam, hat er die Vampirkiller so überrascht, dass sie geflohen sind. Sie hatten nicht mit noch einem Vampir gerechnet. James wollte Alice noch aus den Flammen ziehen, aber es war zu spät. Seitdem hasst der alle Menschen. Selbstverständlich ist das keine Entschuldigung daüfr, dass er sie angegriffen hat." , Seth blickte Beth entschuldigend an.
" Ist schon in Ordnung. Schließlich hat er Schreckliches durchgemacht." , Beth hörte sich eher traurig an, als wütend. Das war wieder so typisch für sie, sie konnte niemandem lange böse sein. Ich nahm ihre Hand und sie legte ihre andere darüber.
" Hoffentlich kann er sich noch unter Kontrolle halten, wenn es zum Kampf kommt." , ich hatte da so meine Zweifel.
" Keine Sorge, er wird sich von nun an zusammenreißen, so wie ich ihn kenne." Seth schien da sehr zuversichtlich.
" Umso besser. Ein bisschen Leidenschaft ist ja nicht schlecht." , Josef warf Beth und mir einen verschwörerischen Blick zu.
5.Kapitel: Die Ruhe vor dem Sturm
>> Manchmal glaube ich, dass nichts einfach nur gut gehen kann. Immer ist da etwas, das einen davon abhält, von einem perfekten Moment zu sprechen. Immer hält das Leben für einen Überraschungen bereit.Immer sind da die kleinen Dornen des Schicksals, die einen stechen.
Nachdem sich alle umgesehen hatten, trafen wir kurz in der Küche zusammen, wo Josef uns stolz seine Kühlschränke zeigte, die voll mit Blutkonserven sämtlicher Blutgruppen waren. Wir griffen nach der ganzen Aufregung bereitwillig zu und danach ging jeder seiner Wege: Marcus und Seth wollen noch etwas schlafen, bevor sie ihre Schicht antraten, Alex und Samantha machten einen Spaziergang im Wald, Logan schloss in seinem Zimmer seinen Laptop an, Guillermo las sich etwas in die Heilung von verletzten Vampiren ein, da er als Gerichtsmediziner die Rolle als Arzt übernehmen würde und Josef hatte sich in sein Büro zurückgezogen, um von dort einige seiner Geschäfte weiterzuführen. Beth und ich blieben in der Küche zurück.
" Und was machen wir beide jetzt?", Beth schaute mich liebevoll an.
" Was auch immer du willst.", ich legte ihr meine Hand auf die Wange und küsste sie sanft. Sie erwiderte meinen Kuss und fuhr mit den Fingern durch mein Haar.
" Wir könnten doch auch spazieren gehen."
" Einen romantischen Spaziergang?", ich lächelte sie an.
" Genau.", sie nahm mich an der Hand und wir gingen nach draußen.
Wir verbrachten mehrere wunderschöne Stunden. Als wir zurückamen, waren Samantha und James wieder da und Marcus und Seth waren aufgebrochen. Mittlerweile war es Morgen, und die Sonne begann aufzugehen. Beth, und ich frühstückten, oder ich sah ihr besser gesagt dabei zu. Danach wollte Beth sich etwas ausruhen, ich wartete, bis sie eingeschlafen war und zog mich dann ebenfalls in meine Kühltruhe im Keller zurück. Gegen Mittag trafen alle wieder zusammen, tranken etwas Blut und Samantha erzählte, was sie und James herausgefunden hatten.
" Einige Zeit ist gar nichts passiert. Das Gebäude lag ruhig da und kein Mensch war zu sehen. Aber gegen Morgen sind sie anscheinend aufgewacht. Dann sind mehrere Wissenschaftler zu einem Bunker gegangen und dort eine halbe Stunde lang geblieben. Sie scheinen einen Vampir gefangen zu haben, aber man riecht ihn kaum, sie müssen ihm irgendetwas eingeflößt haben. Und das ist alles was wir gesehen haben."
" Wenn ein Vampir gefangen ist, müssen wir schneller zugreifen!", Alex schien von dem Gedanken entsetzt zu sein, was sie diesem Vampir dort antaten.
" Aber wir dürfen nicht überstürzt handeln. Wir müssen uns die Zeit lassen, die wir brauchen und eine günstigen Moment abwarten.", Josef hielt nichts von spontanen Vorhaben.
" Wer weiß, was sie ihm antun! Das können wir doch nicht zulassen!", Alex ließ nicht locker.
"Josef er hat recht.", sagte ich , " Aber wir müssen trotzdem erstmal die Lage erfassen, sonst sind wir am Ende auch noch mit diesem Vampir gefangen und das bringt keinen von uns weiter."
" In Ordnung, wenn ihr meint die Vampirretter spielen zu müssen … dann machen wir eben schneller.", Josef verdrehte die Augen.
Kurze Zeit später kamen Marcus und Seth zurück. Die beiden waren ziemlich zufrieden mit dem, was sie herausgefunden hatten.
" Sie laufen Patroullien und wechseln sich um fünfzehn Uhr ab. Das heißt, dass für einige Minuten keiner den Gefangenentrakt bewacht. Wenn wir eine Möglichkeit haben, zuzushclagen, dann in diesem Moment. Wir können den Vampir befreien und dann kämpften.", Marcus schien sich seiner Sache ziemlich sicher.
" Woher wisst ihr, dass die Patroullien ausgerechnet um drei wechseln. Vielleicht war es nur Zufall.", ich war mir da nicht so sicher. Was, wenn sie die Zeiten immer änderten?
" Das haben wir uns zuerst auch gefragt", sagte Seth und holte ein Papier aus seiner Jackentasche , " und dank diesem Protokolls haben wir die Sicherheit." , er wedelte mit ihm herum.
" Wo hab ihr das her?", fragte Josef scharf.
" Das hat einer von den Wächtern draußen auf einem Tisch zurückgelassen und ich habs ihnen geklaut.", der junge Vampir war sehr zufrieden mit sich.
" Ich konnte ihn nicht zurückhalten.", Marcus machte ein säuerliches Gesicht.
" Und wenn dich jemand gefasst hätte?", Josef hielt gar nichts von solch unüberlegten Handlungen.
" Sie haben mich ja nicht erwischt.", Seth ließ sich seinen Erfolg nicht schlecht machen und lächelte ungerührt weiter.
" Ich hoffe, du kannst von nun an deine spontanen Ideen unter Kontrolle halten.", sagte Josef ernst, aber seine Mimik verriet, dass er ziemlich erfreut über diese ungeahnte Hilfe war.
" Ich werde mein bestes geben.", jetzt begang Seth zu grinsen.
" Holt euch was zu trinken.", sagte ich und wies, ebenfalls mit einem Grinsen auf dem Gesicht, in Richtung Küche.
Guillermo und Logan machten sich auf den Weg ins Death Valley, Marcus und Seth hatten sich hingelegt und wir anderen gingen wieder unseren wartenden Tätigkeiten nach: Josef war wieder bei seinen Geschäften, James, Samantha, Alex und Isabella machten einen Rundgang in der Umgebung das Hauses und Beth und ich unterhielten uns. Abends trafen sich alle in der Küche, nahmen etwas zu sich und führten etwas Smalltalk, danach zerstreute sich alles wieder. Beth und ich saßen auf der Bank vor dem Haus und schauten in die Sterne. In den ganzen Jahren des nächtlichen Lebens, waren sie für mich selbstverständlich geworden, aber Beth war noch immer von ihnen fasziniert.
" Als ich klein war, habe ich abends immer in den Himmel geschaut und mir vorgestellt, dass mein Engel irgendwo da oben auf mich hinunterschaut und auf mich aufpasst."
" Und ich war die ganze Zeit näher bei dir, als du dachtest.", ich streichte ihr übers Haar.
" Ich habe es gespürt. Ich habe gespürt, dass du da warst. Meine Mutter hat mir gesagt, dass mein Engel in schlimmen Zeiten bei mir wäre, um mich zu beschützen. Aber ich wusste, dass du immer da warst und über mich gewacht hast.", Beth lächelte mich an.
" Und du hattest recht." , erwiderte ich, lehnte mich vor und wollte sie gerade küssen, als wir ein lautes Grollen hörten.
Wir schauten gleichzeitig zum Feldweg, der zum Haus geführte, und sahen, wie ein schwarzes Auto auf uns zuraste. Es hielt mit quietschenden Reifen und Logan und Quillermo sprang heraus.
"Was ist passiert?", rief ich ihnen zu, während die anderen aus dem Haus stürmten.
"Sie haben uns entdeckt! Sie kommen!", schrie Guilermo.
6.Kapitel: Unerwartete Wendungen
>> Warum muss alles immer schiefgehen? Warum können wir nie Glück haben? Warum trifft es immer die Guten? Wir waren schon so weit und dann passiert sowas. Manchmal ist das Leben einfach ungerecht.
Wir hatten kaum Zeit zu reagieren. Einen Augenblick nachdem Guillermo Alarm gegeben hatte, kamen sie auch schon ein schwarzer Lieferwagen um die Kurve. Wir verwandelten uns gerade als sich die Türen öffneten und mehrere vermummte Gestalten mit Gewehren heraussprangen. Ich stellte mich vor Beth, während die anderen sich in Angriffsstellung begaben, doch bevor sie sie attackieren konnten, beschossen uns die Vampirjäger. Es waren keine Gewehre, wie ich gedacht hatte. Es waren Maschinen, mit denen sie Holzpflöcke auf uns abfeuerten. Die anderen versuchten noch ihnen auszuweichen, aber es waren einfach zu viele Geschosse, selbst für einen Vampir . Ehe ich reagieren konnte, brachten alle um mich herum mit Pflöcken in der Brust bewegungsunfähig zusammen. Augenblicke danach traf auch mich ein Holzpflock und es wurde dunkel um mich herum …
[Beth]
Sie waren plötzlich da. Es ging alles so schnell. Die anderen hatten sich verwandelt und Mick hatte sich vor mich gestellt. Damit rettete er mal wieder mein Leben, denn sonst hätte ich die ganzen Holzpflöcke, die in der Gegend herumflogen, sicher nicht überlebt. Alle anderen waren schon zu Boden gegangen, bevor es auch Mick traf. Ich hörte ihn noch vor Schmerz aufstöhnen, dann war er zum Schweigen gezwungen. Gerade als ich vor ihm auf die Knie gehen und ihn befreien wollte, kamen zwei von der Truppe auf mich zu. Ich blieb wie versteinert stehen. Bestimmt wollten sie mich eigenhändig umbringen, was sollte ihnen denn ein Mensch bringen?
" Ist alles mit Ihnen in Ordnung?", fragte einer von beiden.
Ich dachte ich hätte mich verhört. Ob alles mit mir in Ordnung sei? Sie hatten gerade meine ganzen Freunde , das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein. Noch während ich mich wunderte, sprachen sie schon weiter.
" Sie brauchen keine Angst haben. Wir haben sie betäubt, die können Ihnen nichts mehr tun.", sagte der andere behutsam, als befürchtete er, ich würde gleich in Ohnmacht fallen.
" Kommen Sie, wir bringen Sie zu unserer Station. Wir machen diese Blutsauger unschädlich. Sie sind nicht der erste Fall, in dem dieser Abschaum Menschen entführt hat, um sie dann irgendwo in Ruhe auszusaugen. Aber jetzt sind Sie in Sicherheit. Wenn wir erst einmal auf der Station sind, können wir Ihnen alles über unsere Arbeit erzählen. In Ordnung?"
" Okay.", mehr brachte ich nicht über meine Lippen. Hoffentlich sahen sie meine Sprachlosigkeit als Ergebnis des Schocks.
" Na dann.", beide gingen zum Wagen. Ich folgte ihnen unsicher. Es war ein schreckliches Gefühl, an meinen Freunden vorbeizugehen und ihnen nicht helfen zu können. Aber meine Feinde hatten mir eine perfekte Tarnung gegeben. Wenn ich jetzt versuchen würde, sie zu befreien, dann würde ich alle Rettung zerstören. Doch jetzt … vielleicht gab es ja noch Hoffnung.
Die anderen Legionsmitglieder schleppten die Vampire in ihren Tranporter. Drinnen wurden sie ziemlich unsanft nebeneinander gelegt. Ich durfte vorne mit einsteigen und wurde dann glücklicherweise in Ruhe gelassen. Wir fuhren in Richtung Death Valley und ich starrte die ganze Zeit nach draußen in die Nacht. Undeutlich nahm ich wahr, wie sich die Bäume und Wälder langsam auflösten und das Gebiet kahler wurde. Bald waren wir in der Wüste und die wenigen Autos, denen wir begegnet waren, waren nun vollständig verschwunden. Wir bogen nach einer halben Stunde auf einen holprigen Weg ab, der auf einige größere Hügel zuhielt. Als wir sie halbwegs umrundet hatten, gaben sie den Blick auf mehrere Betonbauten frei, die man von der Straße aus nicht sehen konnte.
Wir waren kaum im Hof angekommen, als auch schon die ersten Leute aus einem der Gebäude stürmten und den anderen beim Ausladen halfen. Die Vampire wurden in einen Nebenbau gebracht. Ich stieg langsam aus und blieb unschlüssig mitten auf dem Hof stehen. Ein Mann in mittlerem Alter mit schwarzem Haar kam mir entgegen und lächelte mich schon von Weitem freundlich an.
" Herzlich Willkommen. Mein Name ist Jordan Healer. Meine Leute haben mir erzählt, sie hätten Sie bei den Vampiren aufgelesen.", er schien eine Antwort zu erwarten, also nickte ich, " Dann haben die Sie also wirklich entführt. Nun gut, kommen Sie erstmal rein, dann kann ich Ihnen unsere Geschichte erzählen."
Ich folgte ihm ins Haus, das anscheinend das Hauptgebäude war. Im Vorbeigehen sah ich eine kleine Mensa, einen Meetingraum und mehrere Zimmer, in denen die Mitglieder schliefen. Jordan Healer betrat das letzte Zimmer auf dem Gang, das sich als sein Büro herausstellte und ich ließ mich auf dem Stuhl nieder, auf den er wies.
" Also, ich bin der Leiter dieser Operation. Wir bestehen schon seit über 200 Jahren und traten immer in Erscheinung, wenn die Vampirpopulation im Land zu groß wurde. Das ist bisher erst einmal passiert und jetzt wiederholt es sich. Unsere Aufgabe ist es, die Vampire in Los Angeles und Umgebung zu vernichten, da sie sonst den Menschen zu gefährlich würden. Seit mehreren Monaten suchen wir schon die Namen der Vampire in der Stadt, suchen sie auf und töten sie. Das Ganze mag jetzt ziemlich brutal klingen, aber immerhin sind diese Monster zu viel grausameren Taten fähig. Die meisten Vampire werden vor Ort getötet, nur wenige nehmen wir mit hierher, um durch sie zu Informationen zu kommen. Gegenwärtig haben wir, außer der Gruppe, die Sie gefangen hat, nur einen weiteren Gefangenen. Wir hatten eigentlich nicht vor, ihn mitzunehmen, aber es stellte sich heraus, dass er ein hervorragender Kämpfer war und wir wollen nun erfahren, ob auch andere Vampire diese Stärke in sich haben, oder ob es sich um einen Einzelfall handelt. Ihre Entführer haben wir schon länger gesucht. Einer von ihnen, Josef Kostan, hat einen hohen Bekanntschaftsgrad unter den Vampiren und er kennt viele andere, deswegen wollen wir aus ihm die Namen herausbekommen. Nach den anderen haben wir auch gefahndet, mal sehen, was sie uns bringen. Wir haben allerdings nicht erwartet, einen Menschen vorzutreffen. Wir fahren nicht sehr oft in die Stadt, um andere Vampire nicht zu unserem Versteck zu führen, also fürchte ich, dass Sie einige Zeit bei uns bleiben müssen.", er blickte mich entschuldigend an, " Ich hoffen, das macht Ihnen nichts aus?", ich schüttelte den Kopf.
" Nein, es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie mich hier aufnehmen.", log ich ihn an.
" Na dann hätten wir das ja schon mal geklärt.", er lächelte mich an, " Ich würde sagen, dass ich Ihnen am Besten erst einmal unsere Station zeige, damit Sie sich nicht verlaufen."
Er stand auf und ich folgte ihm aus dem Büro.
7.Kapitel: Wiedersehen
>> Ich hasse es gepfählt zu werden. Ich werde mich daran nie gewöhnen. Erst der Schmerz, wenn der Pfahl in einen hinein gestochen wird und dann dieses lähmende Gefühl, das sich wie Gift durch den Körper frisst. Leider ist das nun mal die effektivste Möglichkeit, einen Vampir auszuschalten.
Als Erstes zeigte Healer mir das Hauptgebäude. Das hatte ich bereits auf dem Weg zum Büro gesehen, daher hielten wir uns dort nur kurz auf und gingen gleich weiter zum zweitgrößten Gebäude, das sich als Waffenkammer und Trainingshalle herausstellte. Dort, so sagte er, würden die Vampirjäger auf ihre jeweiligen Fälle vorbereitet, ähnlich wie beim Militär. In einem kleinen Raum neben der Halle wurde das theoretische Wissen über Vampire von einem Wissenschaftler gelehrt. Wir verließen den Ausblidungstrakt und näherten uns dem dritten Bau. Dem Gefangenentrakt, wie Jordan Healer ihn nannte. Schon kurz nach der Eingangstür führte eine Treppe nch unten in den Keller. Laut Healer sei dort unten ein weitläufiges Netz aus ausgebauten Tunneln, in denen sich die Zellen, Wachkammern, Befragungsräume und eine Wissenschaftsabteilung befanden. Auf meine Nachfrage erklärte er, dass die Wissenschaftsabteilung dazu da war, mehr über Vampire herauszufinden. So hätten sie durch Versuche schon mehrere neue inforamationen über den Kosmos der Vampire entdeckt. Ihr derzeitiges Versuchsobjekt sei der starke Vampir, von dem er schon erzählt hatte.
Wir stiegen die Treppenstufen nach unten und gingen dann einen langen, verwundenen Gang entlang. Er deutete auf verschiedene Türen und nannte deren Aufgabe. Auf dem Rundgang trafen wir auf mehrere Wissenschaftler, die Jordan Healer den neusten Stand ihrer forschungen mitteilten. Wir bogen gerade um die letzte Ecke, als ich die anderen – immer noch gepfählt – in einem Raum am Ende des Ganges erblickte. Das Zimmer war von einer großen Panzerglasplatte an einer Seite komplett abgedeckt. Es fiel mir schwer, meine Tarnung beizubehalten, als ich Mick neben Josef daliegen sah. Warum zogen sie ihnen denn nicht die Pflöcke heraus? Ich musste irgendetwas unternehmen und dank meiner Journalistenphantasie fiel mir auch gleich etwas ein.
" Was haben Sie jetzt mit Ihnen vor ?", fragte ich ihn.
" Nun, das ist jetzt etwas problematisch. Normalerweise benutzen wir die Pfahlgewehre nur für Fälle, die wir sofort töten. Da sie aber leben müssen und wir ihnen die Pflöcke nicht so einfach rausziehen können, weil sie uns sonst gleich angreifen würden, haben wir zur Zeit keine Ahnung, was wir machen sollen.", er schien ehrlich enttäuscht.
" Ich hätte da eine Idee. Ich bin nun schon seit einer Woche mit ihnen zusammen. Sie wollten mich anscheinend nicht gleich töten, sondern mich eher als eine Art Spielzeug benutzen.", ich zeigte auf meine alte Bisswunde, " Auf jeden Fall haben sie Vertrauen zu mir gefasst, mich würden sie bestimmt nicht angreifen. Lassen Sie mich versuchen, ihnen die Pflöcke herauszuziehen. Ich könnte mich auch sonst etwas um sie kümmern. Ich habe ein schlechtes Gewissen, Sie haben mich hier so herzlich aufgenommen und ich kann Ihnen doch sonst nicht behilflich sein.", ich blickte ihm mit unschuldigen Augen an.
" Wenn Sie das könnten, wäre es natürlich perfekt", er hatte es mir abgekauft ," aber was, wenn sie Sie doch attackieren, das ist sehr gefährlich.", sagte er besorgt.
" Ich passe auf mich auf und sie können ja ein paar Leute mit diesen Gewehren in der Nähe haben, die im Notfall eingreifen.", schlug ich vor und warf ihm mein, für Männer beinahe unwiderstehliches, Lächeln zu.
" In Ordnung, wenn Sie sich so sicher sind. Damit würden Sie uns ungemein weiterhelfen.", auch er konnte nichts gegen meine Ausstrahlung entgegenwirken.
" Kann ich noch was tun, außer ihnen die Holzpflöcke herauszuziehen?"
" Eigentlich müssten sie noch etwas zu trinken bekommen, sonst würden sie es nicht lange genug überleben … aber das kann ich nun wirklich nicht von Ihnen verlangen."
" Das würde mir aber nichts ausmachen. Ich bin Krankenschwester, da bin ich es gewohnt mit Blut umzugehen. Wenn ich doch schon mal drinnen bin.", zum Glück fiel mir das mit der Krankenschwester ein, das würde alles einfacher machen.
" Hm … das geht ja eigentlich gegen jedliche Art von guter Gästebehandlung. Sie sind sich sicher?"
" Ja das bin ich, ob ich nun Menschen oder Vampiren Blut einflöße, so groß ist der Unterschied ja auch nicht."
" Gut, dann warten Sie kurz hier, während ich die Blutkonserven und die Wachposten hole."
Er ging durch eine der Türen auf dem Gang und kam kurz darauf mit zwei bewaffneten Wachen und mehreren Beuteln Blut zurück. Letzteres drückte er mir in die Hände, nickte mir noch einmal aufbauend zu und wies auf die Panzertür, die in die Zelle führte. Ich straffte meine Schultern und ging zielstrebig auf die Tür zu. Jetzt musste ich meine Gefühle unter Kontrolle halten, wenn ich etwas Falsches tat, würde Healer Verdacht schöpfen. Also trat ich energisch über die Schwelle und wandete mich an Mick, der gleich links von mir lag. Ich ließ mich vor ihm nieder und zog vorsichtig den Pflock aus seiner Brust. Sofort regte er sich. Er wollte gerade reflexartig sein Gegenüber angreifen, als er realisierte, dass ich es war, die vor ihm stand.
" Beth?", murmelte er verwirrt.
" Ruhig", erwiderte ich so leise wie möglich. Das war zwar eigentlich gar nicht nötig, da man durch das dicke Glas nichts verstehen konnte, aber sicher war sicher. Ich erklärte ihm in wenigen Sätzen die Lage und Blick wurde viel verwirrter.
" Und das haben sie dir geglaubt?"
" Überzeugungskraft", lächelte ich ihn heimlich an.
Schnell erlöste ich auch die anderen von ihren Pflöcken, und sah zu, wie sie langsam zu sich kamen. Anscheinend war das schwerer, je länger sie bewegungsunfähig waren. Als sie halbwegs wach waren, hatte ich auch schon jedem eine Blutkonserve gegeben, die sie jetzt tranken. Ich schaute Jordan Healer an, der gebannt die Szene beobachtet hatte und mir nun anerkannend zunickte.
" Ich komme wieder.", versprach ich ihnen.
Ich machte mich wieder auf den Weg zur Tür, während Mick die anderen einweihte.
Draußen erwartete mich schon Healer, der mich breit angrinste.
" Gute Arbeit!"
Wird mal Zeit, dass ich die FF hier auch beende.. sind ja nur noch 16 Kapitel
------------------------ 8. Kapitel: Neue Freundschaft
>> Ich habe nicht damit gerechnet, dass Beth mich von dem Holzpflock befreien würde. Aber erst Recht hätte ich nicht daran gedacht, dass sie bei der Legion aufgenommen werden würde und so unsere Rettung vorbereiten könnte. Beth war doch immer für eine Überraschung gut.
Mein Erfolg im Gefangenentrakt machte schnell die Runde und alle waren sichtlich überrascht. Jordan Healer gestattete es mir, mich von nun an offiziell um die Gefangenen zu kümmern. Auf dem Rückweg zum Ausgang kamen wir an der Versuchskammer vorbei. Dort wurde gerade der andere Vampir betäubt. Er war tatsächlich um einiges muskulöser gebaut, als die Vampire, die ich kannte. Seine braunen Haare standen verwuschelt von seinem Kopf ab und seine Kleidung zeigte mehrere betrachtliche Blutflecken. Zwei Wissenschaftler schleppten ihn an uns vorbei. Wir sahen ihnen nach, wie sie den bewusstlosen Vampir zu den anderen sperrten.
" Das war der Vampir, von dem ich gesprochen hatte.", sagte Healer.
" Er sieht wirklich um einiges stärker aus, als die anderen.", bemerkte ich.
" Das ist er auch. Er hat fast die doppelte Kraft unseres letzten Versuchsobjekts. Schon verrückt, wie das abweicht, fast wie bei den Menschen.", er schüttelte verwundert den Kopf.
" Ja, merkwürdig."
" Sie müssen doch hungrig sein. Es tut mir Leid, dass ich daran nicht gedacht habe. Aber bei der ganzen Aufregung …", er schaute mich schuldbewusst an.
" Das macht doch nichts.", beruhigte ich ihn.
" Lassen Sie uns etwas essen gehen.", Healer hatte wieder sein Lächeln aufgesetzt.
" Gerne.", antwortete ich ihm.
Wieder in der Kantine aßen wir schweigend nebeneinander. Ich beobachtete mein Gegenüber unauffällig. Er machte keinen allzu bedrohlichen Eindruck. Kaum zu glauben, dass dieser Mann ein Vampirkiller war, er sah mir mehr wie ein Anwalt aus.
Nachdem wir fertig gegessen hatten, zeigte mir Jordan Healer ein freies Zimmer, in dem ich schlafen konnte. Ich bedankte mich bei ihm und er verschwand. Nachdenklich ließ ich mich auf das Bett fallen. Wer hätte gedacht, dass ich hier so freundlich aufgenommen werden würde. Sie hatten überhaupt keinen Verdacht geschöpft, obwohl ich mit einer Horde Vampiren, von denen sich auch noch einer vor mich gestellt hatte, aufgefunden wurde. Wahrscheinlich war ihnen der Gedanke, dass ein Mensch sich mit Vampiren verbünden könnte zu unrealistisch. Umso besser für mich. So hatte ich die Möglichkeit, die anderen doch noch irgendwie retten zu können, auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, wie. Immerhin konnte ich mich schon mal um sie kümmern, das war besser als nichts. Nach der ganzen Aufregung hatte ich meine Müdigkeit gar nicht bemerkt, doch jetzt übermannte sie mich und ich schlief ein.
Am Nachmittag wachte ich ausgeschlafen wieder auf. Ich streckte mich genüsslich und richtete meine Frisur im Wandspiegel. Danach ging ich nach draußen auf den Flur und überlegte mir, was ich denn jetzt machen könnte. Ich beschloss, mich einmal selbstständig umzusehen und lief in Richtung Haupttür. Als ich um eine Ecke bog, stieß ich unerwartet mit jemandem zusammen. Hastig trat ich einen Schritt zurück, während ich mich entschuldigte. Ich war in einen jungen Mann mit blondem Haar gelaufen, der ebenfalls mit roten Gesicht um Verzeihung bat.
" Sie müssen die Frau sein, die so gut mit Vampiren umgehen kann.", bemerkte er.
" Die Gerüchte eilen mir also schon voraus.", ich lächelte ihn an.
" Hier in dieser Einöde geht sowas schnell.", sagte er mit schiefem Grinsen, "Glauben Sie mir, wenn man hier länger ist, wird einem die Wüste echt langweilig."
" Dann sind Sie also schon lange hier?", fragte ich ihn neugierig.
" Ja, leider.", er verdrehte die Augen, " Eigentlich interessiert mich diese ganze Vampirgeschichte überhaupt nicht, aber mein Vater will dass ich hier mitmache, von wegen er ist ja hier der Cheff und so, also was bleibt mir schon groß übrig. "
" Dann ist also Jordan Healer Ihr Vater?"
" Jep. Ich heiße Sam, Sie können mich ruhig duzen, das machen hier alle."
" In Ordnung Sam. Dann kannst du mich aber auch duzen. Ich bin Beth.", wir gaben uns die Hand.
" Wow, damit bin ich glaub ich der erste, der deinen Namen kennt.", er zwinkerte mir zu.
Ich lachte mit ihm. Es tat gut, mal wieder fröhlich zu sein nach all den schlechten Nachrichten. Sam war mir sofort symphatisch. Er war mit seinen 20 Jahren der Jüngste der Legion, wie er mir erzählte. Seine Mutter wurde von Vampiren getötet, als er noch klein war und seitdem hatte sein Vater sich gegen die Vampire verschworen. Er rächte sich nicht nur an den Mördern seiner Frau, sondern machte es sich zur Aufgabe, die Menschheit vor ihnen zu beschützen. Sam hielt von der ganzen Sache nichts. Natürlich hasste er die Vampire, die seine Mutter getötet hatten, aber er konnte nicht einsehen, warum auch die anderen Vampire wegen ihnen leiden und sterben mussten. Man schlachtete ja auch nicht die ganzen Menschen ab, nur weil einer von ihnen einen anderen umgebracht hatte. So verschieden waren Vampire Menschen nicht, warum galten andere Gesetze für sie?
Ich verriet ihm, dass ich seiner Meinung war und dass ich nicht wollte, dass die Vampire, mit denen ich aufgegriffen wurde, getötet wurden. Die ganze Wahrheit erzählte ich ihm nicht, aber soweit konnte ich ihm vertrauen.
" Was hältst du davon, dass wir sie befreien. Ich meine, sie haben dir nichts getan. Sie haben dich nicht angegriffen oder so, sie waren nett zu dir. Vielleicht sind es ja freundliche Vampire.", er grinste bei der Vorstellung.
" Also, ich wäre dafür, aber wie wollen wir das schaffen? Wir sind nur zu zweit.", ich war überrascht, dass Sam mir seine Hilfe bei der Befreiung anbot.Ungeahnete Möglichkeiten taten sich mir auf.
" Naja, ich kenne das Gelände hier gut, ich kenne alle Codes zu den verbotenen Bereichen, ich kann an Waffen kommen. Und ich hab die Schlüssel zu der Zelle."
" Wow, nicht schlecht. Wir können es ja versuchen.", jetzt lächelte ich ihn breit an.
" Cool, dann überlegen wir uns einen Plan.", Sam schien von der Idee, endlich von seinem Vater und seinen falschen Idealen wegzukommen, begeistert zu sein.
9.Kapitel: Ein riskanter Plan
>> Jetzt sind wir hier schon fast einen Tag lang und haben kaum etwas zu trinken bekommen. Mir macht das alte Blut ja nichts aus, aber die anderen haben damit schwer zu kämpfen. Sie sind Frischblut gewöhnt. Das konservierte sättigt einen Vampir nicht so sehr, wie frisches, das spüren hier alle. Andererseits haben wir es noch besser, als dieser andere Vampir. Jack Stanford, so haben ihn die Wissenschaftler genannt. Er lag immer noch bewusstlos in der Ecke. Was haben sie ihm nur angetan. Man konnte viele rote Flecken auf seiner Kleidung sehen. Die körperlichen Wunden verheilten bei Vampiren schnell. Aber die seelischen verheilen nie. Wir lernen nur mit der Zeit mit ihnen zu leben.
Sam und ich beschlossen, unseren Schlachtplan in meinem Zimmer zu entwickeln, weil wir dort ungestört waren. Wir wollten uns in fünf Minuten dort treffen und Sam klopfte pünktlich an meiner Tür. Ich ließ ihn herein und zur Sicherheit schloss ich noch die Tür ab und zog die Vorhänge vor das kleine Fenster. Sam hatte schon auf einem der beiden wackeligen Stühlen, die um einem Klapptisch herum standen, Platz genommen und setzte mich ihm gegenüber. Er breitete einen Gebäudeplan der Station aus und legte einen Stapel Dokumente und einige Stifte daneben.
" Das ist der Plan der Station.", begann er, " Hier sind alle Gänge, Räume und Ausgänge eingezeichnet. Und das", er deutete auf die Blätter, "sind Kopien von allen wichtigen Protokollen." Er fing an, die Kopien durchzublättern.
" Wacheneinteilung; Trainingszeiten; Vampirvernichtungsgänge; Testergebnisse; Liste der gefangenen, getöteten und gesuchten Vampire…", las er vor, "…ich denke, da werden wir was Nützliches finden."
" Wow, so viele Informationen. Wie bist du denn an die herangekommen?", ich war überrascht. Das waren mehr Infos, als ich es erwartet hatte.
" Es hat auch seine Vorteile, der Sohn vom Leiter zu sein.", Sam grinste, " Diese ganzen Dokumente gehören mir. Nur noch ein Professor hat die hier komplett. Mein Vater hat sie gehütet wie seinen Augapfel. Es sind sehr wichtige Informationen über die Legion."
" Allerdings. Damit kann man alles herausfinden, was man wissen möchte. Allein diese Testergebnisse …", ich zog eines der Blätter aus dem Stapel und begann, es zu überfliegen. " … faszinierend.", beendete ich den Satz.
" Ich hab mir schon Mal einen groben Plan überlegt, während ich das ganze Zeug zusammengesucht habe.", sagte er.
" Und der wäre?", fragte ich ihn neugierig.
" Also, wir müssten sie auf jeden Fall überaschen, sonst haben wir keine Chance gegen die Kämpfer." Es war schon komisch: Genau das gleiche hatte ich bereits als Plan gehört, von meinen Vampiren.
" Wir schauen in den Aufzeichnungen nach, wann am wenigsten Leute da sind. So viel ich weiß, wollen sie in den nächsten Tagen nochmal auf Jagd gehen, das wäre ein guter Zeitpunkt. Sobald die Jäger weg sind machen wir uns bereit. Bei der nächsten Wachablösung schlagen wir zu. Wir gehen runter in den Gefangenentrakt und befreien die Vampire. Natürlich müssen wir einige Vorbereitungen treffen. Waffen brauchen wir zum Beispiel; und Fluchtwagen. Prinzipiell könnte der Plan klappen, wenn wir Glück haben, das Hauptproblem sind nur die Vampire.", Sam sah geknickt aus, " Wenn die nicht mitmachen , hat das alles keinen Sinn. Und warum sollten sie uns schon glauben, bisher waren Menschen doch ihre Feinde."
Ich wusste, dass wir uns um die Fluchtbereitschaft der Vampire am wenigsten Gedanken machen mussten, aber wie sollte ich das Sam erklären. Andererseits erfährt er spätesten wenn wir fliehen von meiner Freundschaft mit den meisten von ihnen. Also warum sollte ich es ihm nicht gleich sagen. Ich wusste genau, dass er mich nicht reinlegen wollte. Na dann mal los.
" Sam, was ich dir jetzt erzähle, muss unter uns bleiben. Verstanden?"
" Ähh, ja. Klar!", Sam war von meinem strengen Blick verwirrt.
" Es ist nicht wahr, dass mich die Vampire gefangen genommen haben. Ich bin freiwillig mit ihnen mitgegangen.", ich beobachtete ihn, während ich redete und sah, wie ein verwundert-entsetzter Ausdruck auf seinem Gesicht erschien.
" Was? Warum DAS denn?"
" Weil ich mit ihnen befreundet bin. Zumindest mit den meisten von ihnen." Sam konnte es immer noch nicht fassen.
" Befreundet? Mit Vampiren? Wie ist das denn passiert?"
Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm die ganze Geschichte, wie ich Mick und seine Freunde getroffen hatte, zu erzählen. Als fertig war, hatte sich sein Entsetzen etwas gelegt.
" Also sind sie auf unserer Seite? Und sie sind an Menschen gewohnt?", das ging über Sam's gewohnte Sicht auf Vampire. Die ganzen Vorurteile, die er trotz allem von seinem Vater eingetrichtert bekommen hatte, waren falsch. Oder trafen nicht auf diese Vampire zu.
" Ja, sie sind auf unserer Seite und sie tun uns nichts. Sie eigentlich wie Menschen, nur stärker und mit feineren Sinnen."
"Dann können wir sie in den Plan einweihen und mit ihrer Unterstützung rechnen?", fragte er.
" Hundertprozentig.", antwortete ich ihm, " Und sie werden uns auch beim Kampf helfen.", fügte ich hinzu. James kam mir in den Sinn.
" Na wunderbar. Jetzt haben wir nich nur die Dokumente, sondern auch noch eine Horde kampflüsterner Vampire. Das wird ein Klacks.", Sam grinste mich schief an.Ich grinste zurück.
" Ja, aber nur, wenn die kampflüsternen Vampire nicht betäubt werden.", gab ich zu denken.
" Das ist kein Problem. Wir können die Gewehre manipulieren, ich weiß wie man das schnell machen kann. Das merkt keiner."
" Super. Dann kümmerst du dich am besten darum. Wenn sie dich in der Waffenkammer sehen, werden sie sich nichts denken."
" Und du sagst deinen Vampiren, dass wir sie befreien wollen und was ihre Rollen dabei sind."
" Mach ich."
" Es ist jetzt bald Zeit fürs Abendessen. Ich geh wohl besser gleich los. Jetzt dürften keine Leute bei den Waffen sein.", Sam stand auf und ging zur Tür. Den Türgriff in der Hand drehte er sich nochmal um.
" Du gehst besser zum Essen, Beth. Mein Vater scheint dich zu mögen.", er warf mir einen frechen Blick zu.
" Na dann mache ich mich natürlich sofort auf den Weg.", ich rollte lächeld mit den Augen.
" Treffen wir uns nachher wieder hier?", fragte Sam.
" Aber erst, wenn die anderen schlafen. Sonst wird es zu auffällig.", ermahnte ich ihn.
" Ich kann ja sagen, dass ich was mit dir hab.", erwiderte er mit unschuldigen Blick. Ich schnappte mir ein Kissen vom Bett und warf es nach ihm. Lachend fing er es auf, bevor es in seinem Gesicht landen konnte.
" Bis später, Sam.", sagte ich, ebenfalls lachend.
" Tschüss.", sagte er und verschwand durch die Tür.
10. Kapitel: Die Stunde des Rettungsversuches kommt näher
>> Jetzt waren wir einen ganzen Tag hier eingesperrt. Viel geredet hatten wir nicht, dafür waren wir zu schwach. In Moment war ich froh, dass ich mich schon immer von Blutkonserven ernährt hatte. So war ich noch der Stärkste hier im Raum. Jack war inzwischen einmal aufgewacht. Als er uns sah, wollte er schon angreifen, aber wir konnten hn davon überzeugen, dass wir auf der selben Seite standen. Wir alle waren gefangen. Daraufhin beruhigte er sich wieder und viel in seinen Schlafzustand zurück. Wenn nicht ein Wunder passiert, werden wir hier alle zugrunde gehen. aber was wird dann aus Beth?
Nachdem Sam gegangen war, ging ich zum Spiegel und versuchte mein Äußeres etwas aufzufrischen. Das war leichter gesagt als getan. Meine ganze Kleidung und Schminkutensilien waren in meiner Tasche und die war in Josef's Haus zurückgeblieben. Ich betrachtete meine verdrückten Bluse etwas wehmütig. Normalerweise war ich es gewohnt, einen vollen Kleiderschrank zu haben und immer ordentlich angezogen zu sein. Beim Abendessen musste ich Healer um ein paar Kleidungsstücke bitten. Ich steckte eine lose Haarsträhne hinter mein Ohr und ging zur Mensa.
Jordan Healer wartete schon auf mich. Er saß an einem Tisch und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er mich erblickte. Ich lächelte zurück und setzte mich neben ihn.
" Da sind Sie ja, Beth. Wie haben Sie geschlafen?"
" Hervorragend, danke. Warten Sie schon lange?", fragte ich ihn.
" Nein, nein. Ich bin auch erst vor ein paar Minuten gekommen.", er stand auf, entschuldigte sich kurz und holte uns etwas zu essen.
" Guten Appetit!", sagte er und stellte einen dampfenden Teller Ravioli auf meinen Platz.
" Danke, Ihnen auch.", erwiderte ich und begann zu essen.
Eine Zeit lang sagte keiner von und ein Wort, aber als ich meine Gabel hinlegte, richtete er wieder das Wort an mich.
" Brauchen Sie noch irgendetwas, Beth? Nicht das es schon wieder an meiner Gastfreundlichkeit hapert.", spielte er auf die Situation von heute Mittag an.
" Nun", begann ich zögerlich, " wissen Sie, ich habe ja keine Kleidung dabei und bräuchte etwas zum Wehseln …"
" Kein Problem. Wir haben hier mehrere Frauen und eine dürfte Ihre Kleidergröße haben. Ich werde sie bitten, Ihnen ein paar Sachen herzurichten.
" Vielen Dank, das weiß ich zu schätzen.", sagte ich dankbar. Immerhin hatte ich jetzt frische Kleidung.
" Nicht der Rede wert.", er schaute auf seine Armbanduhr, " Ich fürchte, ich muss Sie schon wieder verlassen. Wir wollen morgen Abend eine neue Jagd beginnen und dafür müssen noch ein paar Vorkehrungen getroffen werden."
" Kein Problem, das geht natürlich vor.", sagte ich.
" Wunderbar. Wir sehen uns dann zum Frühstück wieder.", er warf mir ein Lächeln zu.
" Das tun wir. Viel Erfolg bei Ihrer Vampirjagd!", das ging mir nicht leicht über die Lippen, aber es würde den richtigen Eindruck hinterlassen.
Jordan Healer verließ die Mensa und ging in Richtung des Vortragraumes. Ich blieb noch kurz sitzen und sah, wie mehrere Legionsmitglieder ihm folgten. Insgesamt waren es sieben. Sieben weniger, gegen die wir kämpfen mussten. Vielleicht waren es ja auch mehr und das waren nur die Befehlshaber. Aber ich wagte es kaum, das zu hoffen. Ich stand auf und ging zurück in mein Zimmer. Auf dem Weg wurde ich von einigen Leuten gegrüßt. Sam hatte recht, mir eilte ein gewisser Ruf vorraus. In meinem Zimmer angekommen, legte ich mich erst einmal aufs Bett. Es würde vielleicht eine lange Nacht werden, da musste ich ausgeschlafen sein. Fast sofort schlief ich ein.
Wenige Sekunden, wie es mir vorkam, später wurde ich von einem leisen Klopfen geweckt.
" Beth? Bist du da.", hörte ich Sam flüstern.
Ich sprang auf und öffnete ihm schnell die Tür. Er schlüpfte hinein, zog die Tür hinter sich zu und schloss ab.
" Hab ich dich geweckt?", sagte er amüsiert, als er meine verwuschelten Haare betrachtete.
" Ja, ich dachte etwas Schlaf wäre nicht schlecht. Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen."
" Da könntest du recht haben.", er verzog das Gesicht.
" Was ist denn jetzt?", fragte ich ihn aufgeregt, " Hast du die Waffen manipulieren können?"
" Natürlich! War alles kein Problem. Ich hab richtig geraten, es war keiner da. Dann musste ich nur noch die Waffen undschädlich machen. Das dauert nicht lange."
" Super! Ich habe mit deinem Vater gegessen. Er wollte zu einer Besprechung, weil morgen Abend eine neue Jagd beginnen soll. Wahrscheinlich ist die jetzt schion aus."
" Ja, ist sie. Ich musste etwas warten, weil die anderen gerade aus dem Meetingraum gekommen sind, als ich zu dir wollte. Ich hab gleich mal nachgefragt. Sie gehen um acht Uhr los und wollen so um drei zurück sein. Es ist eine größere Operation, sie werden noch acht andere mitnehmen. Das heißt es gehen fünfzehn Leute. Anscheinend handelt es sich um eine ganze Gruppe Vampire, wie bei dir."
" Bei mir waren es doch nicht mal zehn.", warf ich verwundert ein.
" Aber nur, weil sie nicht so viele erwartet haben."
" Also schlagen wir um kurz nach acht zu?", fragte ich ihn.
" Ich dachte an neun Uhr. Dann ist eine Wochenbesprechung und nur ein paar Wachen sind unterwegs. Eine bessere Gelegenheit bekommen wir nicht."
" Na gut. Dann um neun. Aber wie wollen wir uns zu Wehr setzen, wenn uns jemand angreift?"
" Meinst du, ich habe nicht ein paar Waffen mitgebracht?", er lächelte mich überlegen an. Mit seiner Hand langte er unter den Tisch und hob einen Beutel hoch, der mir vvorher noch gar nicht aufgefallen war, " Da drin sind zwei Betäubungsgewehre. Wir wollen ja nicht gleich töten.", er fügte er hinzu.
" Wow, du hast ja an alles gedacht.", sagte ich, als er auch noch ein Paar Schutzwesten aus dem Beutel zog und auf den Tisch legte.
" Ich muss morgen noch ein paar Beutel Blut klauen. Wie ich deine Vampire kenne, werden sie nicht lange durchhalten."
" Vor allem, wenn sie in der Sonne sind.", stimmte ich ihm zu. Ich erinnerte mich noch genau, wie es Mick ging, als ich ihn in der Wüste gefunden hatte. Das brauchte ich nicht mit zehn Vampiren. Oder elf, wenn wir den anderen auch noch retten konnten.
" Dann schlafen wir am besten noch etwas.", sagte er und unterbracht damit meine Gedanken.
" Ja, das werden wir brauchen." ,erwiderte ich.
" Wir sehen uns morgen nochmal. Ich komm so nach dem Mittagessen zu dir."
" In Ordnung. Schlaf gut."
" Du auch.", Sam lächelte mich nochmal an, sammelte seine Ausrüstung zusammen und ging.
Ich ging wieder zum Bett legte mich hin und dachte darüber nach, wie merkwürdig meine Situation doch war. Vor ein paar Jahren hätte ich jeden für verrückt gehalten, der mir meine Zukunft vorrausgesagt hätte. Ich und Vampire. Einen Vampir als Freund. Und jetzt lag ich hier in einem geheimen Gebäude mitten in der Wüste und wartete auf die Gelegenheit, ein knappes Dutzend Vampire zu befreien und mit ihnen abzuhauen. Ja, ich war wirklich in einer verrückten Situation. 11.Kapitel: Das letzte Treffen
>> Die Stunden vergingen immer langsamer. Jack wurde inziwschen schon wieder abgeholt.Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und als er wieder zurückgebracht wurde, war er wieder bewusstlos. Zuvor war er eine Zeit lang wach und wir tauschten uns etwas aus. Er hatte auch gegen die Legion vorgehen wollen, wurde allerdings überraschend aufgegriffen. Seitdem waren nun schon mehrere Wochen vergangen, in denen er hier gefoltert wurde. Sie hofften herauszufinden, woher all das Wissen über sie hatte, aber er hatte nicht vor es ihnen zu sagen. Eher wollte er sterben. Ein Schicksal, das ihn schneller als erwartet ereilen könnte. Nicht nur ihn. Uns alle.
Am Morgen wachte ich erst auf, als es an meiner Tür klopfte. Verschlafen setzte ich mich auf und streckte mich. Dann stand ich auf und trottete zur Tür. Als ich sie öffnete war niemand zu sehen, aber es lag ein kleines Bündel Kleidung vor meine Füßen. Das traf sich gut, denn meine jetzigen Klamotten sahen alles andere als gut aus und ich musste mit ihnen laufen können. Da war ein T-Shirt und eine Jeansjacke, die ich entdeckte um einiges praktischer, als meine Bluse. Ich zog beides an. Meine Jeans würde ich anbehalten, genauso wie meine Sneaker. Die restlichen Kleidungsstücke würde ich für meine Vampire aufheben – zumindest für den weiblichen Teil. Ich warf noch schnell einen Blick in den Spiegel, dann verließ ich das Zimmer.
In der Mensa erwartete mich wieder Jordan Healer mit seinem sympathischen Lächeln. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ein so netter Mann derart Vampirfeindlich und grausam sein konnte. Heute sah er allerdings müde aus. Anscheinend hatte er die ganze Nacht durchgearbeitet und hatte keinen Schlaf gefunden.
" Guten Morgen, Beth", sagte er.
" Guten Morgen.", antwortete ich.
Er stand auf und brachte uns das Frühstück. Wieder aßen wir schweigend. Als wir beide fertig waren, räusperte er sich.
" Ich muss leider einen unangenehmen Punkt ansprechen.", begann er und verzog das Gesicht, " Die Vampire müssten wieder Blut bekommen. Wollen Sie da simmer noch übernehmen? Ich kann auch unsere Leute schicken."
" Nein nein. Kein Problem. Aber warum geben Sie ihnen eigentlich überhaupt Blut?", ich war zugegebenerweise etwas verwundert. Sollte der Sinn der Einrichtung nicht sein, die Vampire zu quälen?
" Ich weiß, das scheint komisch zu sein. Ich würde darauf auch lieber verzichten, aber sonst sterben sie einem recht schnell weg, bevor wir Informationen bekommen haben. Für die Versuche gilt natürlich das gleiche. Wir haben aber das Blut auf die geringstmögliche Menge beschränkt, damit die Vampire nicht aufmüpfig werden. Jetzt sind sie so schwach, dass sie gerade noch sprechen können und bei Bewusstsein sind, das reicht aus." Healer gefiel der Gedanke gar nicht, die Vampire auch noch durchzufüttern, das merkte ich deutlich.
" Immerhin können sie einem nicht gefährlich werden.", sagte ich. Das war gar nicht gut. Es würde nicht so einfach werden, ein knappes Dutzend halbbewusstlose Vampire hier raus zu schaffen, die sich noch nicht mal wehren konnten. Ich hoffte vollkommen auf ihren Urinstinkt, sich zu verteidigen.
" Das stimmt … Wollen wir gehen?", fügte er hinzu.
" Okay. Gehen wir.", ich versuchte meine Freude zu unterdrücken, endlich alle wieder zusehen. Ich hatte Mick schon einen ganzen Tag nicht mehr gesehen.
Nebeneinander gingen wir in den Keller. Obwohl ich hier schon gewesen, kam mir alles fremd vor. In den Gängen hätte ich mich ohne Jordan Healer heillos verirrt.Doch mit ihm kamen wir schnell an unser Ziel: Den Gefangenentrakt. Schon von Weitem sah ich meine Freunde wie tot daliegen. Dafür hätte ich sie auch gehalten wären ihre Augen nicht geöffnet gewesen. Das silberne Schimmern ihrer Augen leuchtete unter der schwachen Neonröhre, dem einzigsten Gegenstand im Raum. Ich zwang mich, meine Schritte nicht zu beschleunigen. Das klappte auch ganz gut. Vor der Tür erwartete uns ein Wissenschaftler, der mir eien Pack Blutkonserven in die Arme drückte. Healer nickte mir noch mal freundlich zu und ich wurde in die Zelle gelasssen.
Von innen war die Szene noch schlimmer. Alle waren irgendwo an der Wand abgestützt, mehr liegend als sitzend, fast bewusstlos. Der fremde Vampir war komplett regungslos. Die anderen blickten auf, als ich zu ihnen hereinkam. Mick Augen leuchteten bei meinem Anblick auf, die der anderen waren nur auf das Blut gerichtet. Ich begann die Beutel auszuteilen. Jeder stieß sofort die Fangzähne hinein. Ich hatte bei Mick angefangen und als ich bei dem bewusstlosen Vampir angekommen war, war er schon fertig. Ich blieb unschlüsig vor dem Fremden stehen.
" Leg es ihm hin, er wird es sich holen, wenn er wieder bei Bewusstsein ist.", Mick's Stimme war schwach, aber sein Blick war schon um einiges menschlicher. Das Blut hatte allerding snicht gereicht, um ihn zurückzuverwandeln. Noch immer fixierten mich zwei silberne statt zwei blau-graue Augen.
" Wir kommen euch heute holen – also ich und Sam, er ist auf unserer Seite.", fügte ich schnell hinzu, als ich sah, wie alle mich erschreckt anstarrten, " Heute Abend werdet ihr wieder frei sein. Sam hat alle Schlüssel, wir haben alles geplant. Es werden nicht so viele Leute da sein, das macht die Flucht einfacher. Ruht euch am Besten nochmal aus. Und sagt es auch dem anderen Vampir."
" Das ist viel zu gefährlich.", Mick wollte nicht, dass ich mich in Gefahr begab.
" Alles wird gut.", beruhigte ich ihn, " Wir sehen uns dann heute Abend wieder. Bis nachher."
Ich drehte mich um und verließ mit einem letzten wehmütigen Blick auf Mick den Raum. Hoffentlich ging alles gut.
Healer nahm mich gleich wieder mit hinauf und wunderte sich laut über meine "Vampirgabe". Ich könne so gut mit Vampiren arbeiten. Ganz erstaunlich sei es. Er begleitete mich bis zu meinem Zimmer. Dort verabschiedeten wir uns. Er sagte, es wären noch einige Vorbereitungen für die abendliche Jagd zu treffen und ich wollte mich noch einmal schlafen legen. Je ausgeruhter ich war, desto besser. Bis Mittag hatte ich noch einige Stunden Zeit und ich konnte ja eh nichts anderes machen. Also legte ich mich wieder aufs Bett und schlief nach kurzer Zeit auch ein. Der heutige Abend wird vielleicht der spannendste meines Lebens, dachte ich mir noch, dann trieben meine Gedanken weg.
12.Kapitel: Auf in den Kampf!
>> Leere...ich fühle nur noch Leere. Durch den Blutverlust verlassen mich schleichend meine Sinne. Ich sehe nur noch verschwommen... die anderen sind nichts mehr außer dunklen Schemen. Ich rieche meine Umgebung nicht mehr. Hören...hören tue ich nur noch den stockenden Atem von den anderen und mir. Und ich spüre, wie mein Geist immer langsamer wird. Das Denken fällt mir immer schwerer. Der Lebenswille in mir ist erloschen, wie eine Flamme, die der Wind ausbläst.
Ich wachte rechtzeitig für das Mittagesen auf. Wie immer wartete Jordan Healer auf mich, wie aßen und unterhielten uns. Das Ganze lief wie ein Film an mir vorbei, als wäre ich nicht dabei, sondern würde nur jemandem zuschauen, der wie ich aussah und handelte. Meine Gedanken waren alle bei dem Rettungsversuch, den ich mit Sam heute Abend starten wollte. Die Risiken stachen mir geradezu in die Seele, aber ich ignorierte sie. Es war eh zu spät. Ich würde meine Entscheidung nicht ändern. Zu viele Leben hingen von ihr ab. Leben im weitesten Sinne.
Nach dem Essen ging ich sofort zurück in mein Zimmer. Sam wollte sich nochmal mit mir treffen, um die Einzelheiten unseres Plans durchzugehen. Eigentlich wussten wir schon alle, aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Kaum eine Viertelstunde, nachdem ich in meinen Raum gegangen war, kam Sam mit einer Umhängetasche herein.
" Hey! Hier bin ich.", er setzte sich an den Tisch.
" Hi! Und, hast du das Blut klauen können?", fragte ich neugierig, auch wenn ich mir die Antwort schon denken konnte.
" Klar.", er grinste mich an, " Heute Vormittag war einige Zeit lang keiner im Kühlraum, da hab ich zugeschlagen. Ich konnte nicht so viel mitgehen lassen, sonst würde es auffallen. Da drin", er klopfte vorsichtig auf die Tasche, "sind fünfzehn Blutkonserven."
" Super! Das reicht. Wir treffen uns dann um kurz vor neun hier. Am besten holst du das ganze Zeug und legst es hier ab. In mein Zimmer geht keiner, da sind die Sachen sicher."
" Okay, machen wir's so. Ich muss gehen, eine Kampfübung.", er verdrehte die Augen.
" Wir sehen uns dann heute Abend wieder. Viel Spaß!", fügte ich scherzhaft hinzu.
" Danke, werd ich haben.", antwortete er sarkastisch und verließ mein Zimmer.
Sam kam nochmal vorbei, um die Sachen bei mir abzulegen und ging dann zu seiner Übung. Ich begann den Rucksack zu packen, den Sam mir mitgebracht hatte. Ich nahm nur die Kleidung mit, die man mir gegeben hatte und band außen an einer Schnalle die Tasche mit dem Blut an. Zufrieden hob ich ihn hoch. Der Rucksack war so leicht, dass er mich nicht beim Rennen beeinträchtigen würde. Jetzt war ich bereit. Zumindest so bereit, wie man es für diese Aktion sein konnte.
Den Rest des Nachmittags ging ich den Plan immer und immer wieder durch. Je näher der Abend rückte, desto unruhiger wurde ich. Ich versuchte, mich zu beruhigen, aber der Kampf mit meinen angespannten Nerven war vergeblich. Ich bemerkte kaum, wie schnell die Zeit verging, als ich Lärm von draußen hörte. Dann war es tatsächlich schon Zeit für das Abendessen? Noch einmal gute Miene zum bösen Spiel machen und ich hab es hinter mir, machte ich mir auf dem Weg zur Mensa Mut. Ich bekam sogar ein Lächeln zustande, als ich Jordan Healer erblickte.
" Guten Abend.", grüßte er mich höflich.
" Guten Abend.", ich setzte mich.
" Heute habe ich leider nicht so viel Zeit für sie Beth.", er schaute mich entshculdigend an, " Der Jagdtrupp macht sich gerade fertig und wenn wir um acht Uhr los wollen, haben wir nur noch eine Stunde zur Vorbereitung."
" Wir.. das heißt, Sie gehen auch mit?", fragte ich nach. Es wäre auf jeden fall von Vorteil, wenn der Leiter nicht im Haus wäre, wenn Sam und ich angreifen.
" Ja, ich gehe mit. Normalerweise schaffen das meine Leute auch so, aber in diesem Fall handelt es sich um einen ganzen Vampirclan. Da sie für unser Projekt sehr wichtig sind, fahre ich mit, um vor Ort zu entscheiden, welche Vampire wir mitnehmen und welche wir gleich töten."
" Dann wünsche ich Ihnen viel Glück bei der Jagd.", sagte ich tapfer.
" Vielen Dank. Glück kann man bei so einem Unterfangen immer brauchen, auch wenn ich mehr auf Waffen und das Können meiner Männen vertraue.", er lachte, " Ich werde mal nach meinen Leuten sehen. Wir sehen uns morgen, Beth."
Ich nickte und Healer ging davon.
Nachdem ich etwas gegessen hatte, ging ich zurück in mein Zimmer. Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass es halb acht war. In einer Stunde würde Sam kommen und wir würden uns fertig machen. Fertig machen, um eine verrückte Idee in die Tat umzusetzen. Aber es war an der Zeit für verrückte Taten. Wie sonst sollten wir Mick, Josef und die anderen befreien können? Wir hatten nur diese eine Chance. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, werden sie uns auch einsperren und wir kommen hier nie wieder weg. Zumindest nicht lebend. Ich hatte keine Angst mehr. Die hatte ich hinter mir gelassen. Jetz war da nur noch der Wille, es zu schaffen. Ich würde es für Mick schaffen. Ich würde ihn nicht im Stich lassen. Ich war seine einzige Hoffnung. Sam und ich, wir konnten sie retten. Wenn alles glatt lief, würden wir in ein paar Stunden in den Autos sitzen und wegfahren. Aber wohin? Nach LA konnten wir nicht, und Josef's Jagdhütte wurde ja auch schon aufgespürt. Wohin sollten wir diesmal fliehen? Oder konnten wir nicht mehr fliehen? Mussten wir kämpfen? Kämpfen gegen die Legion mit ihren ganzen ausgebildeten Männern? Wir waren ihne zahlenmäßig stark unterlegen. Vampirsein half nichts gegen die Waffen, die die Gegner hatten, das hatte man ja schon bei unserer Gefangennahme gesehen. Wie sollten wir also gewinnen?
Ich war komplett in meine düsteren Gedanken versunken, als Sam anklopfte und schnell hereinschlüpfte.
" Hier bin ich.", sagte er. ich konnte ihm ansehen, dass er genauso angespannt war, wie ich. Das war irgenwie tröstlich.
" Ich habe ein bisschen umgepackt, jetzt können wir das ganze Zeug einfacher tragen."
" Gut. Wir müssen uns leicht bewegen können. Tut mir Leid, dass ich später komme als vereinbart, aber mein Vater hat sich noch mit mir unterhalten.", Sam schaute gequält. Es fiel ihm trotz all dem nicht leicht, seinen Vater so zu hintergehen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir nur noch eine Viertelstunde Zeit hatten.
" Macht nichts. Also, wer nimmt was?", ich deutete auf den Haufen Gepäck auf meinem Bett.
" Nimm du den kleinen Rucksack, ich nehm den Rest.", er nahm den größeren Rucksack, zog ihn an und steckte sich eine Waffe in den Gürtel. Er warf mir die andere zu. " Hier, die wirst du brauchen."
Ich fing sie auf und schob sie ebenfalls in den Gürtel. Es war ein komisches Gefühl, eine Waffe zu haben. Ich gehörte zu den wenigen Amerikanern, die keine Pistole zu Hause hatten. Das heißt, Josh hatte immer eine Waffe imn der Schreibtischschublade. Der Gedanke an Josh verpasste mit einen schmerzhaften Stich...
" Es ist kurz nach acht.", riss mich Sam aus meinen Gedanken, " Wir können los, sobald alle im Konferenzraum sind."
Ich ging zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Der Gang war leer und man konnte gedämpfte Stimmen aus dem Konferenzraum hören.
" Sie haben angefangen.", teilte ich Sam mit, der sich sicherhalbsweise aus dem Sichtfeld der Tür geschoben hatte.
" Dann gehen wir jetzt los.", sagte er und ging mit einem letzten prüfenden Blick auf seine Waffe auf den Gang.
" Auf in den Kampf!", erwiderte ich halblaut.
13. Kapitel: Die Zeit der Rache
>> Ich hätte nicht erwartet, noch einmal den Geschmack von Blut in meinem Mund zu haben. Nicht gehofft, Beth noch einmal wiederzusehen. Nicht geglaubt, den nächsten Tag noch zu überleben. Aber manchmal kommt eben alles anders, als man denkt.
Sam und ich kamen ungestört zum Gefangenentrakt. Wir gingen die Treppe hinunter und versteckten uns hinter einer Säule, als eine der Wachen aus Tür trat und zum Versuchslabor ging. Nach einigen Augenblicken setzten wir uns wieder in Bewegung und schlichen weiter den Gang entlang. Wir bogen um die Ecke und sahen zu unserer Erleichterung, dass keine Wache vor der Zelle stand. Als wir näher kamen war auch klar warum: Alle Vampire schienen mehr tot als lebendig. Nur wenige waren noch bei Bewusstsein. Unter ihnen auch Mick. Es wunderte mich nicht, dass er durchgehalten hatte. Er war schon immer sehr kämpferisch gewesen. Trotzdem tat es mir schrecklich weh, ihn so daliegen zu sehen.
Mittlerweile hatten wir die Zellentür erreicht und Sam war schon dabei sie aufzusperren. Kaum war die Tür offen, stürmte ich auch schon hinein. Mir war egal, dass ich mich in einem Raum voller gefährlicher Vampire befand. Ich wusste, dass sie mir nichts tun würden, nicht einmal, wenn sie es gewollt hätten. Sie waren zu schwach, um mich anzugreifen. Ich riss mir den Rucksakc vom Rücken und warf Sam ein paar Blutkonserven zu. Er fing sie auf und begann mit ziemlich skeptischen Blick auf Alex zuzugehen. Ich hatte mich schon vor Mick auf die Knie fallen lassen und hielt ihm das Blut unter die Nase. Mick sah mich mit desorientierten silbernen Augen an, dann entblöste er seine Fangzähne und stieß sie in den Beutel. Ich ließ ihn los, als er selbst danach griff. Wir mussten uns beeilen. Je schneller wir hier wegwaren, desto besser waren unsere Chancen, unbemerkt fliehen zu können. Ich rutschte weiter zu Josef und Seth und gab ihnen ebenfalls das Blut. Josef war noch wach und reagierte ähnlich schnell wie Mick, aber Seth musste ich erst wachschütteln. Neben ihnen saßen James und Samantha. Sie hatten sich in den Arm genommen und waren so in einen fast schlafenden Zustand getreten. Ich berührte Samantha an der Schulter, worauf sie erschocken zusammenzuckte und ihre Augen aufriss. Ihr Blick fiel auf das Blut in meiner Hand und sie fachte mich an. Ich gab ihr zwei Packungen Blut für sich selbst und James und ging weiter. Sam hatte in der Zwischenzeit Alex, Isabella, Marcus, Guillermo und Logan Blut gegeben. Jetzt fehlte nur noch der fremde Vampir. Als ich mich ihm mit der letzten Blutkonserve näherte, sah ich, wie schlecht er aussah. Vampire hatten die Gabe, ihre Wunden fast sofort wieder zu schließen, bei diesem Vampir klafften jedoch einige offenen Wunden. Wie konnte das sein? Was haben die Wissenschaftler ihm nur angetan? Ich berührte ihn vorsichtig am Arm, aber er regte sich nicht. Seine Bewusstlosigkeit schien tiefer zu sein, als die von den anderen. Ich steckte ihm kurzerhand den Schlauch der Blutkonserve in den Mund und flößte ihm auf diese Weise das Blut ein.
Die anderen waren inzwischen alle wieder wach und schienen halbwegs bei Kräften. Mick stand bereits und ging mit unsicheren Schritten auf mich zu.
" Beth... wie hast du..", stammelte er sichtlich verwirrt.
" Sam hat mir geholfen. Ich habe doch gesagt, dass ich euch hier raushole.", ich lächelte ihn an, froh, ihn endlich wieder in die Arme schließen zu können. Mick blickte daraufhin Sam an.
" Danke..", sagte er stockend.
" Danken Sie mir, wenn wir hier wieder heil raus sind.", antwortete Sam und warf einen finsteren Blick auf seine Armbanduhr.
" Beth, wir müssen los. Sidn hier alle in der Lage zu gehen?", fragte er etwas lauter in die Runde.
Er bekam zustimmendes Gemurmel zur Antwort. Ich wandte meinen Blick von Mick und sah, dass alle wieder auf ihren Beinen standen und die Müdigkeit aus ihrem Körper schüttelten. Josef hatte seine sarkastische Miene aufgesetzt .
" Und wie wollen wir hier wieder rauskommen. Unsere Kampfmethoden haben sich in der Vergangenheit ja als unheimlich effektiv herausgestellt."
" Wir bauen auf den Überraschungseffekt.", antwortete Sam, " Außerdem sind ein gutes Dutzend der Kämpfer in einem Einsatz. Wir haben echt reelle Chancen."
" Es wird mir ein Vergnügen sein, diesem Abschaum meine Zähne in den Hals zu rammen. Niemand pfählt mich ungestraft. Aber was wird aus ihm", Josef wieß mit dem Kopf zu dem immer noch bewusstlosen Fremden.
" Wir können ihn nicht zurücklassen.", warf Mick ein, " Sie würden ihn zu Tode quälen."
" Du und dein Rettungsfimmel.", sagte Josef spöttisch, " Ich habe nicht vor, nur wegen diesem armen armen Vampir hier wieder gefangen zu werden. Wie sollen wir ihn denn deiner Meinung nach mitnehmen?"
" Ich kann ihn tragen.", warf Seth ein.
" In Ordnung. Es ist dein Kopf."
" Wir müssen los!", sagte Sam, diesmal um einiges bestimmter.
" Entschuldigung, aber diese Angelegenheit musste noch geklärt werden.", Josef rollte mit den Augen.
Wir liefen aus der Zelle, Sam voraus, um uns vor eventuellen Wachen zu warnen. Wir hatten Glück und uns begegnete keiner. In weniger als einer Minute waren wir im Erdgeschoss des Gefangenentrakts angekommen. Ich schloss zu Sam auf und wollte gerade durch die Tür gehen, als Sam mich zurückhielt.
" Warte. Irgendetwas stimmt hier nicht.", Sam schaute konzentriert durch ein kleines Fenster nach draußen, " Im Meetingraum brennt kein Licht...das treffen kann unmöglich schon vorbei sein. Wir waren kaum eine halbe Stunde unten." Plötzlich erschien ein entsetzter Ausdruck auf Sam's Gesicht.
" Verdammt! Professor Feester hat uns gesehen!"
" Professor Wer?", mischte sich Josef ein und trat auf uns zu.
" Einer unserer Wissenschaftler. Ich dachte er hätte uns beim Hinweg nicht gesehen, aber scheinbar hat er die anderen alarmiert."
" Also wartet da draußen jetzt die gesamte Legion auf uns?", Josef's cooles Auftreten war verschwunden.
" Ich fürchte ja.", antwortete ihm Sam betreten.
" Dann ist die Zeit der Rache also gekommen."
14.Kapitel: Der Kampf
>> Ich hatte so lange tatenlos herumsitzen müssen. Der Gedanke, endlich Vergeltung zu üben, Vergeltung für alle ihre grausamen Taten, gab mir Kraft. Der Zeitpunkt der Rache war gekommen!
[Mick]
Ich spürte die Wut in mir aufflammen und Besitz von mir ergreifen. Josef und die anderen verwandelten sich neben mir und auch ich spürte, wie sich meine Muskeln verhärteten und meine Fangzähne wuchsen. Ein Blick auf Beth sagte mir, dass sie gerade dabei war, ihre Pistole herzurichten, Sam hatte seine schon in der Hand. Wir waren bereit.
Josef und Marcus gingen zuerst, wir anderen folgten ihnen. Der Platz war von Scheinwerfern beleuchtet und uns gegenüber standen etwa zwanzig Kämpfer. Mit einem schauerlichen Fauchen traten wir ihnen gegenüber. Ich stellte mich vor Beth, so richtig trauen wollte ich ihren Schießkünsten nicht. kaum hatte uns die Legion gesehen, begannen sie schon mit ihren Pfahlschussmaschinen auf uns zu schießen. Aber diesmal waren wir darauf gefasst. In Vampirgeschwindigkeit sprangen wir hinter die Mauern des Gefangenentrakt und warteten, bis der Pfahlhagel nachließ. Ich hatte Beth mit mir mitgezogen und bedeutete ihr nun, stehen zu bleiben, wo sie war. Sie funkelte mich böse an, folgte mir aber nicht. Sam hatte hinter der Ecke Schutz gesucht und zielte nun auf die Kämpfer. Gut, dass er nicht mitten auf das Kampffeld wollte, das war kein Kampf für Menschen. Ich trat vorsichtig um die Ecke und sah, wie ein paar Vampire Mann gegen Mann gegen die Leionsmitgleider kämpften. Die hatten ihre Pfahlgeschosse gegen Pistolen ausgetauscht, die - wie ich vermutete - Silberkugeln enthielten.Ich schlich mich an einen, etwas abseits stehenden Kämpfer heran und brach ihm das Genick, noch bevor er den Lauf auf mich richten konnte. Ich brauchte Blut, das war ich bisher bekommen hatte, war zu wenig, also blieb mir nichts anderes übrig, als den Legionär zu beissen. Es widerstrebte mir, meine Reglen über Bord zu werfen, allerdings handelte es sich hierbei um eine Notsituation und einige andere hatten sich auch in ihre Opfer verbissen. Vier Kämpfer waren tot, aber die anderen hielten sich erstaunlich gut, wenn man bedachte, dass sie gegen Vampire kämpften. Sie waren sehr schnell und geschickt und anch wenigen Minuten hatte ich mehrere Schnitte durch ihre Silbermesser bekommen, mit denen die Mehrzahl kämpfte. Gerade kämpfte ich mit dem Legionär, dem ich einen langen Ritzer an meinem Arm verdankte. Ich wich seinen Stichen aus und wartete auf eine Gelegenheit, in die Nähe seines Halses zu kommen. Er stach erneut nach mir und traf mich an meinem rechten Unterarm. Jetzt war er in meiner Reichweite. Mit der linken Hand zog ich ihn am Mantel zu mir und biss ihm in die Halsschlagader. Er zuckte noch kurz, dann hing er schlaff in meinem Griff. Ich ließ ihn los und eilte Josef zu Hilfe, der mit gleich zwie Legionären kämpfte. Rücken an Rücken stießen wir vor, um die anderen zu töten. Ich erwischte mein Gegenüber zuerst. Mit einem gezielten Schlag gegen die Beine, brach ich ihm mehrere Knochen. Bewegungsunfähig war er ein leichtes Opfer. Als ich mich verrichteten Werkes wieder wieder nach Josef umsah, bemerkte ich, dass auch Josef sich seines Gegners entledigt hatte. Er wischte sich gerade das Blut vom Mund und Warf sich auf den nächsten Legionär. Inzwischen waren fünfzehn der Legion getötet worden. Aber auch wir hatten unsere Schäden davon getragen: Alle hatten Schnitte und Einschusslöcher und Marcus lag bewusstlos am Boden. Samantha und James fielen gerade über zwei weitere Menschen her, als ich sah, wie zwei der Legionäre sich zu Beth und Sam schleichen wollten. Ich sprintete los und kam gerade noch rechtzeitig, um Beth vor einer Kugel zu schützen. Ich wurde in die Brust getroffen. Das Silber sickerte förmlich durch meinen Körper und lähmte mich langsam. Knurrend sprang ich den Schützen an und riss ihm die Kehle auf. Der andere hielt einen Moment erschrocken inne und wurde von Sam mit einem gezielten Schuss in den Rücken umgebracht.
Dem Triumpfgeheul, das vom Platz aus zu hören war, zu schließen, hatten die anderen auch den letzten Legionär getötet. Ich ging zusammen mit Sam und Beth zurück und sah, dass sich fast alle in einem Kreis zusammen gefunden hatten.
" Das kommt davon, wenn sie sich mit Vampiren anlegen.", konnte ich Josef schon von Weitem hören.
" Sie haben gut gekämpft. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer werden würde.", meinte Alex.
" Dafür, dass sie Waffen aus Silber hatten, haben wir uns mehr als gut geschlagen.", Samantha blickte zufrieden über das Schlachtfeld.
" Wo ist eigentlich Marcus?", fragte Logan.
" Vielleicht genießt er noch sein letztes Opfer.", scherzte James.
" Nein, da drüben liegt er!", rief Seth und rannte zu Marcus, der zehn Meter entfernt am Boden lag.
" Verdammt!", fluchte James und folgte ihm nicht weniger schnell.
Wir gingen ihnen nach. Da ich ich Zweiten Weltkrieg Sanitäter war, konnte ich sofort sehen, dass wir zu spät waren. Es brauchte keinen Arzt um das feststellen zu können. Marcus Haut hatte einen silbernen Glanz bekommen und seine Augen sahen aus wie reinstes Silber. Scheinbar hatte man ihn mit einem Eimer flüssigem Silber übergossen. Der Eimer lag umgekippt neben ihm und eine kleine Pfütze hatte sich gebildet. Ich betrachtete ihn genauer. So sah es also aus, wenn ein Vampir eine Silbervergiftung bekam. Von den Schmerzen war es in etwa dem verbrannt werden gleichzusetzen. Das war wirklich kein schöner Tod.
Wir standen schweigend nebeneinander. Ich konnte Beth spüren, die sich an meine Schulter lehnte. Ich umarmte sie. Josef brach nach einigen Minuten das Schweigen.
" Es tut mir Leid, aber ich fürchte, wir müssen hier verschwinden."
" Du hast Recht. hier werden wir nur vom Rest der Legion erwischt.", sagte Samantha.
" Aber was sollen wir mit ihm machen?", Seth blickte traurig auf Marcus hinab.
" Ihn verbrennen.", antwortete James, " Sonst missbrauchen ihn diese Wissenschaftler mit irgendwelchen Versuchen.", fügte er hinzu, als er den Blick von Seth bemerkte.
" Ich stimme ihm zu.", sagte Alex, " Aber wir müssen es bald tun."
Eine Vietelstunde später verbrannte in einem Feuer Marcus Leichnam zu Asche. Wir warteten ein paar Minuten, dann machten wir uns auf den Weg zu der Garage. Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass die Legionäre alle Reifen und Ersatzreifne durchstochen hatten, damit wir auf diesem Wege nicht fliehen konnten.
" Dann müssen wir eben zu Fuß gehen.", schlug ich vor.
" Zu Fuß? Mick, wir sind hier mitten in der Wüste! Noch ist es vielleicht schön dunkel, aber morgen wird die Sonne herunterknallen. Nicht sehr vampirfreundlich, oder?", erwiderte Josef aufgebracht.
" Hast du eine bessere Idee? Wir können Blut und Schutzkleidung mitnehmen.", antwortete ich ungerührt. Ich war Josef's Launen gewohnt.
" Von mir aus. Ich hoffe, dass ich diese Entscheidung nicht noch bereue.", lenkte er ein.
15.Kapitel: Nach dem Kampf
>> Der Kampf war besser verlaufen, als ich erwartet hatte. Wir hatten alle umgebracht und nur einer der unseren war gestorben. Da Problem ist nur, dass wir uns ohne Fahrzeuge in der Wüste befinden. Und die Sonneneinstrahlung in der Wüste ist nicht gut für einen Vampir. Das letzte Mal, als ich dort war, hätte es mich fast das Leben gekostet, wäre Beth nicht da gewesen. Was wird diesmal passieren?
[Beth]
Der Kampf war unbeschreiblich. Dafür, dass die Vampire durch den Blutverlust nicht ihre volle Kraft hatten, verteidigten sie sich mehr als gut. Die Legion hatte trotz ihren Silberwaffen keine Chance.
Von hinter dem Haus, wo Mick mich warten ließ, hatte ich einen guten Blick über das Geschehen. Ich stand hinter Sam, der mit gezückter Pistole auf Feinde wartete. Eine Weile lang kam keiner, aber dann kamen plötzlich zwei Legionäre auf uns zugeschlichen. Auf Sam's Befehl hin lief ich nach hinten, weg von ihnen. Sie waren aber zu schnell und ich sah, wie einer von ihnen die Waffe auf mich richtete. Reflexartig riss ich den Arm vor mein Gesicht und versuchte mich zu ducken, als Mick sich in letzter Sekunde vor mich warf. Ich konnte sehen, wie sie Silberkugel in seine Brust eintrat und es bereitete mir solche Schmerzen, als hätte ich selbst die Kugel abbekommen. Er sprang sofort wieder auf und fiel dem Schützen an die Kehle. Kurz darauf hörte ich den Triumphschrei von den anderen. Zusammen gingen wir zu ihnen und freuten uns über unseren Sieg. Marcus Tod versetzte der ganzen Euphorie einen herben Dämpfer. Es fiel uns allen schwer, ihn zu verbrennen. Es war nicht normal, Vampire im Feuer zu äschern. Das tat man nur mit Feinden, erklärte mir Mick. Während der Verbrennung legte ich meinen Kopf auf Mick's Schulter und er legte den Arm um meine Schultern und drückte mich sanft an sich. Lange blieben wir so nicht stehen. Wir mussten los. Vorher wollten wir noch Kleidung und Blut suchen und die Vampire wollten ihre Verletzungen heilen. Sie ließen sich zwar nichts anmerken, aber sie mussten starke Schmerzen haben, immerhin war Silber für sie Gift.
Wir teilten uns auf. Ein paar gingen Kleidung im Hauptgebäude holen, die anderen gingen zurück zum Gefangenentrakt. Ich ging mit Mick in der zweiten Gruppe mit. Wir sammelten die ganzen Blutvorräte zusammen und legten sie in eine Kühlbox. Die würde die Blutbeutel auch tagsüber kalt halten. Dadurch, dass wir laufen mussten, ergaben sich lauter neue Probleme. Guillermo und Mick richteten währenddessen im Wissenschaftsabteil einige Gerätschaften her, um die Kugeln aus dem Körper zu entfernen und um die Schnitte zu säubern, die mit Silber zugefügt wurden.
Nacheinander wurden die Vampire geheilt. Das heißt, heilen konnte man die mit Silber zugefügten Wunden nicht. Man konnte nur das giftige Silber entfernen, die Wunden mussten mit Menschengeschwindigkeit wieder zuwachsen, da Silber die Vampirheilkünste ausschaltete. Nachdem alle geheilt und Verbände bekommen hatten, gingen wir wieder zum Hof zurück. Die anderen hatten, bevor sie sich ebenfalls verarztet haben lassen, einen Berg Kleidung an die Wand vom Gefangenentrakt gelehnt. Jeder nahm sich mehrere Sachen und machte sich daraus seinen eigenen Sonnenschutz.
Als wir alle fertig mit Caps auf dem Kopf dastanden, holte Sam eine der Karten aus seinem Rucksack, die die Umgebung zeigte. Er, Josef, Mick und James lehnten sich über sie.
" Wir müssen diesen Weg einschlagen, dann kommen wir am Schnellsten zurück in die Zivilisation.", schlug Sam vor und fuhr mit seinem Zeigefinger eine Route entlang.
" Können wir uns überhaupt in der Öffentlichkeit zeigen?", warf Mick ein, " Wir werden von dem Rest der Legion gesucht werden, wenn sie das hier sehen.", er machte eine unbestimmte Handbewegung, die den ganzen Platz einfasste.
" Wir können erst in die Stadt zurück, wenn die Legion nicht mehr da ist, das liegt doch auf der Hand!", sagte Josef aufbrausend.
" Das heißt, wir müssen sie auslöschen?", fragte James interessiert.
" Ja, genau darauf wird es hinauslaufen.", Josef verzog da Gesicht.
" Wieso greifen wir sie dann nicht sofort an?", wollte Sam wissen.
" Weil wir physisch dazu noch nicht in der Lage sind. Ich weiß ja nicht, wie es den anderen geht, aber ich persönlich fühle mich nach diesen Silberangriffen nicht gerade erfrischt.", Josef warf Sam einen bösen Blick zu.
" Okay, okay.", lenkte er ein, " Aber wohin gehen wir dann. Hier bleiben können wir nicht, in die Städte können wir nicht … sollen wir hier in der Wüste bleiben?"
" Das ist eine berechtigte Frage, Josef.", stimmte Mick zu, " Wir sind hier mitten in der Wüste. Mehr als zwei Tage halten wir nicht in der prallen Sonne aus. Aber in dieser Zeitspanne kommen wir nur nach Las Vegas und Las Vegas gilt ja auch als Stadt. Unsere einzige andere Möglichkeit ist es irgendwo in der Wüste einen Unterschlupf zu finden, von wo aus wir warten können, bis wir uns wieder vollständig kuriert haben."
" Mir ist vollkommen klar, dass wir es nicht aus der Wüste rausschaffen, wenn wir die Städte meiden.", fauchte Josef, " Aber wenn du mit Unterschlupf andeuten willst, dass wir uns in irgendeiner Höhle verkriechen, wie Kaninchen in ihrem Bau.."
" Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Statusfragen.", erinnerte Mick ihn genervt, " Es ist ja nicht für lange. Nur bis wir wieder angreifen können."
" Und wie wollen wir eine Höhle finden?", warf James ein.
" Das ist kein Problem.", antwortete ihm Sam, " Ich bin vor einiger Zeit die Umgebung abgefahren und habe mehrere Höhlen entdeckt. Eine ist circa dreißig Kilometer entfernt von hier und groß genug für uns alle."
" Findest du den Weg wieder?", fragte Mick ihn.
" Ich denke schon.", meinte Sam enthusiastisch.
" Wenn wir dort leben wollen, sollten wir noch ein paar Sachen mitnehmen. Schlafsäcke, Essen für Sam und Beth...", ordnete Josef an.
Wir holten noch kurz, was Josef uns aufgetragen hatte und machten uns dann auf den Weg in die Wüste.
------------------------------------------------------------------------------- 16. Kapitel: In der Wüste
>> Nach den Tagen in der Zelle merke ich, wie sehr ich Beth vermisst habe. Seit wir uns unsere Liebe gestanden hatten, waren wir eigentlich unzertrennlich gewesen. Endlich konnte ich sie wieder berühren, sie auf diese wunderschöne Art lächeln sehen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich die ganzen Jahrzehnte ohne Beth überlebt habe, ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Sie ist lange schon nicht mehr nur ein Teil meines Lebens - sie ist mein Leben.
Um zwei Uhr morgens gingen wir los. Für die dreißig Kilometer würden wir mehrere Stunden brauchen, aber wir hofften, es zu schaffen, bevor die Sonne zu stark vom Himmel brannte. In Schutz der Nacht kamen wir schneller voran, als gedacht. Ich ging mit Beth, Josef und Sam an der Spitze und die anderen folgten uns. Sam führte uns sicher durch die Wüste, auch wenn es mir ein Rätsel war, wie er sich derart gut in einer Umgebung zurecht finden konnte, wo sich doch scheinbar jeder der kargen Bäume und Sträucher identisch war. Selbst die Felsen, die sich hier hin und wieder drohend vor dem Nachthimmel aufbauten, hatten für mich alle die selbe Form. Vielleicht musste man hier längere Zeit gelebt haben, um die feinen Unterschiede der Wüstenwelt zu erkennen, jedenfalls mussten wir nicht einmal umkehren und einen anderen Weg einschlagen. Trotz allem hielt sich unsere zurückgelegte Strecke in beschaulichen Grenzen. Durch die hügelige Landschaft und die weitreichenden Dornengestrüppe - sie schienen die einzige Art Pflanze zu sein, der das Klima hier nicht zu schaffen machte - waren wir gezwungen, die gesuchte Höhle nicht auf direktem Wege, sondern mir sehr vielen Umwegen anzugehen. Inzwischen konnte man am Horizont bereits einen roten Streifen Wüstensonne aufgehen sehen und schon nach kurzer Zeit blendeten uns die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen. Ich stellte meinen Jackenkragen auf und zog mir meine Cap weiter ins Gesicht. Vor mir blieb Sam stehen und musterte einen Berg näher, der eben in unser Blickfeld gekommen war.
" Das müsste der Berg mit der Höhle sein.", sagte er und deutete auf ihn.
" Müsste?", hörte ich Josef neben mir mürrisch brummen.
" Ja.. doch er ist es.", antwortete Sam nun deutlich sicherer.
Er fing wieder an zu gehen und wir folgten ihm.
" Wie lange müssen wir bis dahin noch laufen?", fragte mich Beth.
" Das ist halbwegs ebenes Gelände.. vielleicht noch eineinhalb Stunden.", erwiderte ich, " Wenn du nicht mehr kannst, es würde mir nichts ausmachen dich zu tragen.", fügte ich mit einem Lächeln hinzu. Als Antwort boxte sie mich leicht mit gespielt beleidigtem Blick in die Seite.
Der Weg zum Felsen dauerte einetwa so lange, wie ich es eingeplant hatte, trotzdem kam uns die Zeit viel länger vor. Mit uns meinte ich weniger Beth und Sam, als uns Vampire. Obwohl wir uns ziemlich gut mit den Kleidungsstücken schützen konnten, gegen die Hitze konnten wir nichts tun. Sie war zwar lange nicht so schädlich, wie direkte Sonneneinstrahlung, bremste und aber doch imens. Als wir am Felsmassiv ankamen, flüchteten wir erst einmal in den kühlen Schatten. Während wir uns an die Steinwand lehnten und unseren Kreislauf wieder abkühlten, schritt Sam die einzelnen Falsspalten ab, blieb immer mal wieder stehen und verschwand manchmal komplett in den Löchern. Kurze Zeit später kam er wieder aus einem heraus und verkündete uns, dass er die Höhle wiedergefunden hatte. Erleichtert eilten wir alle zu der Stelle, wo er gerade wieder verschwunden war und gingen nacheinander durch den schmalen Spalt. Der natürliche Gang führte ein gutes Stück in den berg hinein. Sam hatte vor uns bereits eine Taschenlampe eingeschaltet, da es komplett finster war, aber wir fanden uns durch unsere an die Dunkelheit gewöhnten Vampiraugen auch ohne sie zurecht. Ich hatte Beth's Hand genommen und zog sie vorsichtig hinter mir her. Nach zirka zwanzig Metern verbreitete sich der Gang, bis er in eine große Höhle überging. Die Höhle war etwa zwanzig Meter lang und zehn Meter breit. Durch mehrere Löcher in der Decke konnte man ein Stück blassblauen Himmel sehen und das tageslicht erleuchtete die Höhle genug um auch als Mensch gut sehen zu können. Entgegen meinen Erwartungen sah ich am anderen Ende der Höhle einen kleinen Wasserlauf fließen. Ich hatte nicht erwartet hier irgendwo ausgerechnet auf Wasser zu stoßen, andererseits war es hier erstaunlich kühl und man merkte die typische Grottenfeuchte in der Luft. Am Boden langen mehrere große Felsbrocken verstreut, die sich vielleicht bei einem früheren Erdbeben von der Decke gelöst hatten. Beth und ich machten es den anderen nach und setzten und auf einen von ihnen.
Seth und James ließen die Trage mit dem fremden Vampir zu Boden und ließen sich daneben nieder.
" Na, hab ich zu viel versprochen?", freute sich Sam.
" Ich muss zugeben, die Höhle ist in besserem Zustand, als ich befürchtet habe.", stimmte ihm Josef zu, dessen Laune sich jetzt, wo er aus der Sonne war, schlagartig gebessert hatte.
" Ich hätte nichts gegen eine kleinen Drink einzuwenden.", sagte James.
Guillermo begann, mehrere Blutkonserven aus dem Rucksack zu seinen Füßen zu holen und warf sie der Reihe nach jedem zu. Während wir an unseren Beuteln tranken, gingen Beth und Sam zur Quelle und tranken dort. Kaum waren wir fertig zog Logan etwas aus seinem Rucksack.
" Mal sehen, was die Legion so alles ordentlich dokumentiert hat."
" Du hast einen Laptop mitgehen lassen?", fragte Josef ungläubig.
" Klar. Meinst du, ich bleibe hier im Nirgendwo ohne einen Computer?", er grinste Josef schief an, der mit den Augen rollte. Er öffnete den Laptop mit etwas, das schon beinahe an Ehrfurcht grenzte und Sam nannte ihm das Passwort. Uns flackerte das Wappen der Legion entgegen. Es war ein Wappen, wie es im Mittelalter typisch war: Ein schwarzer Schild auf dem ein Holzflock und ein Schwert gekreuzt vor einem Flammehintergrund zu sehen waren. Zweifelsohne ein ausdrucksstarkes Wappen. Doch Logan hielt sich nicht lange mit dem Desktop, sondern kam nach ein paar Klicks und Zahleneingaben auf einen Ordner mit dem vielversprechenden Namen " Vertrauliche Dateien". Ein Kästchen erschien. Anscheinend brauchte man für diesen Ordner ein extra Passwort. Sam's verwundertem Blick nach zu urteilen, wusste auch er nichts von derartigen Dokumenten.
" Ich verstehe das nicht, mein Vater hat mir von allem berichtet. Ich meine er wollte doch, dass ich die Legion mal übernehme. da hätte er mir doch keine wichtigen Informationen verheimlicht.", er starrte mit verwirrtem Blick auf den kleinen Ordner.
" Es seidenn, dein Vater weiß nichts von diesen Dateien.", gab Josef zu bedenken.
" Aber er ist der Leiter. Meint ihr, jemand hat hinter seinem Rücken Operationen begonnen?", fragte er nun mit entsetztem Blick in die Runde.
" Es scheint so.", erwiderte ich langsam.
" Und wie kommen wir ohne Passwort an die Daten ran?", wollte Isabella neugierig wissen.
" Ich kann jedes Passwort knacken.", antwortete Logan etwas beleidig und begann auf die Tastatur einzuhacken.
--------------- 17.Kapitel: Dunkle Geheimnisse
>> War es nun ein gutes Zeichen, dass auch die Legion ihre Fehler hatte? Sollten wir Mut fassen, weil es hinter dieser scheinbar perfekten Fassade ebenfalls Intrigen und Geheimnisse gab? Oder sollten wir uns eher Sorgen machen, weil einige von ihnen Ideen hatten, die anscheinend sogar für den Obersten der Legion nicht vertretbar waren? Auf jeden Fall zeigt sich, dass alle - jeder Mensch und jedes Unternehmen - ihre dunklen Geheimnisse haben.
Wir warteten jetzt schon fast eine Stunde und noch immer hatte Logan das Passwort nicht geknackt. Wir vertrieben uns die Zeit, indem wir die Höhle etwas bewohnbarer gestalteten. In einer Ecke rollten wir die Schlafsäcke aus, aus einigen Felsbrocken in der Mitte der Grotte bauten wir uns einen behelfsmäßigen Arbeitsplatz. Sam und ich waren gerade dabei, die Pläne an einem möglichst trockenen Platz unterzubringen, als Logan einen Freudenschrei ausstieß.
" Ich habs geschafft!"
Wir eilten alle zu ihm und bildeten einen Kreis um den Laptop.
" Mal sehen, was die vor ihrem Chef geheimhalten wollten.", Logans Augen glänzten angesichts seines Erfolges beim Passwortknacken.
Er klickte auf den Ordner und ein einige Dokumente tauchten auf dem Bildschirm auf. Logan öffnete das erste Dokument '21.07.2008'. Es erschien ein kurzer Text und darunter eine kurze Liste. Ich beugte mich weiter vor, um zu lesen:
Versuchsreihe A
Datum: 21.7.2008
Betreff: Ergebnisse des ersten Versuchsreihe
Die Versuchsreihe A wurde gestern abgeschlossen. Seit wir begonnen haben, haben wir große Fortschritte gemacht, was es uns ermöglicht nun in die zweite Phase einzusteigen. Wir haben einige Versuchspersonen ausgesucht, die sich freiwillig dazu bereit erklärt haben, das entstandene Mittel zu sich zu nehmen. Die Folgen dürften den von uns gewollten entsprechen. Von jetzt an werden wir Ihnen täglich Bericht erstatten und Sie mit den Fortschritten auf dem Laufenden halten. Anbei eine Liste mit den von Ihnen gewünschten Fähigkeiten, die wir für nützlich gefunden haben.
" Was bedeutet das alles?", fragte Isabella in die Runde.
" Sie kopieren die Vampirfähigkeiten.", antwortete Alex ihr.
" Sie scheinen sowas wie das Gegenteil des Heilmittels gemacht zu haben. Nur dass man kein richtiger Vampir wird, sondern ein Mensch bleibt, mit den ganzen positiven Vampirseiten.", fügte ich hinzu.
" Gegenmittel?", hakte Seth nach.
" Lange Geschichte.", erwiderte Josef nur.
" Das heißt, sie erschaffen menschliche Waffen.", sagte Samantha.
" Aber wie haben sie es geschafft, diese Fähigkeiten in eine Flasche oder was auch immer zu packen?", gab Beth zu bedenken.
" Man kann keine Fähigkeiten künstlich herstellen.", sagte Guillermo.
" Professor Newman ist unser wissenschaftler im Bereich Gentechnik.", Sam hatte bis jetzt noch nichts gesagt, war aber ziemlich blass geworden," In letzter Zeit hatte er sich immer öfter in seinem Labor verschanzt. Wir haben uns nichts weiter gedacht, immerhin war es ja sein Job, Informationen zu finden. Vielleicht hat er eine Möglichkeit gefunden, Vampiren ihre Fähigkeiten.. zu kopieren."
" Wenn man zum Vampir wird, ändert sich die ganze Zellenstruktur. Die DNS wird komplett verändert, so dass nur noch Aussehen und Charakterzüge bleiben. Was wenn er Teile der DNS aus einer Zelle genommen und vervielfältigt hat?", kombinierte ich.
" Wenn er es geschafft hat, nur die brauchbaren Eigenschaften zu nutzen, muss er wirklich etwas von seinem Job verstehen.", gab James zu bedenken.
"Es wäre zumindest die wahrscheinlichste Möglichkeit.", sagte Guillermo," Er hätte nur den ganzen Vampiren, die getestet wurden, DNS entnehmen müssen, immer die, die am besten ausgebildet waren, und die dann vervielfältigen und sie dann den Versuchsmenschen einpflanzen müssen. Ein schwieriges Unterfangen, aber nicht unmöglich."
" Das ist krank.", Sam schüttelte verstört den Kopf.
" Allerdings. Sind wir in unserer Gesellschaft schon so weit, dass Menschen die besseren Vampire werden?", Josef schnaubte spöttisch.
" Das heißt, diese Vampir-Menschen können in die Sonne, essen ganz normal und können sich ohne weiteres mal verbrennen oder Silberschmuck tragen?", Isabella runzelte die Stirn.
" Wenn es ihm gelungen ist, alle diese schlechten Eigenschaften auszuklammern, dann ja.", antwortete ihr Guillermo.
" Und wo sollen diese Menschen überhaupt sein? Auf dem Gelände hätten wir sie doch gefunden. aber außer denen, gegen die wir gekämpft haben, konnte ich niemanden riechen.", Seth schien ziemlich verwirrt.
" Naja, wir haben ein Gebäude hier in der Nähe, für den Fall, dass wir trotz unserer Vorsicht gefunden werden. Sozusagen ein Fluchtbunker. Vielleicht haben sie dort ihre Versuche gemacht, da kommt sonst keiner von uns hin.", Sam's Entsetzen war inzwischen aus seiner Stimme verschwunden.
" Und wo ist 'in der Nähe' genau?", fragte Josef ungeduldig nach.
" Hm.. so um die 10 Meilen in Richtung Las Vegas.", schätzte Sam.
" Wunderbar, dann sitzen wir hier in unmittelbarer Nähe zu diesen Supermenschen?", brauste James auf.
" Euch ist schon klar was das bedeutet?", Isabella blickte in die Runde, " Wir müssen nicht nur gegen die Übrigen von der Legion kämpfen, sondern auch noch gegen diese .. diese .. Halbvampire."
" Dann würde ich sagen, dass wir uns so schnell wie möglich erholen und uns diesmal richtig vorbereiten.", schlug Alex vor.
18.Kapitel: Erwacht
>> Wer ist der mysteriöse Fremde, an den die Berichte gerichtet waren? Was hat er mit der Legion zu schaffen? Wofür braucht er dieses Mittel, das einem die Vampirkräfte schenkt? Er muss sich gut mit Vampiren auskennen, um solche Versuche in Auftrag zugeben. Aber ein Vampir würde doch niemals mit der Legion kooperieren, mit dem Feind aller Vampire. Oder?<<
Die anderen Dokumente bestanden aus den Versuchsberichten der letzten Monate. In jedem stand das gleiche: Es wurden Fortschritte gemacht .. es läuft alles wie geplant ..Die Testpersonen kommen gut mit ihren neuen Fähigkeiten klar. Die Versuchsreihe schien fehlerlos abgelaufen zu sein. Der letzte Bericht stammte von vorgestern. Die Phase B sei abgeschlossen. Mit großen Erfolg abgeschlossen. Die dritte Phase würde nun begonnen werden. Es sei die Probephase. Jetzt würden die Testpersonen ihre neu erlangten Fähigkeiten austesten. Man würde ihr Kampfpotential durchleuchten. Endlich würde sich nach monatelanger Vorbereitung zeigen, ob sich die Mühen gelohnt hätten. Und wenn das so sei, konnte man sie bereits einsetzen.
Einsetzen. Nur für was einsetzen? Wofür sollte man perfekte Vampirmenschen benötigen? Niemand von uns konnte sich daraus einen Reim machen. Das größte Problem war, dass wir niht wussten, an wen die Berichte gesendet wurden. Logan hatte nämlich herausgefunden, dass es sich bei den Dokumenten um E-Mail Kopien handelte. Zur Zeit war er damit beschäftigt, der E-Mail bis zu ihrem Empfänger zu folgen, was sich durch die ganzen Sicherheitsmaßnahmen als kompliziert herausstellte. Währenddessen wechselten wir unsere Verbände und schauten James und Alex zu, die schon mit den Kampfübungen begonnen hatten. Unter Fauchen führten sie eine Kette an Scheinangriffen und Verteidigungsschritten durch. Wenig später gesellten sich Seth und Samantha zu ihnen. Samantha stand den Männern in nichts nach. Sie hatte zwar etwas weniger Kraft, das glich sie jedoch mit ihrer Schnelligkeit aus, sodass ihre Angreifer meist ins Leere schnappten und schlugen. Beth hatte ein Gespräch mit Isabella angefangen, mit der sie sich prächtig zu verstehen schien. Ich lächelte. Kein Wunder, dass sie glücklich aussah, immerhin hatte sie schon lange nicht mehr mit einer Frau sprechen können. Derartige Frauengespräche konnten wir Männer wohl nie verstehen. Ich diskutierte mit Josef und Sam, wie wir weiter vorgehen wollten. Sam war dafür, dass wir solange in der Höhle blieben, bis wir wieder kampfbereit waren, da die Höhle nur ihm bekannt war und somit keine Gefahr bestand, dass wir entdeckt werden konnte. Josef war in diesem Punkt skeptisch. Er zählte eine Reihe an Gerätschaften auf, mit denen man jemanden ohne Weiteres aufspüren konnte, angefangen bei Wärmerezeptoren bis zu hochmodernen Messgeräten. Er selbst hatte schon mehrere benutzt und hatte mit ihnen noch jeden gefunden, der töricht genug war, zu glauben, dass er sich vor ihm verstecken konnte. Auch ich war mir sicher, dass sie uns finden konnten, wenn sie es darauf anlegten, andererseits konnten sie das überall.
" Dann bleiben wir hier und drehen Däumchen?", fragte Josef zweifelnd.
" Hast du eine bessere Idee?", ich hob eine Augenbraue.
" Nein.", gab er zerknirscht zurück," Aber es gefällt mir nicht, hier wie auf dem Präsentierteller zu sitzen."
" Machen wir das Beste draus und versuchen alles über dieses Projekt herauszubekommen", sagte Sam mit einem Lächeln. Ihm verdarb nichts so leicht die gute Laune.
" Und wir müssen ihn heilen.", ich wies auf den bewusstlosen Vampir in der Ecke.
" Können wir ihm nicht irgendwie Blut einflößen?", überlegte Josef.
" Wie denn, wenn er keinen Schluckreflex hat und wir keine Spritze haben?", gab ich zu Bedenken.
" Und wenn einer von euch ihm in beist und ihr das Blut irgendwie in seine Ader laufen lasst?", Sam schaute uns unsicher an.
" Das wäre eine Möglichkeit.", sagte ich, " Aber es hilft nichts, wenn wir ihm das Blut einfach nur einlaufen lassen, wie in einen Eimer, sein Körper muss darauf reagieren."
" Versuchen wir es?", Sam war dafür, dass er vor ein paar Wochen noch gar nichts mit Vampiren anfangen konnte, jetzt ziemlich begeistert.
" Einen Versuch ist es Wert."
Ich stand auf und ging, Josef und Sam hinter mir, zu dem Vampir. Im Vorbeigehen nahm ich eine Blutkonserve und richtete sie her. Wir ließen uns neben dem Vampir nieder und rief Guillermo zu uns.
" Denkst du, wir können ihm so Blut geben?", fragte ich ihn, nachdem wir ihm erklärt hatten, was wir vor hatten.
" Naja, schaden wird es sicher nicht.", antwortete Guillermo," Am besten nehmt ihr die Vene am Handgelenk, die dürfte in etwa die Größe des Schlauches haben.
Ich nahm den rechten Arm des Vampirs und biss ihm vorsichtig ins Handgelenk. nur noch wenig Blut trat aus der Wunde und ich fand leicht die besagte Vene. Langsam begann ich, dem Vampir das Blut auf die Ader zu träufeln und sah erstaunt, wie die Flüssigkeit in die Vene gezogen wurde. Daraufhin hielt ich den Schlauch direkt an die Ader und hob den Veutel an, sodass das Blut den Schlauch nach unten rann. Die Vene begann sich zusammen zu ziehen und pumpte das Blut in den Körper. Als der Beutel leer war, verband Guillermo die Wunde und ich bemerkte, wie sich ein Finger bewegte. Sam hatte es auch gesehen und blickte kurz darauf fasziniert in das Gesicht des Vampirs. Ich folgte seinem Blick und sah, wie der Vampir mit den Augenlidern zuckte.
Langam öffnete er die Augen und kauerte sich entsetzt zusammen, als er uns sah.
" Wir tun dir nichts.", sagte ich ich ruhig. Seine Augen fixierten mich.
" Wir sind auch Vampire und wurden von der Legion gefangen genommen. Aber wir konnten entkommen." Bei dem Wort 'entkommen' verengten sich seine Augen erstaunt.
" Wer bist du?", fragte Josef und kniete sich neben mich.
"Jack Stanford.", brachte er mit Mühe heraus.
19.Kapitel: Fortschritte
>> Endlich war der Vampir aufgewacht. Was auch immer sie ihm angetan hatten, es hatte langwierige Folgen. Jack Stanford. Diesen Namen hatte ich schon mal gehört. In der Zelle. Aber zu diesem Zeitpunkt war mein Gedächtnis schon so geschwächt, dass ich seinen Namen wieder vergessen hatte, kaum hatte ich ihn gehört. Vielleicht war dieser Mann der Schlüssel zu einem der vielen Geheimnisse der Legion.<<
Jack Stanford rappelte sich mühsam in eine sitzende Position auf. Die anderen hatten mit ihren Übungskämpfen aufgehört und gesellten sich interessiert zu uns. Josef, der nach wie vor neben mir kniete, richtete das Wort an den Vampir.
" Wie wurdest du gefangen genommen?"
" Ich bin im Nachhinein ein ziemliches Risiko eingegangen.", begann er, " Ich weiß nicht, wie weit ihr über die Legion Bescheid wisst, aber es gab auch organisierten Widerstand. Ich bin Mitglied bei der Lamia Conservatio Conductio, der Vampirerhaltungsvereinigung , und wurde auf einem meiner Spionagegänge aufgegriffen. Meine Aufgabe war es, herauszufinden, wie weit sie mit ihrem Vampirmittel waren .. wenn ich nur aufmerksamer gewesen wäre..", er raufte sich die Haare.
" Moment, dann wusstet ihr bereits von dem Vampirmittel?", fragte ich überrascht nach. Immerhin hatten wir das nur durch Zufall erfahren, trotz unserer genauen Recherchen.
" Ja. Wir haben es geschafft, jemanden in das Hauptgebäude einzuschleusen. Er arbeitete eine Woche lang, bis eraufgeflogen war, aber wir sind so an die geheimen Informationen gekommen."
" Wer genau ist eigentlich 'wir'?", wollte Isabella wissen.
" Die LCC ist eine Vereinigung, die von Vampiren gegründet wurde, als die Legion zum ersten Mal in Erscheinung trat. Seitdem haben wir unser Netzwerk erweitert und sind nun fast so groß, wie die Legion. Allerdings gehen wir im Geheimen vor und deshalb kennen uns nur die wenigsten. Eigentlich sind wir mehr oder weniger das genaue Gegenteil der Legion. Wir versuchen sie zu dezimieren, wenn sie wieder einen Großangriff gegen die Vampire planen und sammeln ansonsten sämtliche Informationen, die wir finden können. Es ist immer gut, seinen Gegner zu kennen."
" Da kann ich nur zustimmen. Habt ihr erfahren, an wen diese E-Mails gerichtet sind?", Josef wies mit der Hand auf den Laptop, an dem Logan immer noch fieberhaft nach Antworten suchte.
" Leider ist uns der Name auch unbekannt. Wir konnten die Spur nur bis nach Europa verfolgen."
" Europa.. Das klingt nach alten Vampiren.", Alex verzog das Gesicht.
" Wir wissen noch nicht, ob es wirklich Vampire sind. Welcher Vampir sollte sich denn mit der Legion verbünden. So weit würde niemand gehen.", Seth schauderte beim bloßen Gedanken an solch einen Verrat.
" Weißt du noch mehr über diese neuen Vampir-Menschen, als in den Berichten steht?". Mal sehen, wie weit sie besser informiert sind.
" Nicht viel.", gab er zu, " Wir wissen nur, dass ihre Übungen scheinbar gut verlaufen sind. Sie haben es geschafft, sämtliche störenden Vampirgene zu entfernen. Sie können sich in der Sonne aufhalten, ohne irgendwelche Folgen, die können mit Silber in Berührung kommen und ein Pflock im Herzen würde sie nicht paralysieren, sondern eher töten, wie bei normalen Menschen."
" Das heißt..", begann Alex.
" .. sie haben uns gegenüber einen Vorteil.", beendete Jack.
" Na wunderbar. Dann fängt das schon wieder an.", Samantha warf genervt ihre Haare zurück.
" Haben sie eigentlich irgendwelche Schwächen, die wir ausnützen könnten?", allmählich begann ein Sieg ziemlich unmöglich zu erscheinen.
" Von den Fähigkeiten her nicht. Aber sie haben nicht die Übung, die wir haben. Sie können ihre neuen Fähigkeiten nicht so gut einschätzen."
" Das heißt, mit etwas Glück können wir sie besiegen. aber dann ist immer noch das Problem mit den normalen Menschen von der Legion. Es sind noch ungefähr ein gutes Dutzend Jäger da draußen und zusammen mit den Halbvampiren dürften das mindestens so viele wie letztes Mal sein. Selbst die Legionskämpfer ohne Vampirgene sind gefährlich und wir brauchen eine Zeit, um sie zu besiegen. Aber wir haben nicht die Zeit, um lange mit jedem kämpfen zu können, also müssen wir eine Möglichkeit finden, mit den Kämpfern schneller fertig zu werden.", in James Augen trat ein Glanz, als er an den Kampf dachte.
" Ich weiß, wie gegen Vampire gekämpft wird, immerhin hab ich bis vor ein paar Tagen noch trainiert. Ich kann ja mit euch kämpfen.", bot Sam sich an.
" Und ich kann euch ein paar neue Kampftechnicken beibringen. Nichts für ungut, aber ihr sehr mir nicht gerade wie ausgebildete Kämpfer aus.", Jack ließ seinen Blick über uns schweifen. James knurrte erbost.
" Das ist eine gute Idee.", warf Josef ein, bevor sich eine Meinungsverschiedenheit bildete, "Es wird zwar bald dunkel, aber zur icherheit würde ich trotzdem hier trainieren. Die Höhle ist groß genug und uns kann niemand sehen."
"Jetzt sofort?", fragte Isabella.
" Warum nicht? Je früher wir anfangen, desto mehr Zeit haben wir, uns vorzubereiten.", Josef stand in einer geschmeidigen Bewegung auf.
"Ich glaube, ihr fangt jetzt besser nicht mit dem Kämpfen an.", kam es unerwartet von Logan.
"Und warum nicht?", fragte Josef verwundert und drehte sich zu ihm um.
" Ich konnte die E-Mail zu ihrem Empfänger zurückverfolgen."
" Wer ist es?", erwiderte ich aufgeregt.
" Sten Larsson.", las Logan vor.
20. Kapitel:
>>Sten Larsson. Diesen Namen habe ich noch nie gehört. Und jetzt kann er so wichtig sein. Larsson. Das klingt nach Europa.. Skandinavien vielleicht. Von dort im Norden hörte man eigentlich nichts. Zumindest nichts mit Vampiren. Die Vampire, die es an die Polargrenze gezogen hatte, waren meist Einzelgänger, die dem zivilisierten Leben abgesagt hatten. Ungewöhnlich, ausgerechnet aus dieser Richtung etwas zu hören.<<
" Wer ist denn Sten Larsson?", brach Isabella die Stille, die entstanden war.
" Ich habe seinen Namen schon einmal gehört.", sagte Josef gedankenverloren, " Es ist ein skandinavischer Vampir, Schweden, wenn ich mich recht entsinne. Ich habe vor einigen Jahren mit einer finnischen Holzfirma verhandelt und da ist sein Name gefallen. Ihm gehören sämtliche Wälder im Nordosten von Schweden und es gab einige Probleme mit der Rodung der Wälder. Dem Respekt nach zu urteilen, mit dem sie von ihm gesprochen haben, scheint er ein sehr einflussreicher Vampir zu sein."
" Du hast mit einer Holzfirma Geschäfte gemacht?", hakte ich amüsiert nach. Diese Branche war eigentlich nicht in Josef's Beuteschema.
" In Skandinavien wird um einiges mehr Holz verkauft, als bei uns. Ein durchaus rentabeles Geschäft.", verteidigte er sich mit bösem Blick.
" Aber war hat ein Vampir mit großem Waldbesitz in Schweden mit der ganzen Sache zu tun?", Sam runzelte die Stirn.
" Gute Frage. Logan, hast du ihn gegoogled?", rief ich Logan zu.
" Negativ. Ich habe nichts über ihn herausgefunden, außer dass ihm die ganzen Waldgebiete im Norden gehören."
" Ich weiß, wer Sten Larsson ist.", sagte Jack, der bisher nur mit leerem Blick an die Wand gestarrt hatte.
" Ach und das sagst du uns jetzt erst?", Josef konnte den verärgerten Unterton nicht aus seiner Stimme verbannen.
" Einer in der LCC war ein enger Vertrauter der französischen Vampire. Der wirklich alten.", redete Jack weiter und ignorierte die bissige Bemerkung, " Er hatte viele Nachforschungen angestellt. Die französischen Vampire haben Kontrolle über viele Dinge in der Vampirwelt, wie ihr ja wisst. deementsprechend haben sie auch viele Feinde. Man geht schon lang nicht mehr jeder Spur nach, aber er ist einer Geschichte nachgegangen. Er hatte das Gerücht aufgeschnappt, dass hoch oben im Norden Europas einige Vampire sich zusammengeschlossen hatten, um die französische Adelslinie von ihrem 'Thron' zu stoßen. Er ist vor einem halben Jahr nach Skandinvien aufgebrochen und nie mehr zurückgekehrt. Ich war der einzige, der von seiner Expedition gewusst hat. Wir waren Freunde und er hat mir anvertraut, was er vorhatte. Und in diesem Gespräch ist auch der Name Sten Larsson gefallen."
" Was? In Europa beginnt ein Machtkampf und wir wissen überhaupt nichts davon?", Seth wirkte entsetzt.
" Wer legt sich denn mit dem alten Vampirgeschlecht an? Nicht einmal ich würde mich gegen sie stellen, geschweige denn sie offen attackieren.", in James Stimme schwang etwas Ehrfurcht mit.
" Wisst ihr noch?", wandte sich Samantha an James und Seth, " Vor zehn Jahren hatten wir einmal mit Lance zu tun. Einer von Marcus Mitarbeitern hatte ihn verärgert und er war auf der Suche nach ihm. Er war ziemlich außer sich. Soweit ich im Bilde bin, hat er ihn nach einem Tag gefunden.."
" Wer weiß? Vielleicht sind diese Vampire ja besser vorbereitet, als wir denken. Was, wenn sie die Franzosen wirklich stürzen können?", Alex schien der Gedanke zu gefallen.
" Uns gehen die Probleme von den Franzosen nichts an. Lance kümmert sich um solche Angelegenheiten. Er wird sicher früh genug davon erfahren.", sagte Josef.
" Uns geht es aber etwas an, wenn uns die Halbvampire zerfleischen wollen.", antwortete ich ihm.
" Also was schlagt ihr vor? Trotzdem angreifen?", Isabella blickte in die Runde.
" Natürlich, sollen wir uns ohne Widerstand ergeben?", James verzog das Gesicht.
" Dann machen wir am Besten mit dem Kampftraining weiter.", meinte Alex mit einem Lächeln.
" Wie könnt ihr das alles so locker sehen?", Beth war der Unterhaltung die ganze Zeit gefolgt, hatte aber nichts gesagt.
" Naja, es ist ja auch keine große Sache. Wir müssen nur gegen sie kämpfen. Wäre ja nicht das erste Mal.", ein Grinsen huschte über James Gesicht, als er sich an den Kampf erinnerte.
" Ja klar, keine große Sache. Ihr könntet ja nur abgeschlachtet, verbrannt oder mit Silber vergiftet werden. Kein Problem.", erwiderte Beth sarkastisch.
" Beth .. wir können uns vorbereiten. Letztes Mal waren wir nicht völlig gestärkt. Normalerweise wäre der Kampf schneller vorbei gewesen.", versuchte ich sie zu beruhigen.
" Und wir haben mehr Erfahrung, als sie!", fügte Isabella hinzu.
" Und wir sehen besser aus.", sagte Josef mit einem Grinsen und rollte mit den Augen. Spätestens nach diesem Kommentar schlich sich ein Lächeln auf Beth's Gesicht.
" Dann möchte ich aber auch was von euren ach so tollen Kampfkünsten sehen. Bisher habt ihr euch ja noch nicht so richtig reingehängt.", Beth grinste nun von einem Ohr zum anderen.
" Na warte. Jetzt kannst du gleich sehen, wie gut Vampire kämpfen können.", Seth entblößte scherzhaft seine Zähne.
" Jack, Sam. Ihr gebt uns die Anweisungen.", Alex drehte sich um und lief zusammen mit Seth und James zum Kampfplatz.
21.Kapitel: Wie ein Puma
>> Endlich konnte ich Beth einmal zeigen, wie mein Kampfstil ist. Sie hatte uns immer nur gesehen, wenn wir uns verteidigt hatten oder nicht komplett fit waren. Eigentlich hatte ich ihr schon länger versprochen, es ihr zu zeigen, aber es ist bis jetzt noch nichts daraus geworden. Jetzt kann sie mal sehen, wie Vampire richtig kämpfen.<<
[Beth]
Ihr Kampfstil war atemberaubend. Atemberaubend und grundverschieden. Sie kämpften jetzt sicher schon seit Stunden, aber ich wurde es nicht leid, ihnen zuzuschauen. Sam saß neben mir auf einem Stein und beobachtete den Kampf mit geschultem Blick. Jack hatte die Rolle des Schiedsrichters übernommen und stand nun am Feldrand. Der Platz war zu klein, als dass alle gleichzeitig kämpfen konnten, also kämpften sie abwechselnd zu zweit oder zu dritt. Sie gingen in die Mitte und sie anderen stellten sich am Rand auf, um ihre Angriffe besser verfolgen zu können.
Ich dachte, dass ihre Kampfmethoden mich erschrecken würden. Hatte Mick nicht einmal gesagt, dass sie sich beim Kämpfen nur auf ihre Instinkte verließen? Ich hatte erwartet.. ich weiß gar nicht, was ich erwartet hatte, aber das sicherlich nicht. Es war gar nichts Erschreckendes an ihren Bewegungen. Im Gegenteil, sie bewegten sich geschmeidig und elegant.
Als erstes traten James und Alex in den Kampfbereich, beide mit einem Lächeln im Gesicht. Sie stellten sich etwa sechs Meter von einander entfernt auf und wandten sich dem anderen zu. Jack rief " 3..2..1..Los!" und beide begannen, eine lauernde Stellung einzunehmen, die Knie leicht gebeugt und die Hände auf Brusthöhe erhoben. Man konnte die Spannung richtig fühlen, als sie sich langsam umkreisten und auf eine Unaufmerksamkeit des anderen warteten. Plötzlich stieß Alex nach vorne, überbrückte den Abstand zwischen ihm und James in Sekundenbruchteilen und versuchte, James zu fassen zu bekommen. Der war aber zu schnell für ihn. In dem Moment, als Alex losgesprungen war, war er in die Luft gesprungen. Auf fünf Meter Höhe hielt er inne, drehte einen Salto und kam direkt hinter Alex zu Boden. Bevor Alex reagieren konnte hatte James ihn schon an den Schultern gepackt und hielt ihm seine Fangzähne an den Hals. Sein Kampfstil war zweifellos beeindruckend. Er hatte Ähnlichkeit mit einem Tiger, wenn er so schnell und kraftvoll auf Alex zustürmte, der eher wie ein Wolf war. Zumindest wäre er in der Gruppe mit jemanden, der ihm den Rücken deckte, ein hervorragender Kämpfer.
" James hat gewonnen!", rief Jack aus und wir applaudierten, während James Alex losließ und freundschaftlich die Hand reichte.
" Wer will als nächstes?", Jack blickte erwartungsvoll zu den anderen.
" Ladies first.", erwiderte Josef und grinste Isabella und Samantha an.
Die beiden gingen auf ihre Plätze und warteten auf Jack's Startsignal.
" Und... Los!", Jack ging aus dem Kampfbereich.
Die Kampfart der Frauen unterschied sich stark von der der Männer. Während Alex und James sich umkreist hatten, griffen sich Samantha und Isabella sofort an. Sie schossen aufeinander zu und wären in der Mitte frontal zuammengekracht, wenn Isabella sich nicht in letzter Sekunde mit einem Sprung aus der Bahn gebracht hätte. Noch im Sprung drehte sie sich zu ihrer Gegnerin, die im vollen Lauf gestoppt hatte und nun erneut angriff. Diesmal blieb Isabella stehen und die beiden versuchten der anderen an den Hals zu kommen. Isabella's Kampfstil war elegant und ruhig, was mich an eine Katze erinnerte. Der von Samantha war um einiges agressiver und gleichte eher der einer Schlange mit ihren schnellen Angriffen. Eine Minute lang sah man kaum etwas, nur Schemen, die sich sehr schnell umeinander drehten und dann Samantha Isabella erwischt.
" Samantha hat gewonnen!", Samantha und Isabella gingen wieder in den Zuschauerbereich.
" Wollen wir jetzt?", fragte Guillermo Logan.
" Okay.", Logan gehörte zu den Personen, die ich mir nicht im Kampf vorstellen konnte.
" Und .. Kämpft!". Der Kampf dauerte nicht lange. Logan war ein langsamer Kämpfer und Guillermo brauchte ihn nur mit seiner Schnelligkeit auszuspielen. Guillermo war wie ein Falke. Er war sehr schnell und konnte blitzartig zuschlagen, wenn auch nicht allzu stark. Logan erinnerte mich an .. irgendein langsames Tier. Einen Kung-Fu Panda. Ich kicherte bei dem Gedanken.
Als ich mich wieder beruhigt hatte standen schon Mick und Josef bereit. Ich lächelte ihn an, drückte ihm die Daumen und er lachte zurück.
" 1...2...3!" Mick und Josef umkreisten sich, wie James und Alex. Beide fixierten sich und registrierten jede noch so kleine Bewegung des anderen. Mick schoss zu einem Scheinangriff ein Stück auf Josef zu, der elegant über ihn sprang und sich geschmeidig abrollte. Sie fingen wieder an, sich zu umkeisen. Diesmal griff Josef an. Er sprang auf Mick zu, der nicht einmal den Versuch startete, wegzuspringen. Er duckte sich und Josef kam hinter ihm auf dem Boden auf. Er drehte sich um, aber Mick war in der Zwischenzeit um ihn herumgelaufen und stand nun hinter ihm. Josef drehte sich erneut um und Mick verschwand auf die andere Seite das Feldes. Ich runzelte die Stirn. Er hätte ihn schon längst am Hals erwischen können, warum tat er es nicht? Plötzlich erkannte ich, dass er mit Josef spielte. Er wollte den Kampf verlängern und hatte ihm deshalb noch kein Ende gesetzt, auch wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Ich schaute ihm in die Augen und er erwiderte meinen Blick mit seinem Vampirlächeln. Scheinbar konnte man mir die Erkenntnis im Gesicht ablesen. Josef war bereits wieder bei ihm und versuchte ihn mit einem Tritt zu Fall zu bringen. Mick sprang im letzten Moment hoch und riss Josef mit einer glatten Bewegung mit zu Boden. Er landete direkt neben ihm auf den Knien und beugte sich mit entblößten Fangzähnen zu ihm hinunter. Ich hatte schon lange gerätselt, wie er kämpfen würde. Bisher hatte ich ihn noch nie richtig kämpfen sehen, er hatte sich immer nur verteidigt. Sein Kampfstil glich dem eines Puma's. Er war schnell und spielte seine Gegner aus. Josef war mehr wie ein Panther. Schnell und elegant.
" Mick hat gewonnen!" Mick's Vampirlächeln wurde zu einem Grinsen, als er Josef auf die Beine zog, auf die Schulter klopfte und mit ihm zu den anderen ging.
Als letztes kämpfte Alex mit Seth, da dieser keinen Partner hatte. Alex hatte ein leichtes Spiel mit ihm, da Seth gleich zu Beginn den Fehler begann, sich umzudrehen und er nur noch zu ihm springen musste. Seth war eher ein nervöser Typ, der wohl am meisten von einem Fuchs hatte, zumindest blieb er nie an einer Stelle stehen.
" Ihr habt echt einiges drauf.", sagte Jack zum Schluss, " Bis auf ein paar Kleinigkeiten seid ihr gute Kämpfer und die können wir leicht beseitigen."
22.Kapitel: Aus Spiel wird Ernst
>> Ich hätte Josef schon längst am Hals erwischen können, aber es ist schon Ewigkeiten her, seitdem wir das letzte Mal zusammen gekämpft hatten. Außerdem hatte er einmal angedeutet, dass er mich im Kampf leicht besiegen könnte. Soviel dazu. Es macht einfach schrecklich Spass, mit seiner ganzen Energie springen und laufen zu können. Normalerweise muss ich immer vorsichtig sein, dass mich niemand sieht, oder ich trainiere allein, aber jetzt habe ich endlich wieder eine Herausforderung.<<
[Mick]
" Hey, super gemacht!", Beth lief auf mich zu und fiel mir in die Arme.
" Ich habe dir doch gesagt, dass wir gut kämpfen können."
" Ja, das schon. Aber das klang alles so, als würdet ihr zu .. Monstern werden und dabei kämpft ihr so.. elegant.", Beth lächelte mich an und küsste mich.
" Als wäre ich nicht immer elegant.", antwortete ich mit einem Grinsen, nachdem ich den Kuss erwidert lange hatte.
" Angeber.", murmelte Beth immer noch lächelnd und ging mit mir zu den anderen, die sich inzwischen um Sam und Jack geschart hatten.
" Ihr kämpft echt gut, aber euer größtes Problem ist, dass ihr zu schnell angreift. Ihr müsst warten, bis euer Gegner einen Fehler macht, sonst kann euch das den Hals kosten. Und ihr müsst euch auf eurern Gegner konzentrieren. Im richtigen Kampf ist es nochmal was anderes, schaut aber trotzdem auf euer Gegenüber, sonst kann er euch angreifen, ohne, dass ihr schnell genug reagieren könnt."
Er blickte zuerst Seth an, dann nickte er Sam zu, der weitersprach.
" Die Legion wird mit ihren typischen Waffen kommen. Feuer und Silber. Ihr müsst also besonders auf Feuerwerfer und Kugeln achten. Am besten greift ihr zuerst die mit den Feuerwerfern und den Gewehren an, die sind gefährlicher als die anderen. Der Rest dürfte weniger Probleme bereiten. Ich habe zumindest keine Ahnung, wie ich gegen euch gewinnen sollte.", er setzte ein schiefes Lächeln auf.
" Wir haben uns gedacht, dass wir jetzt, wo wir wissen, wie gut ihr seid, ein Turnier machen werden. Dann sehen wir mal, wer der beste ist.", Jack machte ein amüsiertes Gesicht, " Wir lassen die Paare so, aber ich kämpfe mit Seth, damit Alex nicht doppelt kämpfen muss."
" Und da ihr mich gerade ja nicht braucht, werde ich mich etwas umsehen.", fügte Sam hinzu und ging in Richtung Ausgang.
" Beth, bist du unser Schiedsrichter?", fragte Jack.
" Klar!", antwortete Beth und setzte sich auf einen Stein nahe des Kampfplatzes. Wir gingen wieder an den Rand und James trat mit Alex erneut in die Mitte.
Diesmal dauerte der Kampf länger. Fast zehn Minuten lang fixierten sie einander, bis James angriff und so schnell auf Alex zuschoss, dass dieser nicht mehr ausweichen oder sich verteidigen konnte. James war weiter.
Bei Samantha und Isabella gewann Isabella. Sie spielte Samantha durch ihre Schnelligkeit aus und fiel ihr schließlich an den Hals.
Logan verlor wieder haushoch gegen Guillermo. Er passte zwar diesmal besser auf, war aber trotzdem viel zu langsam, als dass er Guillermo gefährlich hätte werden können.
Jetzt waren Josef und ich wieder dran. Ich zog den Kampf nicht nochmal unnötig in die Länge und erwischte Josef nach acht Minuten, er war zweifellos kein leichter Gegner, obwohl er immer sagte, dass er mehr der Liebhaber als der Kämpfer war.
Der letzte Kampf in der ersten Runde war wohl auch der interessanteste. Keiner von uns hatte Jack bisher kämpfen sehen und wir waren gespannt, wie gut er wirklich war. Seth war sichtlich nervös und er blickte Jack mit großem Respekt in die Augen. Kaum hatte Beth den Kampf eröffnet, war er auch schon wieder aus. Jack hatte so schnell agiert, dass es sogar für Vampiraugen kaum zu erkennen gewesen war. Er hatte sich sofort mit imenser Kraft und Schnelligkeit auf Seth gestürzt, fast schon wie ein Hai und hatte ihn am Genick gepackt.
Ich hatte in meiner gesamten Zeit als Vampir noch nie einen derart guten Kämpfer gesehen. Jack hatte zwar erzählt, dass er bei der LCC ausgebildet wurde, aber er musste schon immer sehr begabt gewesen sein. In der Geschwindigkeit, in der er agiert hatte, konnte er sich kaum mehr auf seinen Verstand sondern eigentlich nur noch auf seinen Instinkt verlassen. Und der war erstaunlich präzise. Ein Blick auf die anderen verriet, dass auch sie so etwas noch nicht gesehen hatten.
" Jack hat gewonnen.", sagte Beth und man hörte ihr an, wie verblüfft sie war.
Jack hatte Seth schon wieder losgelassen und zog den überrumpelten Vampir auf die Beine. Als ihm bewusst wurde, dass alle ihn mit großen Augen anstarrten, sagte Jack nur, dass er gut ausgebildet wurde und bei der LCC einen sehr guten Trainer hatte, der ein große Vielfalt an Kampfkniffen beherrschte.
" Okay, es kann sein, dass der Kampf doch nicht so aussichtslos ist..", hörte ich Logan hinter mir murmeln.
Das Turnier ging in die zweite Runde. Da wir wieder ungerade waren, entschloss sich Guillermo aufzuhören. Damit waren noch Jack, Isabella, James und ich im Rennen.
James trat nach vorne und ich folgte ihm. Es war ein harter Kampf, aber nach zhn Minuten erwischte ich James durch Glück am Hals, als er sich gerade zu mir umdrehte.
Isabella hatte gegen Jack keine Chance. er schnappte sie fast so schnell wie Seth, auch wenn er bei ihr etwas vorsichtiger war.
Jetzt fing das Finale an. Jack und ich traten nach vorne. Ich konnte mir schon ausrechnen, wer von uns beiden gewinnen würde, aber ich wollte es ihm immerhin so schwer wie möglich machen. Außerdem war es mal einen interessante Erfahrung, gegen jemanden dieser Kampfklasse zu kämpfen. Beth eröffnete den Kampf und diesmal schlug Jack nicht sofort zu. Er lief mit mir im Kreis und wartete, dass ich ihn zuerst angriff. Da ich ebenfalls darauf wartete, zog sich das Umkreisen in die Länge. Schließlich schoss Jack nach vorne und ich konnte ihm nur mit Glück um Haaresbreite mit einem beherzten Sprung in die Luft entkommen. Jack bremste und sprang ebenfalls nach oben, wo er frontal auf mich prallte. Wir versuchen den anderen am Hals zu erwischen und gleichzeitig nicht von ihm erfasst zu werden und stürzten ungebremst aus den fünf Metern auf den Boden. Durch den Aufprall wurden wir auseinandergerissen und schliffen einige Meter über den Stein. Wir beide blieben kurz liegen und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Jack rappelte sich zuerst mühsam auf und ich tat es ihm nach. Wieder fixierten wir uns und schossen wieder aufeinander zu. Diesmal wusste Jack, dass ich mich gut wehren konnte und er drückte mich mit voller Kraft auf den Boden. Nachdem er mich bewegungsunfähig gemacht hatte, da seine Hände und Beine mich an den Boden fesselten, schoss er vor und hielt seine Fangzähne an meinen Hals.
" Jack hat das Turnier gewonnen.", rief Beth und Jack ließ mich frei. Ich sprang auf die Beine und lächelte ihn an.
" Guter Kampf.", sagte er und hielt mir die Hand hin.
" Guter Kampf.", stimmte ich ihm zu und schlug ein.
Plötzlich hörten wir jemanden den Gang Richtung Höhle entangrennen und kurz darauf erschien Sam völlig außer Atem.
" Sie sind auf dem Weg zu uns. Wir haben vielleicht noch fünf Minuten, bis sie da sind.", brachte Sam heraus und schnappte nach Luft.
23.Kapitel: Gleiches mit Gleichem
>>Jetzt mussten wir also noch einmal kämpfen. Die gleichen Gegner. Konnten wir nochmal gewinnen? Welche Opfer mussten wir diesmal riskieren. Hoffentlich war dies der letzte Kampf, den wir mit der Legion auszustehen hatten.<<
"Okay, fünf Minuten reichen, um eine grobe Kampfstrategie zu entwickeln.", Jack setzte eine Miene auf, die eher zu einem Militärsoffizier gepasst hätte.
" James, Mick und ich kämpfen in der ersten Reihe. Guillermo, Seth, Logan und Sam sind in der Mitte und Isabella, Josef, Alex und Samantha stehen in der letzten Reihe. Damit sind die Mittleren von überraschenden Angriffen geschützt und können so besser selbst angreifen. Und jetzt los. Schnappt sie euch!", Jack lächelte grimmig.
" Und was mache ich?", fragte Beth verwundert.
" Du bleibst besser hier. Du kannst uns da draußen nicht helfen, hier bist du sicherer.", sagte ich zu ihr und strich ihr übers Haar.
" Ich soll hier warten, ohne zu wissen, was mit euch passiert?", Beth schaute mich traurig an.
" Es ist das beste. Alles wird schon gut gehen.", Isabella umarmte sie freundschaftlich.
" Ich nehm mal an, dass dieser Beschluss eh feststeht.", sagte sie und verzog das Gesicht.
" Allerdings. Wir sind ja bald wieder da.", erwiderte Jack," Und jetzt müssen wir los, oder wollt ihr, dass sie uns hier in die Enge treiben?"
Jack drehte sich um und verschwand im Gang. Die anderen folgten ihm, Isabella drückte Beth noch einmal, Josef warf ihr ein optimistisches Lächeln zu und Sam legte seine Hand auf ihre Schulter. Als nur noch wir beide in der Höhle standen, fiel mir Beth schluchzend um den Hals.
" Geh nicht. Bleib bei mir, Mick."
" Ich muss gehen, Beth. Aber ich komme wieder. Das verspreche ich dir."
Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und küsste sie. Widerwillig löste ich mich wieder von ihr und ging mit einem letzten Blick in ihre Augen zu den anderen nach draußen.
Vor der Höhle hatten alle schon Formation angenommen. Ich stellte mich neben Jack der gerade der Truppe Mut zusprach.
" Wir schaffen das. Denkt einfach an das, was ich euch gesagt habe. Bleibt wenn möglich in dieser Aufstellung, dann können sie uns nicht so leicht erwischen. Wir können sie nur zusammen schlagen."
Jack drehte sich wieder um und fixierte mit entschlossenem Blick die Lichter der Geländewagen, die sich uns schnell näherten. Als ich mich nochmal zu Josef umdrehte sah ich, wie Isabella ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenband und Seth sich streckte. Josef bemerkte meinen Blick und nickte mir mit einem freundschaftlichen Lächeln zu. Ich lächelte zurück und drehte mich wieder zu unseren Feinden um. Jetzt waren sie vielleicht noch einen Kilometer von uns entfernt; bald waren wir in Schussreichweite. Ich spannte meinen Körper an und ging in Kampfstellung. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass die anderen es mir nachmachten. Einige Augenblicke später kamen auch schon die ersten Feuergeschosse auf uns zugeflogen. Aus dieser Entfernung war es natürlich kein Problem, ihnen aus dem Weg zu gehen. Wir sprangen fast gleichzeitig zur Seite und traten wieder zusammen, als der Sand die Flammen erstickt hatte. Kurz darauf kam die nächste Ladung und wir wiederholten unser Ausweichmanöver.
" Ist das alles, was sie draufhaben?", hörte ich James spöttisch sagen.
Zwanzig Meter von uns entfernt kamen die Fahrzeuge Sand aufwirbelnd zum Stehen. Noch während der Fahrt sprangen die ersten Kämpfer aus den Wägen und stellten sich nebeneinander auf. Die meisten hatten Gewehre und andere Kampfgeräte bei sich, nur acht waren unbewaffnet und starrten uns mit silbernen Augen an. An James wütenden Knurren konnte ich erkennen, dass auch er gezählt hatte. Uns standen siebenundzwanzig Menschen und Halbvampire gegenüber. Wir waren nur elf und damit klar in der Unterzahl. Das schienen unsere Gegner auch entdeckt zu haben, zumindest setzten einige ein ziemlich siegessicheres Grinsen auf. Wir hielten uns an Jack's Rat und warteten darauf, dass sie zuerst angriffen. Doch auch die Legion schien auf etwas zu warten, zumindest machte nicht einer von ihnen auch nur eine Bewegung, die auf einen drohenden Angriff hingedeutet hätte. Einige starrten und mit hasserfülltem Blick an, die anderen schauten den Mann, der in der Mitte der Reihe stand an. Er hatte die Augen geschlossen und den Kopf gesenkt. Es war offensichtlich, dass er die anderen anführte. Nach einer knappen Minute hob er seinen Kopf und öffnete die Augen. Hinter mir hörte ich Sam schmerzvoll aufkeuchen. Ich war nicht überrascht, immerhin war das hier die mit Abstand größte Jagd der letzten Zeit. Natürlich hatte es sich der Anführer der Legion nicht nehmen lassen, selbst mitzukämpfen. Mir selbst war das nur allzu Recht, so hatten wir die Möglichkeit, den Kopf der Schlange zu töten, trotzdem tat es mir für Sam leid, da er jetzt gegen seinen eigenen Vater kämpfen musste und obwohl er mit den Vampirjagden nicht einverstanden war, so war er trotz allem seine Familie.
" Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Lasst keinen von ihnen überleben!", befahl Jordan Healer und entsicherte das Gewehr, das er in seiner rechten Hand hielt.
Das war das Signal. Die anderen Kämpfer ließen die lockere Haltung fallen und gingen in Kampfposition. Die Halbvampire ließen sich fauchend nach vorne fallen und ihre menschlichen Verbündeten richteten ihre Waffen auf uns. In dem Moment, als einige der Halbvampire auf uns zustürzten, begann der Kampf entgültig. Bevor sie uns erreicht hatten, waren Jack, James und ich ihnen entgegen gesprungen und schafften es, vier von ihnen mit einem gezielten Schlag das Genick zu brechen. Wir zogen uns sofort wieder zurück und machten uns für den nächsten Angriff bereit. Die anderen hatten inzwischen mit den Menschen zu kämpfen. Die waren zwar nicht so schwer zu besiegen, aber mindstens so gefährlich wie die Halbvampire. Wie letzten Mal hatten sie einiges an Silberwaffen mitgebracht und unsere Freunde waren hauptsächlich damit beschäftigt, den tödlichen Geschossen auszuweichen. Wir drei schienen sie nicht zu interessieren, anscheinend hatten sie sehr großes Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Halbvampire. Die übrigen vier waren gerade dabei, wieder anzugreifen. Diesmal waren sie aber gewarnt, sie kannten unsere Taktik. Auch sie hatten eine Strategie: Zwei von ihnen stürzten sich auf James, während die anderen beiden Jack und mich davon abhielten, James zu Hilfe zu kommen. Der war zwar ein hervorragender Kämpfer, aber es war nicht leicht, gegen zwei neugeborene Vampire zu kämpfen, die voller Aggression und Kampfkraft auf ihn losgingen. Nach einigem Gerangel schaffte er es, einem vom ihnen in den Hals zu beißen. Der Halbvampire fauchte ihn wütend an und fuhr sich mit der Hand über die Bisswunde. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte James. Er trat ihm mit voller Wucht ans Kinn, was ein ziemlich unangenehmes Knirschen zur Folge hatte. Jack hatte inzwischen einen der beiden Verteidiger ausgeknockt ich hatte dem anderen mit einer Pistole, die ich am Boden gefunden hatte, mehrere Silberkugeln in die Brust gejagt. Ich schaute mich auf dem Platz um und sah, dass die anderen bereits die meisten Legionäre getötet hatten. Lediglich sieben leisteten noch zusammengerottet Widerstand. Alex und Samantha hatten Schusswunden, was sie aber nicht vom Kämpfen abhielt.
Ich sah Sam, wie er einem Legionär gegenüberstand. Bei näherem Hinsehen, erkannte ich, dass es sich um seinen Vater handelte. Ich konnte sehen, dass die beiden miteinander diskutierten. Armer Sam. Nun musste es doch seinem Vater während des Kampfes wiedersehen.
Während ich mich auf dem Kampfplatz umschaute, hatte ich fast den Halbvampir neben mir vergessen. Er lag nach Luft schnappend am Boden. Das Silber schien zu wirken. Nicht bemerkt hatte ich den letzten unverletzten Halbvampir. Er stand immer noch James gegenüber und hatte die schreckensgeweiteten Augen auf den vergifteten Vampir gerichtet. Plötzlich wurde mir klar, dass der Halbvampir eine junge Frau war. Und dem Blick nach zu urteilen, den sie auf den Vampir am Boden warf, kannten sie sich wohl näher. Ich wunderte mich, warum James sie nicht schon längst ausgeschaltet hatte, doch als ich mich nach ihm unsah, musste ich feststellen, dass er mit einem Holzpflock in der Brust am Boden lag. Jack kämpfte bereits mit den anderen gegen die übrigen Menschen. Ich richtete den Blick wieder auf die Vampirdame. Auch sie fixierte mich mit vor Hass sprühenden Augen.
" Du hast meinen Freund getötet.", fauchte sie, "Ich werde seinen Tod rächen und ich weiß auch schon wie."
Ich starrte sie verwirrt an.
" Gleiches mit gleichem.", spuckte sie noch aus, drehte sich um und rannte in Richtung Höhleneingang.
Plötzlich wurde mir klar, was sie meinte. Gleiches mit Gleichem. Ich hatte ihren Freund getötet, also würde sie auch meine Freundin töten.
" Beth!", stieß ich entsetzt aus und rannte dem Halbvampir hinterher.
24.Kapitel: Zurück zur Oberfläche
>> Wieder war Beth's Leben wegen Vampiren in Gefahr. Der Schutz der Höhle hat ihr nicht geholfen. Wieder trachtet ihr ein anderer Vampir nach dem Leben. Wieder muss sie den Preis dafür zahlen, dass sie mit mir zusammen ist. Dass sie mich jemals kennengelernt hat.<<
Die Vampirfrau hatte nicht viel Vorsprung, aber trotz allem genug, um vor mir in der Höhle anzukommen. Während ich den Gang fast entlangflog, war sie bereits am anderen Ende um die Ecke verschwunden. Ich rannte noch schneller, bis ich in die Höhle hineinstürmte. Dort blieb ich wie angewurzelt stehen und schaute die Szene, die sich vor mir abspielte, entsetzt mit an. Der Halbvampir hielt Beth vor sich und grinste mich teuflisch an.
" Gut, dass du da bist. Ich wollte noch etwas warten, damit du es selbst mitansehen kannst.", sie beugte sich genüsslich langsam zu Beth und sog mit genießerischem Blick ihren Duft ein.
" Mhh, ich muss zugeben, dass mir das noch mehr Spass machen wird, als du mit Keith hattest."
Ich riss mich aus der Starre und ging langsam auf sie zu.
" Lass sie los!", sagte ich erstaunlich ruhig.
Sie schaute mich nur kalt an und ich sah, wie ihre braunen Augen eine silberne Färbung annahmen. Noch einmal grinste sie mich mit entblößten Fangzähnen an, dann wandte sie sich Beth zu, die mich tapfer anschaute. Ich sah noch, wie sich ihre Lippen ein 'Ich liebe dich' formten, dann hatte ich nur noch Augen für die Fangzähne, die sich erschreckend nahe an ihrem Hals befanden. Ich vergaß jedliche Vorsicht und schoss vorwärts, um den Vampir von ihr wegzureißen, aber ich hatte keine Chance. In dem Moment, in dem ich mich bewegte, versenkte sie ihre Zähne in Beth's Hals.
Ich musste mit ansehen, wie Beth zusammenbrach, nur noch von der harten Umarmung des Vampirs gehalten, der sie auch auf der anderen Seite ihres Halses biss und dann blitzschnell von ihr abließ und davonrauschte.
[Beth]
>> Ich hatte sie nicht kommen sehen. Plötzlich hatte sie mich an sich gerissen und in die Mitte der Höhle gezogen. Im selben Moment kam Mick durch den Eingang. Ich sah den Schmerz in seinen Augen und wusste, was sie vorhatte. Mir war klar, was ich zu tun hatte. Ich musste stark sein, um es ihm nicht noch schwerer zu machen. Die beiden redeten miteinander. Ich hörte nicht zu. Was sollte das noch für eine Bedeutung haben. Gäbe es noch eine Chance auf Rettung, würde er nicht mit ihr reden, sondern angreifen. Ich starrte sie kalt an. Unbewusst nahm ich wahr, dass Mick nach vorne schnellte und dann spürte ich nur noch die Fangzähne, die sich in meinen Hals bohrten. Der Schmerz war anders als der Schmerz, den ich damals gespürt hatte, als ich Mick in der Wüste gerettet hatte. Stechender. Tödlicher. Ich bekam noch mit, wie sie mich auf der anderen Seite noch einmal biss, dann schlug ich auf dem Boden auf, der Schmerz wurde übermächtig. Ich verlor das Bewusstsein...<<
[Mick]
Ich fiel vor ihr auf die Knie. Ihr Herz schlug sehr langsam. Zu langsam. Ich berührte sie an der Wange, aber sie reagierte nicht. Ein Blick auf ihre Verletzungen sagte mir, was für eine Entscheidung ich zu treffen hatte. Eine Entscheidung, die ich nie hatte treffen wollen..
>> Jetzt war also der Moment. Nach Josh's Tod hatte mich Beth gefragt, was ich getan hätte, wenn sie an seiner Stelle da gelegen hätte. Ich hatte damals keine Antwort für sie. Natürlich hätte ich sie nicht sterben sehen können, aber was wäre die Alternative gewesen? Man hatte als Vampir kein Leben. Ein Dasein vielleicht, aber kein Leben. Hätte ich Beth dieses Dasein aufzwingen können? Damals hatte ich keine Antwort, aber jetzt bin ich mir sicher.<<
Ich hatte noch nie jemanden verwandelt, aber ich wusste, wie es gemacht wurde. Beth hatte eh nur noch wenig Blut in ihrem Kreislauf, also musste ich sie nicht aussaugen. Entschlossen biss ich mir ins Handgelenk und legte ihr den Arm über den Mund. Sie bewegte sich nicht und machte keine Anstalten, das Blut aufzunehmen.
" Beth, bitte. Wach auf.", flehte ich sie an.
[Beth]
>> Ich fühlte mich, als würde ich in einem dunklen Wasser untergehen. Ich spürte keine Schmerzen mehr. Alle meine Sinne waren ausgeschaltet. Ich nahm nur noch wahr, dass ich immer tiefer sank, immer weiter weg von der Oberfläche, wo der Schmerz zurückgeblieben war. Um mich herum war es friedlich, doch plötzlich hörte ich eine Stimme. Sie kam von oben. Von der Oberfläche. Von dort, wo die schmerzen lauerten. Ich wollte, dass die Stimme still war, wollte wieder zurück zum Frieden, aber sie war immer noch da. Ein winziger Teil meines Gehirn wehrte sich gegen den Druck nach unten, wollte der Stimme entgegenkommen. Langsam wurde ich wieder in Richtung Oberfläche gezogen. Die Stimme wurde lauter. Die Worte ergaben langsam Sinn. Die Stimme rief ' Beth, verlass mich nicht'. Es war eine sehr angenehme Stimme. Ich durchbrach die Wasseroberfläche und der Schmerz nahm wieder von mir Besitz. Aber ich nahm nicht nur ihn wahr. Etwas Nasses war auf meinen Lippen. Wie durch einen Impuls leckte ich die Flüssigkeit ab. Sie schmeckte merkwürdig. Nocheinmal nahm ich etwas davon auf. Inzwischen tröpfelte es mir in den Mund. Langsam begann mir die Flüssigkeit zu schmecken. Ich wollte mehr. Mehr als dieses Rinnsal. Ich streckte mich der Quelle langsam entgegen und fand sie fast sofort. Ich legte meine Lippen an sie und sog die Flüssigkeit ein. <<
[Mick]
Beth war wieder zu Bewusstsein gekommen. Sie hatte mein Blut getrunken und war eben wieder auf den Boden gesunken. Die ganze Zeit hatte sie ihre Augen nicht geöffnet.
" Beth?", sagte ich leise.
Ich sah, wie ihre Augenlider bei Erwähnung ihres Names zuckten.
" Beth, mach die Augen auf."
Beth öffnete langsam ihre Augen. Zuerst waren sie silber, aber als sie mich erkannte, färbten sie sich blau. Sie lächelte mich an.
25.Kapitel: Operation beeendet
>> Sie hatte es geschafft. eine Zeit lang hatte ich schon befürchtet, mir wäre das gleiche passiert, wie Josef damals mit Sarah. Trotzdem habe ich sie verwandelt. Ich konnte sie nicht einmal fragen, ob sie das überhaupt wollte. Was, wenn sie mich jetzt genauso hasst, wie ich Coraline dafür gehasst hatte."
Beth setzte sich auf lächelte mich wieder liebevoll an. Ich lächelte halbherzig zurück und begann ihr zu erzählen, was mich die ganze Zeit schon bedrückte.
" Nach Josh's Tod hast du mich gefragt, ob ich dich auch hätte sterben lassen, oder ob ich dich verwandelt hätte. Damals war ich mir nicht sicher. Und in der Nacht, bevor wir richtig zusammengekommen sind, hast du gesagt, dass du nicht bereit bist, in meine Welt zu kommen. Dass du diese Entscheidung nie treffen willst. Jetzt habe ich dir diese Entscheidung abgenommen, ohne dich zu fragen. Das war nicht richtig, aber ich konnte nicht anders. Ich kann verstehen, wenn du mir das nicht verzeihst."
" Ich habe lange über uns nachgedacht. In den letzten Wochen hatte ich mir klar gemacht, dass es so, wie es jetzt ist, keine dauerhafte Lösung ist. Du lebst ewig und ich war sterblich. Ich hatte ein paar Tage, bevor diese ganze Sache hier begonnen hat, den Entschluss gefasst, dass ich ein richtiger Teil deiner Welt werden wollte. Nicht nur das Mädchen, dass bei den Vampiren mitmachen darf, weil es einen als Freund hat. Ich will für immer mit dir zusammen sein und ein Menschenleben ist viel zu kurz für ein 'für immer'. Natürlich verzeihe ich dir, ich hätte dich eh gebeten, mich zu verwandeln, aber wer weiß, ob du es getan hättest."
Sie lehnte vor und küsste mich, während ich sie noch mit einer Mischung aus Erstauen und Erleichterung anschaute.
" Und jetzt gehen wir wieder raus und kämpfen mit den anderen. Endlich einmal zusammen.", Beth stand auf und wartete auf mich.
" Und du willst wirklich schon kämpfen? Du wurdest gerade verwandelt.", ich folgte ihr zögernd.
" Na klar. Die Zeiten, in denen ich schutzlos war sind vorbei.", sie schien darüber sehr glücklich zu sein.
" Okay. Aber ich bezweifle, dass uns die anderen noch jemanden übrig gelassen haben.", ich nahm ihre Hand und wir gingen nach draußen.
Ich hatte recht. Als wir vor aus der Felsspalte traten, waren die anderen bereits mir kämpfen fertig. Ein paar ließen ihre Wunden von Guillermo richten, die anderen standen in einem lockeren Kreis zusammen. Wir gingen auf sie zu. Josef bemerkte uns als erster und drehte sich zu uns um.
" Ach Mick, bist du auch mal wieder da, wir haben dich schon hier überall gesucht. Was hast du die ganze Zeit gemacht, dich mit Beth in der Höhle versteckt.", er grinste mich an.
Ich wollte gerade anfangen zu erklären, aber Beth kam mir zuvor. Sie stellte sich vor Josef und präsentierte ihm fast stolz ihre Fangzähne.
" Das hat Mick gemacht.", sie grinste ihn an.
" Da hab ich wohl einen Teil der Geschichte verpasst.", erwiderte er verblüfft.
Auch die anderen versammelten sich um uns und ich fasste alles kurz zusammen.
" Willkommen in der Vampirgemeindschaft!", sagte Isabella feierlich und umarmte Beth.
Die anderen taten es ihr nach und machten sich dann daran, den Kampfplatz zu säubern, so gut es ging. Wir häuften alles, was irgendwie mit der Legion zu tun hatte, bis auf die Fahrzeuge, auf einen großen Berg und steckten diesen dann in Brand. Wir sahen noch eine Weile lang zu, wie die Flammen über die letzten Reste der Legion leckten, dann holten wir unsere Sachen aus der Höhle und stiegen in die Geländewagen ein. Wir fuhren los und keiner warf mehr einen Blick zurück, während die die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen nur noch wenig Spuren von einem Kampf sichbar machten.
Nach einigen Stunden kamen wir in Los Angeles an. Auf dem Weg kauften wir uns in einem Modegeschäft noch etwas neues zum Anziehen, da wir mit unseren bunt zusammengewürfelten Sachen zu auffällig für eine Großstadt waren. Wir hielten vor Josef's Villa und gingen hinein um uns dort in Ruhe zu verabschieden.
James, Samantha und Seth mussten mussten als erstes gehen, da sie sich um ihr Unternehmen in New York kümmern mussten, wo jetzt durch Marcus Tod einiges an Papierkram zu regeln war. Als nächstes verabschiedete sich Jack, der sich bei seiner Gruppe melden musste. Er meinte, dass die LCC sicher dachte, dass er bereits getötet wurde und er wollte ihnen möglichst schnell berichten, dass die Legion erledigt war. Alex und Isabella wollten zurück nach Seattle, aber Isabella versprach Beth, bald wieder mal vorbeizuschauen. Guillermo meinte, dass er sich mal wieder bei seinem Chef sehen lassen sollte, schließlich wäre es äußerst ungünstig, wenn er seinen Job verlieren würde. Logan schloss sich ihm an mit dem Kommentar, dass er jetzt lange genug draußen gewesen sei für die nächsten fünfzig Jahre. Jetzt war nur noch Sam da.
" Ich geh dann auch mal. Jetzt, wo die Legion ausgelöscht wurde, brauche ich eine neue Wohnung.", er grinste uns schief an.
" Und ihr beide geht jetzt auch.", sagte Josef mit einem Grinsen, " Ich habe Simone nichts von all dem hier erzählt und das muss ich jetzt nachholen. Außerdem bin ich mir sicher, dass ihr besseres zu tun habt, als hier bei mir herumzustehen.", er zwinkerte mir zu.
" Dann ist die Operation ' Legion vernichten' jetzt offiziell beendet.", sagte ich lächelnd und ging mit Beth nach draußen, wo ein Taxi auf uns wartete.
26.Kapitel:
>> Seit wir in der Wüste waren, sind einige Monate vergangen. Monate, in denen Beth und ich endlich richtig miteinander leben konnten. Beth hatte die selbe Einstellung über Vampire und Menschen wie ich, besonders was die Menschen als Nahrungsquelle betraf. Alles war perfekt .. das heißt .. eine Sache würde da noch fehlen ..."
[Beth]
" Beth, beeil dich, du kommst sonst noch zu spät.", Isabella hüpfte vor Aufregung vor dem gold-weißen Paravent auf und ab.
" Ich bin ja gleich fertig.", antwortete ich ihr leicht gehetzt und zog den letzten Reißverschluss zu.
Sorgfältig glättete ich noch die Falten, die der Rock geworfen hatte, dann trat ich hinter dem Paravent hervor und präsentierte mich Isabella.
" Wow. Beth, du siehst wunderschön aus.", sie lächelte mich an, " Ich habe aber noch was für dich."
Isabella öffnete ihre Handtasche und hielt mir stolz ein rüschiges Strumpfband vor die Nase.
" Was Blaues.", meinte sie nur und gab es mir.
" Vielen Dank, Bella!", ich zog es mir langsam an.
Es klopfte an der Tür und Josef trat ein.
" Isabella hat mir gesagt, dass sie dir etwas blaues schenkt, darum habe ich hier etwas neues.", Josef gab mir ein schwarzes Seidensäckchen.
Ich öffnete es und ließ vorsichtig ein Paar Ohrringe in meine Handfläche gleiten. Es waren zwei wunderschöne weiße Perlen.
" Ich dachte, sie würden dir gut stehen.", er lächelte mich an.
" Danke Josef, die sind traumhaft. Und sie passen perfekt zu der Halskette von meiner Mutter.", ich ging zu meiner Tasche und holte ein silbernes Collier mit einer eingearbeiteten Perle heraus.
" Ich geh dann mal zu Mick. Der bringt es fertig und verpasst noch seine eigene Hochzeit so aufgeregt, wie er ist.", Josef verließ den Raum.
Isabella legte mir das Collier an und ich steckte mir die Ohringe an. Kaum war sie zurückgetreten, klopfte es schon wieder.
Diesmal erschien Sam. Er ging zu mir und überreichte mir eine Haarspange mit einer weißen Rose.
" Jetzt hast du auch was altes.", er grinste mich an.
" Danke, Sam.", ich umarmte ihn und er ging wieder.
" Warte, ich stecke dir die Spange ins Haar, nicht, dass noch die Frisur kaputt geht.", Bella kicherte.
Als sie fertig war, drehte ich mich langsam vor dem großen Spiegel im Zimmer.
" Perfekt.", freute ich mich. Genauso hatte ich mir mein Kleid als Kind vorgestellt.
" Super. Wir müssen jetzt nämlich los, es ist schon fast zwanzig Uhr."
" Was? Schon so spät?", ich drehte mich erschrocken zu der Wanduhr um. Tatsächlich.
Glücklicherweise hatten wir es nicht weit zur Kirche. Wir hatten das Angebot der Kirche, sich im Gemeindehaus umziehen zu können, dankend angenommen, da wir uns schon gedacht hatten, dass alles ziemlich hektisch werden würde. Ich eilte mit Isabella zum Seiteneingang der Kirche und setzte mich auf die Bank im Vorraum. Die Hochzeit war überhaupt perfekt geplant, shcließlich hatte sich Josef höchstpersönlich darum gekümmert. Wer hätte auch sonst den Pfarrer dazu überreden können, die Trauung auf den Abend zu verlegen, zu einer Tageszeit, die die meisten unserer Gäste dem sonnigen Vormittag vorzogen. Seine Veranstalter hatten sich auch um die Dekoration und den Partysaal gekümmert, aber weder Mick noch ich hatten irgendetwas von diesen Dingen zu Gesicht bekommen, es sollte nämlich eine Überraschung werden. Dementsprechend nervös zupfte ich an meinem Kleid herum.
" Beth, beruhig dich, du zerfledderst sonst noch das ganze Kleid.", Isabella hielt mich an den Händen fest.
Als ich Hände gehorsam ineinander verschränkte, sah sie noch einmal auf die Uhr.
" Eigentlich müsste uns Sam gleich holen kommen.", versuchte sie mich zu beruhigen.
Sam hatte netterweise die Rolle des Brautführers übernommen, da ich zu meinem Vater schon seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr hatte.
Bella hatte recht; eine Minute später kam Sam herein und informierte uns, dass alle da waren und auf uns - oder vielmehr mich - warteten. Ich sprang auf und die ganze Aufregung, die ich unterdrückt hatte kam wieder hoch. Isabella zupfte noch kurz an meiner Frisur herum, dann nickte sie mir zu und wir verließen das Zimmer. Jetzt standen wir im Kircheneingang, vor mir war das rießige Kirchentor hinter dem ich gedämpfte Stimmen murmeln hören konnte. Isabella war verschwunden; sie musste nach vorne, da sie meine Trauzeugin war. Spätestens als der Hochzeitsmarsch einsetzte, Sam sich bei mir einhakte und die Türflügel langsam aufgingen, schlug mein Herz wie die Flügel eines Vogels.
Ich schloss ganz kurz die Augen, atmete noch einmal tief durch begann mit Sam im richtigen Rythmus den Kirchengang zu durchschreiten. Die Kriche war märchenhaft mit weißen Rosen geschmückt. Als ich die Kirche betrat, hörten die leisen Gespräche schlagartig auf; alle schauten mich an. Ich versuchte das so gut wie möglich auszublenden und blickte dem Mann in die Augen, der mich als einziger interessierte. Mick stand im schwarzen Anzug neben Josef, der mich vielsagend anzwinkerte. Auch Mick sah mich an, und das mit einem Blick, der es mir schwer machte, den langsamen Takt einzuhalten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir vor dem Altar an. Sam zog sich auf die erste Bank zurück und ich stellte mich neben Isabella. Der Pfarrer trat nach vorne und forderte Mick und mich mit einem kleinen Wink auf, uns vor ihn zu stellen. Nachdem wir uns nebeneinander gestellt hatten, begann der Pfarrer mit seiner Rede. Er ließ die Ausschweifungen aus und kam schnell zum eigentlichen Treueschwur.
" Wollt ihr einander lieben und ehren; euch treu sein in guten und schlechten Tagen und immer für den anderen da sein, bis in die Ewigkeit?"
" Ja, ich will.", antwortete ich glücklich.
" Ja, ich will.", sagte auch Mick.
Isabella und Josef traten vor und wir tauschten die Ringe.
" Was Gott zusammengeführt hat, soll der Mensch nicht trennen.", der Pfarrer hielt seine Hand über unsere.
"Sie dürfen die Braut jetzt küssen.", er lächelte uns herzlich an.
Mick beugte sich zu mir hinunter, ich legte meine Hand an seinen Nacken und er küsste mich. Wir blieben ziemlich lange so stehen, wobei die Zeit für uns nur von geringer Bedeutung war. Wir hatten die Ewigkeit. Trotzdem beendeten wir unseren Kuss und gingen, wieder begleitet von Hochzeitsmusik, in Richtung Ausgang. In den reihen erhoben sich die Hochzeitsgäste und folgten uns in einiger Entfernung. Josef und Isabella gingen dirket hinter uns und Josef's Grinsen verriet mir noch bevor wir durch das große Kirchentor traten, dass er noch eine Überraschung hatte. Als Mick und ich unter dem Torbogen hervortraten, begann sich ein wahrer Blütenregen über uns zu ergießen. Noch auf der Treppe fiel ich Mick um den Hals und es sah so aus, als stünden wir mitten in einem Schneesturm, so viele weiße Blumen wirbelten um uns herum. Wie in einem Märchen.
>> Die Ewigkeit kann ganz schön lange sein, das ist wahr. Aber wenn ich daran denke, dass Beth und ich jetzt die Ewigkeit vor uns haben ... das ändert doch einiges, oder?"