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  Weihnachten in New York
 
Weihnachten in New York by Pazoro


 
Kapitel 1: Der mysteriöse Unbekannte

Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, als ich mich auf dem Weg zu meinem Auto machte. Schwer bepackt mit den Weihnachtsgeschenken, die für meine Familie bestimmt waren und meinem Koffer für die kommenden Weihnachtstage.

Ich hatte eine lange Fahrt vor mir… einmal quer durch Amerika. Von Kalifornien nach New York brauchte man schon eine ganze Weile. Ich hätte natürlich auch fliegen können, aber das war nichts für mich, Flugzeuge waren mir einfach zu unheimlich.

Ich war nicht wirklich begeistert, in die Kälte zu kommen. In Kalifornien war es immer warm, zu jeder Jahreszeit, und ich wusste, dass in New York inzwischen schon der erste Schnee gefallen war. Bei dem Gedanken schüttelte sich mein ganzer Körper. Ich bin nicht umsonst vor ein paar Jahren nach Kalifornien zum Studieren gegangen. Diese gleichbleibenden Temperaturen und die warme Sonne hatten schon immer eine magische Anziehungskraft auf mich. Aber was tat man nicht alles, um die Familie mal wieder zu sehen. Es war inzwischen schon wieder 6 Monate her, seitdem ich das letzte Mal dort war. Ich legte die Geschenke auf den Rücksitz meines schwarzen Minis und setzte mich hinter das Lenkrad. Ich hatte meinen dicken Wintermantel aus der hintersten Ecke meines Schrankes gekramt, und legte ihn jetzt sorgfältig auf den Beifahrersitz. Ich öffnete das Fenster, um noch einmal die sonnige Luft einzuatmen, und startete meinen Wagen.

Während der Fahrt ging mir einiges durch den Kopf. Was würde wohl dieses Jahr wieder auf mich zukommen? Ich erinnerte mich daran, dass meine Mutter bei unserem letzten Telefongespräch zu mir gesagt hatte, dass ich große Augen machen würde. Meine Großeltern würden kommen und jemanden mitbringen, den ich noch nicht kannte. Als ich sie nach Einzelheiten ausfragte, meinte sie nur, dass ich ihn mir selber anschauen sollte. Ich war schon neugierig auf diesen Jemand. Warum machte sie so ein Geheimnis daraus? Die Stunden vergingen schneller als ich dachte. Meine Lieblings-CD, die Filmmusik von Twilight, dudelte durch die Boxen rauf und runter. Bei dieser Musik versank ich in Gedanken. Ich stellte mir vor, dass dieser mysteriöse Typ wie Edward aussehen würde und schmunzelte bei dem Gedanken. Ja so ein Edward würde mir auch gefallen… ich hatte die Bücher regelrecht verschlungen und wünschte mir auch so einen Beschützer. Naja gut, ich war nicht so tollpatschig wie Bella, aber der Gedanke an so eine schöne Romanze brachte auch mein Herz zum Schmelzen.

Ich überfuhr die Landesgrenze von New York, und wie auf Kommando fing es an zu schneien. Dicke, weiße Schneeflocken segelten mir auf meiner Windschutzscheibe entgegen. Ich zügelte meine Geschwindigkeit, da ich leider nicht daran gedacht hatte, Schneeketten mitzunehmen. Warum sollte ich auch an sowas denken? Immerhin war es in Kalifornien ja immer noch ziemlich warm. Ich schlich dem Haus meiner Eltern langsam näher… da die Schneeflocken mir keine gute Sicht ließen. Ich bog in die Straße ein und sah von weitem schon das Lichtermeer. Ja, unser Haus war wieder über und über mit kleinen Lichtern geschmückt und mit dem weißen Glanz des Schnees, der das Dach und den Garten bedeckte, sah es einfach himmlisch aus wie ein Häuschen aus einem Märchen.

Ich parkte meinen Mini direkt hinter dem Mercedes meines Vaters, schnappte mir meinen Wintermantel vom Beifahrersitz und versuchte gleichzeitig, meinen Mantel anzuziehen und aus dem Auto zu steigen. Das erwies sich als schwerer, als ich gedacht hatte. Ich verlor mein Gleichgewicht und versuchte mit schwingenden Armbewegungen, meine Standhaftigkeit zurückzubekommen. Was mir leider nicht gelang und so landete ich direkt mit der Nase im frisch gefallen Schnee. Jetzt wusste ich wieder, warum ich den Schnee hasste, er war kalt und ziemlich nass und in dem Moment war mir wieder klar, warum ich nach Kalifornien gezogen war.

„Shit“ fluchte ich… und versuchte aufzustehen. Irgendwie war der Boden aber zu glatt, ich schaffte es nicht mal, meine Schuhe richtig aufzusetzen. Plötzlich spürte ich einen leichten Druck auf meiner Schulter, dann etwas stärker an meiner Taille. Es hielt mich jemand fest und zog mich von diesem nassen, kalten Boden. Ich drehte mich um… ich dachte, es sei mein Vater und wollte ihm gerade um den Hals fallen… als ich in diese wunderschönen blau-grün-grauen… undefinierbaren Augen sah. Mein Atem stand still und mein Herz raste. Noch nie hatte ich sowas gesehen… so vollkommene Augen. Mein Blick wanderte weiter über sein Gesicht. Er hatte unnatürlich lange Wimpern und perfekt geschwungene dunkle Augenbrauen. Sein Mund öffnete sich zu einem leichten Grinsen, das von Grübchen begleitet wurde. Dieses Gesicht war einfach vollkommen.

„Hast Du Dir wehgetan?“, hörte ich auf einmal diesen Mund sagen. Es klang wie Musik in meinen Ohren. Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und versuchte mich zu sammeln. Es dauerte ca. 10 Sekunden, bis ich wieder alle Sinne beisammen hatte… „Nein, das geht schon“… Ich befreite mich aus seinen Armen und versuchte mit meinen schweißnassen Händen meinen Mantel von dem Schnee zu säubern. „Bist Du Dir sicher?... Ich heiße Alex und Du musst Sophia sein“… Ich hatte wieder diesen lieblichen Klang seiner Stimme im Kopf. Ich nickte und wandte mich zu meinem Kofferraum, damit er nicht sehen konnte, dass ich schon wieder errötete. Mit einer geschickten Handbewegung öffnete ich die Klappe und zog meinen Koffer raus.

In dem Moment öffnete sich die Haustür und meine Mutter rannte auf mich zu. „Sophia,… schön, dass Du endlich da bist“… Sie sprang mit weit ausgebreiteten Armen auf mich zu und umschloss mich mit diesen. „Oh Sophia, kennst Du Alex schon?“… fragte sie mich, löste die Umarmung und drehte mich in seine Richtung. „Mom, wir hatten gerade das Vergnügen“… stotterte es aus mir heraus. Jetzt konnte ich ihn mir aus ca. 2 Meter Entfernung genau ansehen. Er hatte nicht nur ein wunderschönes Gesicht, sondern auch noch dunkle, kurze Haare. Seinen Körper hatte er mit einem langen Wintermantel umhüllt, der nur erahnen ließ, was darunter sei. Meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken. „Alex ist der neue Nachbar von Grandma und Grandpa… Er hat keine Familie und kümmert sich ein bisschen um den Garten und die Einkäufe von deinen Großeltern. Als Dankeschön haben sie ihn mit hierher genommen, damit er Weihnachten nicht alleine ist.“… „Und ich bin sehr froh darüber, dass Sie mich so freundlich aufgenommen haben Susan“… sprach Alex.

In meinem Kopf schwirrte wirres Zeug umher… ich konnte überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Typ konnte unmöglich echt sein… er sah einfach zu perfekt aus. Ich schloss kurz meine Augen, um mich davon zu überzeugen, dass das alles nur ein Traum war. Dann atmete ich dreimal tief durch und…. Er stand immer noch an derselben Stelle wie vorher. Mit dem einen Unterschied, dass er jetzt auch noch ein schiefes Lächeln aufgelegt hatte. Oh mein Gott, was für ein Lächeln. Mir schossen auf einmal wieder meine Lieblingsbücher durch den Kopf. Er ist kein Traum…. Ich versuchte mich zu konzentrieren…. Sag jetzt bloß nichts Falsches, ermahnte ich mich….

„Edward,“ kam laut und deutlich über meine Lippen. Alex sah mich stutzig an… „Wie hast Du mich gerade genannt?“… Seine Stirn legte Falten und seine Augen starrten in meine… er wartete auf eine Antwort. Oh Gott, wie sollte ich ihm diese peinliche Lage jetzt erklären? Ich hatte diese Bücher einfach zu oft gelesen. Die Liebesgeschichte zwischen Edward und Bella hatte sich einfach schon zu tief in meinem Hirn eingebrannt. Wie sollte ich aus dieser Lage bloß herauskommen, ohne dass es noch peinlicher wurde.

Ich drehte mich vorsichtig um die eigene Achse, und während ich den Abstand zwischen mir und diesem traumhaften Mann vergrößerte, indem ich schnurstracks Richtung Haustür ging, murmelte ich… „Sorry, aber Du erinnerst mich an jemanden“. Naja, das stimmte natürlich nicht ganz. Er hatte ja überhaupt keine Ähnlichkeit mit Edward aus den Biss-Romanen. Aber irgendwie fühlte ich mich wie Bella, als sie ihren Edward das erste Mal gesehen hatte.

Ich ging ins Haus und begrüßte den Rest meiner Familie. Zuerst meinen Vater, dann meinen kleinen Bruder und zum Schluss noch meine Großeltern. Sie waren alle versammelt im Wohnzimmer und unterhielten sich. Ich quetschte mich zwischen meinen Grandpa und meine Grandma, weil ich die beiden wirklich lange nicht mehr gesehen hatte… das letzte Mal vor einem Jahr. Sie hatten bestimmt einiges zu erzählen… vor allem, wie sie diesen Mann, der jetzt ebenfalls das Wohnzimmer betrat, kennen gelernt hatten.

Alex betrat den Raum und es wirkte, als würde er noch heller werden. Die Lichter schienen richtig zu glühen. Er holte sich einen Stuhl aus dem Essbereich und setzte sich direkt mir gegenüber. Er sah zu mir rüber und schenkte mir wieder dieses schiefe Lächeln…. Sophia reiß´ Dich zusammen… Du bist nicht Bella und das ist nicht Edward! Wer weiß, warum er sich so sehr mit Deinen Großeltern beschäftigt… Vielleicht ist er ein Schwerverbrecher oder sogar ein Mörder… Du weißt doch gar nichts über ihn. Du solltest Dich erst mal erkundigen, wer er überhaupt ist. Meine Mutter war inzwischen dabei, das Abendessen vorzubereiten… Ich dachte, wenn ich ihr zur Hand gehen würde, könnte sie mir auch gleich mehr über Alex erzählen. Ich erhob mich vom Sofa… meine Grandma hielt mich an der Hand fest… „Was ist denn los, Kindchen“… sie merkte wohl, dass mit mir etwas nicht stimmte. „Nichts, Grandma, ich möchte Mom nur in der Küche helfen“… antwortete ich und zog meine Hand zurück. „Das ist eine gute Idee, mein Kind… Da komme ich doch auch gleich mit“. Sie folgte mir vorsichtig durch den Essbereich in die Küche.

Als ich die Küchentür öffnete, kam mir ein köstlicher Duft entgegen… „Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen?“ riet ich…. Meine Mutter drehte sich um und lächelte… „Ja,… ich weiß doch, dass das Dein Lieblingsessen ist“. Meine Mom war wirklich eine tolle Köchin… und diesen Weihnachtsbraten liebte ich über alles. Bei dem Gedanken an das Essen lief mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Da ich meiner Mutter bei den Vorbereitungen nicht mehr groß helfen konnte weil das Essen bereits auf dem Herd bzw. im Backofen war, beschloss ich, den Geschirrspüler mit dem dreckigen Geschirr zu füttern. Meine Grandma setzte sich an den Küchentisch und beobachtete mich. „Sophia, erzähl doch mal, wie es Dir in Kalifornien geht“… forderte sie mich auf. „Ganz gut, Grandma… Es ist wirklich schön da… vor allem, dass es da immer warm ist“… schwärmte ich.

Eigentlich hätte ich sie ja lieber über Alex ausgefragt, aber ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte, ohne dass sie Verdacht schöpfte. Wie kann ich sie über ihn ausfragen, ohne dass Grandma gleich Lunte riecht. Sie ist nicht doof, … Sie kennt mich schon mein ganzes Leben. Sie wird sofort merken, dass ich an ihm Interesse habe… Aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht…. Schließlich war sie ja auch mal jung… Vielleicht versteht sie mich ja sogar. Ich frage sie einfach ganz direkt. „Duuu Grandma“ stotterte ich. Sie schaute mich fragend an. „Was ist denn, Kindchen“… Ich schloss den befüllten Geschirrspüler und setzte mich mit an ihren Tisch. Meine Mutter war zum Glück mit dem Essen beschäftigt und kümmerte sich nicht weiter um uns. Ich rang nach den richtigen Worten, während ich meine Großmutter genau musterte. Sie hatte sich in den letzten Jahren überhaupt nicht verändert. Sie war ein bisschen pummelig und hatte graue Haare, die sie zu einem Dutt zusammengebunden hatte. Ihr Gesicht war schon ziemlich faltig, man konnte aber erkennen, dass sie früher mal eine wunderschöne Frau war. Ihre blauen Augen sahen mich strahlend an. „Was liegt Dir denn auf dem Herzen, Süße“… ihre Stimme war immer so verständnisvoll. „Wer ist dieser Alex?“… sprudelte es einfach aus mir raus.

Oh Gott, jetzt ist es raus… Jetzt gibt es kein Zurück mehr… Meine Großmutter fing an zu lachen… Warum lacht sie jetzt… So komisch war die Frage doch auch nicht… Ich meine, er ist hier in unserem Haus… Er soll hier Weihnachten mit uns verbringen… Dann darf ich wohl doch mal fragen, wer das ist. „Was ist so lustig an meiner Frage?“… Grandma holte tief Luft, um ihrem Lachen ein Ende zu setzen. „Du solltest mal sehen, wie Du aussiehst… Kann es sein, dass Dir Alex gefällt?“ Ich hatte vor Aufregung leider nicht bemerkt, dass mir mein Blut in den Kopf schoss… ich musste purpurrot sein. Diese ganze Situation war mir ziemlich unangenehm. „Naja nun gut, Kindchen… Dann werde ich Dir ein bisschen über Alex erzählen. Er ist vor ungefähr 6 Monaten in das Haus nebenan gezogen. In das Haus, wo die Newtons gewohnt haben… Du erinnerst Dich?“… Ich nickte… Natürlich erinnerte ich mich an die Newtons… Das waren die mit dem schrecklichem Köter, der immer so gesabbert hat. Ich lauschte dem Fortgang ihrer Geschichte. „Alex zog da ganz alleine ein und renovierte das Haus komplett, sogar den Garten gestaltete er um. Eines Tages kamen wir ins Gespräch. Ich erwähnte, dass Dein Grandpa und ich nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind und das Autofahren würde auch nicht mehr funktionieren… Er bot uns an, für uns die Besorgungen zu erledigen… Seitdem kam er täglich zu uns rüber und hilft uns bei sämtlichen Arbeiten, die wir nicht mehr alleine schaffen können… Am Anfang wollte ich ihn ja für seine Dienste bezahlen, aber er hat sich strikt dagegen gewehrt. Da mir die Sache aber immer unangenehmer wurde, dass er so viel für uns tat ohne Gegenleistung, beschlossen wir gemeinsam, dass ich jetzt immer für ihn mit kochen würde. Von nun an ist er täglich bei uns… wie unser eigener Sohn. Er macht und tut, wo er nur kann… und dafür bekommt er von uns Familienanschluss… Der arme Junge… er hat schon früh seine Eltern verloren und Geschwister hat er nicht.“

Ich konnte gar nicht glauben, was ich da hörte… Das kommt mir alles wirklich sehr verdächtig vor. Welcher junge, gutaussehende Mann kümmert sich um eine altes Rentnerpärchen… nur so zum Spaß? Er muss! etwas im Schilde führen!.. Aber auf der anderen Seite sind meine Großeltern nicht doof. Mein Grandpa war früher ein hohes Tier bei der Polizei… Er würde bestimmt merken, wenn mit Alex etwas nicht stimmen würde. Meine Gefühle spielten total verrückt… Ich wollte diesem Geheimnis auf den Grund gehen… Nein, noch mehr… Ich wollte diesen Mann unbedingt näher kennen lernen.

Ich erhob mich von meinem Stuhl, schenkte meiner Grandma ein Lächeln, um mich zu bedanken und machte mich daran, den Festtagstisch zu decken.

„Der Tisch sieht aber sehr festlich aus“… hörte ich plötzlich wieder diese klingelnde Stimme hinter mir sagen, während ich gerade die letzte Kerze anzündete. Ich drehte mich um und sah wieder dieses fantastische Lächeln. Das Kerzenlicht spiegelte sich in seinen Augen, so dass sie funkelten. Ich konnte nicht antworten… ein schwerer Kloß steckte in meinem Hals, der es unmöglich machte, auch nur einen Ton herauszubekommen…. So musste er sich eben nur mit meinem Lächeln zufrieden geben. Nervös drehte ich mich um, um so schnell wie möglich wieder in die Küche zu kommen. Mit meiner Grandma und meiner Mom zusammen stellte ich das Essen auf den Tisch. Dann setzten wir uns alle gemeinsam an den Tisch… Alex hatte sich direkt gegenüber von mir hingesetzt… und wir genossen den leckeren Braten.

Ich hatte das Gefühl, dass er mich nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatte… Wieso guckt er mich immer so an? Meine Güte, der Typ hat aber auch eine Ausstrahlung… dieser Oberkörper… Da kann man ja durch das Shirt jeden einzelnen Muskel erkennen…. Und diese Hände… so schlank und groß… ich darf mir gar nicht vorstellen, was er damit alles machen könnte… Diesen Gedanken wollte ich ganz schnell wieder aus meinem Kopf streichen, weil mir plötzlich ein Schauer über den Rücken lief.

Nachdem wir zu Abend gegessen und ich meiner Mutter in der Küche geholfen hatte, zog ich es vor, mir noch ein bisschen die Beine zu vertreten. Okay, es lag zwar schon ein paar Zentimeter Schnee draußen und ich mochte den Schnee auch nicht wirklich... aber ich wollte trotzdem einen kleinen Spaziergang machen. Außerdem wäre es gar nicht mal so schlecht, wenn mir der kalte Wind wieder mein Hirn zurechtrückte. Ich sagte meinen Eltern Bescheid und lief in den Flur, um mir meinen Mantel anzuziehen.

 
Kapitel 2: Passiert das alles wirklich?

Ich ging aus der Tür und ein kalter, eisiger Windstoß flog mir über die Nase… aber wenigstens hatte es aufgehört zu schneien. Ich zog meinen Kragen höher bis zum Kinn und bewegte mich in Richtung Straße. Ich schlenderte auf dem Gehweg entlang und betrachtete die Häuser in der Nachbarschaft. Diese vielen Lichter und der Schnee, das war wirklich ein wunderschöner Anblick… Wenn nur diese blöde Kälte nicht wäre! Meine Gedanken schweiften langsam von der Kälte und den hübsch geschmückten Häusern ab. Ein Gesicht machte sich vor meinen Augen breit… ein ganz bestimmtes Gesicht… ein faszinierendes Gesicht… sein Gesicht. Ich betrachtete seine Konturen und wollte jedes einzelne Detail aufsaugen… bis ich merkte, dass es kein Traum war. Er stand wirklich und wahrhaftig vor mir… „Bist Du mir gefolgt?“… Alex schaute ein wenig verlegen auf den Boden... „ Entschuldige, aber ich brauche auch etwas Bewegung und da dachte ich mir…“… er sprach nicht weiter. Er sah immer noch nicht vom Boden auf. Er wartete wohl auf meine Reaktion. „...dass wir zusammen einen Spaziergang machen könnten“, beendete ich seinen Satz.

Sein Blick kam höher und traf genau meinen. „Wenn es Dir nichts ausmacht?“… Ich nickte und deutete mit meiner Hand, dass wir weitergehen sollten. Wir gingen nebeneinander her, ohne uns zu berühren. Er passte sich meinen kurzen Schritten an. Nach einer Weile brach er das Schweigen: „Deine Großeltern haben mir erzählt, dass Du in Kalifornien lebst… Ist es Dir jetzt hier nicht zu kalt?... Ich meine… wir haben bestimmt einen Temperaturunterschied von 20 Grad“. In dem Moment fing ich wirklich an zu frösteln… aber das war bestimmt nicht wegen der Kälte. Meine Güte… er sieht einfach fantastisch aus… Wie gerne würde ich mich jetzt von ihm wärmen lassen. Ich merkte, wie ich Schwierigkeiten hatte, den Kloß hinunter zu schlucken, der in meinem Hals festsaß… „Ach, das geht schon“… antwortete ich mit kraftloser Stimme. Ich war froh, dass er mich in diesem Moment gerade nicht ansah.

Wir gingen eine ganze Weile zwischen immer kleiner werdenden Häusern, einige enge Straßen entlang, bis wir eine Ansammlung von Menschen über die Straße gehen sahen. „Magst Du Kirchen?“…hörte ich seine liebevolle Stimme fragen. Ich hatte mit Kirchen noch nie was am Hut. Klar bin ich als Kind mal in einer Kirche gewesen, aber ich habe seit Jahren keine mehr von innen gesehen. „Nicht wirklich, warum?“… „Hast Du Lust, mit mir die Abendmesse zu besuchen?“… In dem Moment nahm er mich an die Hand und zog mich zu der Menschenmenge… Er wartete nicht auf meine Antwort. In dem Moment war ich wie beflügelt… Wow, träume ich jetzt??? Er hält meine Hand… Wie warm sie ist… und wie weich sich seine Haut anfühlt… Ich war wie in Trance. Wir drängelten uns durch die Menschenmenge und betraten durch das hohe Tor den hell erleuchteten Raum der Kirche. Alles war hübsch geschmückt, auf dem Altar standen brennende Kerzen und in der hinteren Ecke stand ein riesiger, bunt geschmückter Weihnachtsbaum. Mir war irgendwie nicht richtig wohl bei der Sache… Ich verkrampfte mich und wollte wieder umdrehen. Aber Alex drückte meine Hand fester und schob mich mit der anderen Hand vor sich her… zu freien Plätzen auf einer der Bänke. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich dort hinzusetzen, und Alex setzte sich ganz dicht neben mich.

Es stellte sich heraus, dass es keine gewöhnliche Kirche war. Es wurden keine traditionellen Weihnachtslieder gespielt… sondern es sang ein Gospelchor. Die Mitglieder trugen dunkelblaue, seidige Gewänder, die fast bis zum Boden gingen. Der Gesang hörte sich so wunderschön an, dass er mir Gänsehaut bereitete. Der dunkelhäutige Pastor hielt seine Predigt auf angenehme, frische Weise… dass man gar nicht merkte, wie schnell die Zeit verging. Zwischendurch prüfte ich immer wieder Alex' Gesichtsausdruck und stellte fest, dass ihm die Messe genauso gut gefiel wie mir. Nachdem die Messe vorbei war, zog Alex mich wieder an der Hand mit sich hinaus in den Schnee. „Oh mein Gott, das war wunderschön“…schrie ich begeistert, als wir wieder alleine auf der Straße gingen. „Nicht wahr???... Habe ich Dir zu viel versprochen?“… Ich schüttelte den Kopf. Alex hielt immer noch meine Hand fest… Ich dachte auch gar nicht daran, das zu ändern. Es fühlte sich so richtig an… seine große, schützende Hand mit meiner verschmolzen….

„Wer ist eigentlich Edward?“… erkundigte er sich neugierig. Ich merkte, wie mir wieder dir Röte ins Gesicht stieg und hoffte, dass er es nicht bemerken würde. „Ähm“… Mit dieser Frage hatte ich jetzt nicht gerechnet… Wie sollte ich da bloß wieder rauskommen… Ich kann ihm doch nicht erzählen, dass ich von dem Typen aus Twilight spreche… Er würde mich doch für komplett bescheuert erklären. Ich muss mir irgendeine plausible Erklärung einfallen lassen… „Edward war ein alter Freund von mir… wir haben zusammen studiert“…log ich. Alex grinste forschend… „Und ich erinnere Dich an ihn?“ Oh Mann, hört das denn gar nicht auf??? Ich nickte und war froh, als er endlich nicht weiter nachbohrte.

„So, da sind wir wieder“… erklärte Alex, als wir wieder vor dem Haus meiner Eltern standen. Ich hätte noch stundenlang so weiter mit ihm gehen können… Hand in Hand. „Danke, das war ein sehr schöner Spaziergang.“ Ich stellte mich extra in eine dunklere, schattigere Ecke vor der Haustür, damit Alex nicht sehen konnte, dass ich schon wieder rot anlief. Alex lächelte… „Ja, das finde ich auch“… Er kam näher… Sein Kopf beugte sich über meinen…. Ich merkte, daß ich vergeblich versuchte, nach Luft zu ringen… Jetzt waren seine Lippen schon so nah, dass sie meine gleich berührten… In dem Moment öffnete sich die Haustür…. „Ah, da seid Ihr ja wieder“… Meine Mutter stand grinsend vor uns, während Alex sich schnell zurückzog. „Und war es ein schöner Spaziergang?“… wollte meine Mutter wissen. Ich lächelte sie stumm an und ging vorsichtig an ihr vorbei ins Haus. Was war das??? Wollte er mich eben wirklich küssen??? Ein merkwürdiges Flattern tauchte plötzlich in meiner Magengegend auf. Warum hatte Mom immer so ein gutes Timing??? Hätte sie nicht ein paar Sekunden später die Tür öffnen können??? Sophia, reiß´ Dich zusammen… tadelte ich mich selber… Wer weiß, wofür das gut war… Es kommt nicht so gut, wenn man sich schon am ersten Abend auf sowas einlässt. Meine Güte, ich habe ihn doch schließlich erst vor ein paar Stunden kennen gelernt.

Der Rest der Familie war immer noch im Wohnzimmer versammelt. Mein Vater, mein Grandpa und mein Bruder hatten gerade eine Diskussion über die letzten Footballspiele… meine Grandma sah ziemlich gelangweilt aus. Sie lächelte, als ich zur Tür hereinkam und klopfte mit einer Hand auf den freien Platz neben sich, um mir zu sagen, dass ich mich dort hinsetzen sollte. Alex betrat auch wieder das Wohnzimmer und schloss sich dem Gespräch der vertieften Männer an.

„Und?... Wie findest Du ihn?“…flüsterte mir meine Grandma zu… Die Schmetterlinge in meinem Bauch waren noch nicht verschwunden… ich merkte, wie sie meinen ganzen Körper zum Zittern brachten. „Er ist wirklich sehr nett“… antwortete ich ein bisschen verlegen. Doch ich war noch nie gut darin, meiner Grandma etwas vorzumachen… natürlich wusste sie ganz genau, dass es schon um mich geschehen war. Sie lächelte… „Du wirst schon sehen… er ist ein Geschenk des Himmels“.


Ein Geschenk des Himmels… Ein Geschenk des Himmels…. Diese Worte meiner Großmutter hallten immer wieder in meinem Kopf… wie ein Echo. Ich stand auf einer schneebedeckten Wiese… rundherum standen Fackeln, die die Wiese zum Strahlen brachten. Der Himmel war dunkel und klar… viele tausend Sterne funkelten von dort herunter. Ich blickte an meinem Körper hinunter und bemerkte, dass ich nur ein Nachthemd anhatte. Einen Moment lang wunderte ich mich, da ich trotz meiner spärlichen Kleidung nicht fror. Im Zentrum der Fackeln stand ein riesiges Himmelbett, mit cremefarbener, seidener Bettwäsche… welche übersät war mit dutzenden roten Rosenblättern. Hinter dem Bett konnte ich eine große Gestalt erkennen. Sein maskuliner Anblick brachte mich fast um den Verstand. Er stand da… nur mit einer dunkelblauen Boxershorts bekleidet und lächelte mich sanft einladend an. Seine Haut schimmerte im Feuer der brennenden Fackeln, und die Linien seines muskelösen Oberkörpers brannten sich in mein Gehirn. Er hob eine Hand und streckte sie nach mir aus… ganz langsam ging er Schritt für Schritt auf mich zu. Er nahm meine Hand und führte mich behutsam zu dem wunderschön geschmückten Himmelbett.

Ich ließ mich fallen und landete sanft zwischen den duftenden Blütenblättern. Vorsichtig beugte er sich über mich. Sein Atem kam immer näher… mein Herz fing an zu tanzen. Seine Lippen berührten meine, sie waren warm und weich… Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wie verrückt. Mein Atem wurde schneller... ich zog ihn näher an mich heran… mein Körper sehnte sich danach, ihn zu spüren. Meine Hände wuselten durch seine perfekten Haare…

Dann hörte ich ein donnerndes Klopfen… „Sophia, bist Du wach?... Das Frühstück ist fertig“… Die Stimme, die zu meiner Mutter gehörte, in diesem Moment aber völlig unpassend war, kam von Wort zu Wort näher. Ich öffnete meine Augen und sah mich um… ich befand mich in meinem alten Zimmer. Mein Blick fiel rechts und links neben mich… aber ich war alleine. Wow, warum gerade jetzt? Der Traum fing doch gerade erst richtig an. Ich schob meine Bettdecke zur Seite und stand auf. Dann fiel mir ein, dass Alex in einem unserer Gästezimmer geschlafen hatte und sicherlich auch beim Frühstück war. Ich nahm mir ein paar Sachen aus dem Koffer und verschwand ins Badezimmer, um mich fertig zu machen.

Als ich die Treppe hinunter kam, kroch mir schon der Duft von frischem Kaffee in die Nase. Diesem Duft folgend und voller Vorfreude, Alex wieder zu sehen, stolzierte ich ins Esszimmer. Aber da saßen nur meine Mutter, Grandma und mein kleiner Bruder… „Wo sind denn die Männer hin?“… In diesem Moment kam mir der gestrige Abend nur noch wie ein Traum vor. „Sie machen noch ein paar Besorgungen… Sie müssten bald zurück sein“… antwortete meine Mutter. Meine Laune besserte sich auf Anhieb… dann war der gestrige Abend also doch echt. Zufrieden und mit einem Grinsen im Gesicht setzte ich mich an den gedeckten Tisch und ließ mir das Frühstück schmecken. „Du hast heute Morgen aber sehr gute Laune“…stellte meine Grandma fest. „Das hat doch nicht etwa was mit Alex zu tun?“... Manchmal war es mir wirklich zu unheimlich, wie gut meine Grandma mich kannte… als könnte sie in meinen Kopf gucken und meine Gedanken lesen. Ich ignorierte ihre Worte und wechselte schnell das Thema. Ich fragte meine Großmutter, wie es denn ihrer besten Freundin Betty gehe… ich wusste, dass sie mir dazu immer viel zu erzählen hatte. Sie holte tief Luft und erzählte und erzählte… Ich hörte nur mit einem halben Ohr hin… war aber froh, dass sie mich nicht noch weiter löcherte, was Alex betraf.

Nach dem Frühstück räumten wir alle gemeinsam den Tisch ab und halfen meiner Mutter in der Küche. Dann hörten wir ein Auto auf die Auffahrt rollen. „Oh, sie sind zurück“… meine Mutter ging zur Haustür, um sie für die Männer zu öffnen…langsam folgte ich ihr. Alex kam als erstes hinein und umschloss mit seinen Armen eine riesige Tanne. „Wo soll der Baum hin, Susan?“…fragte er meine Mutter höflich. Sie zeigte nur schnell in eine Ecke im Wohnzimmer und verschwand gleich wieder in die Küche. Alex lächelte mich an… „Guten Morgen, hast Du gut geschlafen?“… Da ist es wieder… dieses wunderschöne Lächeln…Reiß Dich zusammen Sophia!!! „Ähm… ja… die Nacht war ganz okay“… krächzte es aus mir heraus. Wenn er wüsste, dass ich von ihm geträumt habe… Seine Augen sahen mich prüfend an… aber er ging nicht weiter darauf ein. Stattdessen stellte er den Baum in den Fuß, den meine Mutter bereit gestellt hatte. „Geht das so?“… er hielt den Baum mit einer Hand an der Spitze fest und sah mich fragend an… „Perfekt“, antwortete ich und half ihm, den Baum zu befestigen.

Der Baum stand jetzt so fest, dass ihn nicht mal mehr ein Windstoß hätte umhauen könnte. Alex war durch und durch zufrieden mit seinem Werk. Meine Mutter kam herein… mit ein paar Kisten, befüllt mit Weihnachtskugeln und Lichterketten, bepackt. Sie breitete die Kartons vor dem Baum aus und gemeinsam machten wir uns daran, den Baum zu schmücken. …. „Wow, der Baum ist wunderschön geworden“…stellte ich fest, als Alex die goldene Spitze anbrachte. „Ja, wir haben uns mal wieder selbst übertroffen"… bestätigte meine Mutter. „Ich werde jetzt mal wieder in die Küche gehen. Da wartet noch ein bisschen Arbeit auf mich. Sophia, könntest Du die Kisten wieder in den Keller bringen?“ Meine Mutter machte auf dem Absatz kehrt und verschwand durch die Küchentür. Ich beugte mich über die Kartons, um sie zusammenzustellen. „Warte, ich helfe Dir“… mit Alex großen Händen als Hilfe ging das natürlich viel schneller.

Wir verstauten die Kartons in der hintersten Ecke vom Keller… da wurden die Weihnachtssachen immer aufbewahrt. Das Licht der Deckenlampe war nicht besonders hell und der Schein kam nicht bis in die Ecke. Als ich die Kartons gerade abstellte, spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. Vor Schreck fing ich an zu schreien. „Psst, nicht so laut!“ Mit der anderen Hand hielt er mir behutsam den Mund zu. „Habe ich Dich erschreckt?“…er grinste mich mit seinem bezaubernden Lächeln an. „Ja“, prustete ich durch seine Finger. Daraufhin befreite er meinen Mund… Ich atmete tief durch. „Tut mir leid… Es ist nicht leicht, Dich mal alleine anzutreffen. Irgendjemand aus Deiner Familie ist immer in Deiner Nähe. Dabei möchte ich doch nur…“ Er sprach nicht weiter… Fragend sah ich ihn an… „Was möchtest Du?“… Er wusste wohl nicht, wie er es mir sagen sollte… sein Gesicht war nachdenklich. Dann sah er mir tief in die Augen und schmunzelte. „Das, was ich gestern schon tun wollte“…

Sein Gesicht kam langsam näher… Mein Puls schlug schneller und meine Beine wollten nachgeben. Ich starrte auf seine wundervollen Lippen, die sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr rantasteten… bis sie schließlich meine berührten. Ganz vorsichtig umschlossen seine Lippen meine… Immer und immer wieder… der Kuss war richtig fordernd. Mir wurde ganz schummrig… Ich hatte richtige Probleme, mich noch weiter auf meinen Beinen zu halten…. Bis sie schließlich ganz nachgaben. Ich sackte unter meinem Gewicht zusammen und fiel ihm in die Arme. „Huch, was hast Du denn jetzt?“… Alex konnte sich einen herzhaften Lacher nicht verkneifen. „Entschuldigung“… krächzte ich, während ich versuchte, mich wieder auf die Beine zu stellen. Das war mir jetzt wirklich peinlich…. Sophia, das kann doch nicht wahr sein… Warum fällst Du um, wenn er Dich küsst???... Als ich wieder sicher auf meinen Beinen stand, drehte ich mich verlegen um und rannte die Kellertreppe hinauf, ohne mich noch mal nach Alex umzusehen. Nur an seinen Schritten konnte ich erkennen, dass er mir folgte.

Ich war total durcheinander und wollte ihm jetzt nicht unter die Augen treten… also nahm ich auch gleich die nächste Treppe, verschwand in meinem Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu. So, nun bist Du sicher… Oh mein Gott!!! Er hat mich geküsst… Wow, und was für ein Kuss!!! Bei dem Gedanken daran, wie mir die Beine versagten, musste ich jetzt lachen. Sowas kann auch nur Dir passieren!!! Ich überlegte angestrengt, wie ich mich ihm jemals wieder unter die Augen trauen sollte. Er musste ja denken, dass ich nicht alle Tassen im Schrank hatte. Sowas ist ihm bestimmt vorher noch nie passiert. Ich beschloss, den Rest des Tages in meinem Zimmer zu bleiben… hier war ich sicher und brauchte nichts erklären.

Kapitel 3: Der Wahrheit ins Auge sehen

Ich saß inzwischen schon seit 3 Stunden in meinem verschlossenen Zimmer. Immer wieder musste ich daran denken, was im Keller geschehen war. Mir wurde ganz warm ums Herz bei dem Gedanken, dass er mich geküsst hatte. Ja, er hatte mich tatsächlich geküsst. Und das fühlte sich einfach himmlisch an. Würde sich das jemals wiederholen? Ich zweifelte daran… Diese Chance hatte ich mit meinem Abgang wohl gehörig verbockt. In den letzten Stunden hatte ich immer mal wieder den Versuch gestartet, mein Zimmer zu verlassen… Ich stand auf… schlich leise zur Tür… horchte… und dann verließ mich wieder der Mut. Sophia, du kannst nicht den Rest deines Lebens in deinem alten Zimmer verbringen!!! tadelte ich mich selbst. Mir war natürlich klar, dass ich ihm früher oder später wieder über den Weg laufen musste… besser später als früher!!! Ich war mir noch nicht mal mehr sicher, was mir peinlicher war… Dass ich in seinen Armen zusammengebrochen war, oder dass ich vor ihm weggelaufen war. Bei diesen Gedanken schüttelte ich immer wieder den Kopf… beides war ziemlich peinlich.

Ich hörte, wie leise Schritte die Treppe hinauf kamen, sich dann meiner Tür näherten und vor ihr verstummten. Dann vernahm ich ein leises Pochen an meiner Tür… „Wer ist da?“… fragte ich neugierig, obwohl ich mir das eigentlich schon gedacht hatte. Ich kannte den Schritt meiner Großmutter ganz genau. „Ich bin`s Kindchen… Möchtest Du uns nicht beim Essen Gesellschaft leisten?“… Meine Stimme hörte sich nicht überzeugend an… „ Ich habe keinen Hunger!“…erklärte ich. „Sophia, Du bist jetzt schon seit Stunden in Deinem Zimmer… Was ist los mit Dir? Willst Du mir nicht erzählen, was passiert ist?“…die Stimme verstummte. Ich überlegte, bevor ich eine Antwort gab. Vielleicht sollte ich mich wirklich jemandem anvertrauen…. Wem könnte ich sowas besser erzählen als meiner Grandma? Sie versteht mich bestimmt besser als Mom!... „Okay!“… ich stand von meinem Bett auf und öffnete die Tür. Meine Grandma lächelte mich mit ihrem faltigen Gesicht an. „Du kannst dich doch nicht die ganzen Feiertage hier einschließen“… sagte sie, während sie mich vorsichtig zur Seite schob, damit sie eintreten konnte.

Sie setzte sich auf mein Bett und klopfte auf den Platz neben sich. Ich folgte ihrer Geste. „So, nun erzähl mal, was so Schreckliches passiert ist, dass Du Dich seit Stunden hier einschließt.“ Ich schluckte… Wie sollte ich anfangen?... „Hmm,… Er hat mich geküsst!“… Ich merkte, wie mir die Spucke wegblieb. Meine Großmutter lächelte… „Das ist alles?... Und deshalb schließt Du Dich hier ein?“… Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich dachte, er gefällt Dir?“… sie musterte mich ganz genau, als wenn sie die Antwort in meinen Gedanken lesen würde. „Das ist noch nicht alles“… klärte ich sie auf. Ich erzählte ihr noch, dass ich in seinen Armen zusammengebrochen war und, dass es mir so peinlich war, dass ich die Treppe hinauf in mein Zimmer rannte. Meine Großmutter folgte interessiert meinen Worten und schmunzelte, als ich fertig war. „Aber Süße!... Das ist doch noch lange kein Grund, sich hier stundenlang im Zimmer einzusperren… Alex ist total durcheinander… und hat schon überlegt, abzureisen.“… „Was???... Warum das denn?“… ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. „Er wollte nicht erzählen, was passiert war… Er meinte lediglich, dass es besser wäre, wenn er so schnell wie möglich nach Hause fährt… Er ist bereits dabei zu packen… Er lässt sich von niemandem aufhalten… Dein Grandpa und ich, wir haben es beide versucht“.

Das gefiel mir gar nicht… Er kann doch jetzt nicht einfach so verschwinden… Das kann ich nicht zulassen… Ich erhob mich von meinem Bett, gab meiner Grandma einen kleinen Schmatzer auf die Wange und lief die Treppe hinunter zum Gästezimmer. Die Tür stand offen… Alex hatte seinen Koffer auf das Bett gelegt und war dabei, seine Sachen hineinzulegen. „Du willst wirklich abreisen?“…flüsterte ich… Er drehte sich um und sah mich mit einem düsteren Blick an. „Ich denke, es ist besser so“… antwortete er kurz und knapp, drehte sich wieder zu seinem Koffer und legte weitere Sachen hinein. Jetzt bekam ich ein schlechtes Gewissen… Du blöde Kuh hast ihn verletzt!!! Deinetwegen wird er Weihnachten ganz alleine verbringen!... Ich machte vorsichtige Schritte auf ihn zu… „Bitte bleib doch noch!“… fing ich an zu betteln. Er reagierte nicht auf meine Worte… „Bitte Alex, ich will nicht, dass Du gehst.“… Meine Worte schienen ihn jetzt zu erreichen. Er wandte mir sein Gesicht zu. „Bist Du Dir sicher, dass ich bleiben soll?“… seine Stimme hatte einen skeptischen Unterton. Ich nickte… „Es tut mir leid, was….“ meine Stimme brach… Ich merkte, wie meine Augen nass wurden… ein paar kleine Tropfen liefen mir über die Wange.

Jetzt fing er an zu lächeln… „Ist es Dir so wichtig?“… Er kam auf mich zu und mit seiner rechten Hand wischte er vorsichtig die Tränen von meiner Wange. Ich hatte meine Stimme immer noch nicht wiederbekommen… deshalb nickte ich nur schnell. Dann umschloss er mich mit seinen wundervollen, starken Armen und drückte mich vorsichtig an seine Brust. Mit einer Hand hielt er mich fest… mit der anderen streichelte er mein Haar. Wir standen da und schwiegen beide… Nach einigen langen Sekunden… meine Augen hatten sich inzwischen getrocknet… brach er das Schweigen. „Warum bist Du vorhin vor mir weggelaufen?“ Er schob mich vorsichtig von seiner Brust weg und legte die Hand auf meine Schultern, damit er mir in die Augen sehen konnte. Ich merkte, wie mir mal wieder das Blut in meinen Kopf schoss. Ich suchte nach den richtigen Worten… Er bemerkte natürlich mein rotes Gesicht und fing an zu lachen. „Das ist nicht komisch!“… beschwerte ich mich. „Doch, das ist sogar sehr komisch… Schau dich mal an… Du bist knallrot“… Jetzt fühlte ich nur noch Enttäuschung… So hatte ich mir das nicht vorgestellt… Ich befreite mich von seinen Armen und drehte mich zur Tür. Ich wollte nur noch weg… schon wieder!...

Diesmal war er schneller, griff nach meiner Hand und hielt mich fest. „Das braucht Dir doch nicht peinlich zu sein“… flüsterte er in einem bestimmenden Ton. Er zog mich zurück in seine Arme und gab mir einen noch heißeren und fordernderen Kuss als vorher im Keller. Er drückte mich so fest an sich, dass ich fast keine Luft bekam… In meinem Bauch tanzten wieder die Schmetterlinge und mein Körper schien mir nicht mehr zu gehorchen. Nach einem langen Kuss gab er mich frei. Er sah mich an und grinste… „Du bist wunderschön, wenn Du rot bist“… Diesmal erwiderte ich sein Lächeln… „Bleibst Du jetzt hier?“… meine Stimme klang mir fremd… das war eher ein Glucksen. Er nickte und gab mir nochmals einen kurzen zärtlichen Kuss. „Und?... Wie soll es jetzt mit uns weitergehen?“… fragte er dann. Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht… Ich wollte mich nicht damit auseinandersetzen, was die Zukunft bringt… Ich wollte jetzt einfach nur jeden einzelnen Moment mit ihm genießen. „Keine Ahnung“… ich zuckte mit den Schultern. „Ich denke, wir sollten jetzt erst mal etwas essen“… schlug ich vor und zog ihn an der Hand hinter mir her ins Esszimmer.

Der Rest der Familie wollte nicht mehr warten, also waren sie schon fast fertig. Als wir gemeinsam den Raum betraten, strahlte meine Grandma mich freudig an. Sie murmelte etwas, das ich nicht richtig verstehen konnte… das hörte sich an wie „Gott sei Dank“. Mein Vater und mein Grandpa registrierten uns gar nicht… sie waren wieder vertieft in eins ihrer Männergespräche… und meine Mutter und mein Bruder grinsten um die Wette. Wir setzten uns an den Tisch und genossen das leckere Essen, das meine Mutter mal wieder gezaubert hatte. Auch diesmal half ich meiner Mutter wieder, das Geschirr weg- und die Küche aufzuräumen. Alex setzte sich inzwischen ins Wohnzimmer zu meinem Vater und Grandpa und schloss sich ihrem Gespräch an.

„Läuft was zwischen euch?“… wollte meine Mutter wissen, als wir alleine in der Küche waren und aufräumten… „Mom!!!“… ich war empört über diese Frage… „Ich meine ja nur… Er ist wirklich sehr nett… Und ihr würdet ein tolles Paar abgeben.“…erklärte sie… Plötzlich kam mir der Gedanke, dass das alles ein eingefädeltes Spiel war… „Mom… Du hast doch nicht etwa vor…“ meine Mutter unterbrach mich… „Sophia, du bist jetzt schon so lange alleine… Und er sieht doch wirklich gut aus, oder?“… „Also doch!!!“… Die Wut stieg mir in den Hals…“Ihr wolltet mich von Anfang an mit ihm verkuppeln!“… strotze es nur so aus mir heraus. „Sophia, beruhige Dich!“… ihre Stimme klang ziemlich weich… „Wir haben das doch nicht böse gemeint… Schau ihn dir doch mal an… Der Mann ist wie für dich geschaffen“. Jetzt blieben mir die Worte im Hals stecken. Natürlich sieht er gut aus… Und Ja! Ich habe mich wohl auch in ihn verliebt… Aber, dass das ein abgekatertes Spiel ist… Das kann ich nicht glauben. Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen… Er war auch eingeweiht… meine Großeltern hatten ihm schon vorher von mir erzählt… Er wusste genau, was auf ihn zukam… Wahrscheinlich hatten sie ihm vorher schon Fotos von mir gezeigt… Ich war die Einzige, die keine Ahnung davon hatte… Aber spielt das wirklich eine Rolle??? Ich meine, warum sollen sie nicht ein bisschen Amor spielen… Sie haben ja immerhin meinen Geschmack getroffen… Und außerdem haben sie es ja nur gut gemeint. Langsam beruhigte ich mich wieder… ich beschloss, nicht mehr böse zu sein. Ist doch eigentlich auch egal… ohne sie und ihren miesen Plan, beim dem Gedanken musste ich grinsen, wäre ich ihm nie begegnet.

Alex kam durch die Tür hinein, sah sich um und fragte meine Mutter, ob er mich entführen dürfe. Ich sah ihn verdutzt an… „Meinst Du nicht, dass Du mich das fragen solltest?“… sagte ich mit einem scherzenden Unterton. Alex nahm meine Hand… zog mich in den Flur… half mir in den Mantel und schob mich hinaus in den Schnee. „Wollen wir wieder einen Spaziergang machen?“… fragte ich ihn neugierig… Alex Gesichtsausdruck sah aus, als wollte er mir etwas verheimlichen. „Laß` Dich überraschen“… antwortete er nur. Dann ging er zu dem Auto meines Großvaters und öffnete mir die Beifahrertür… „Wo fahren wir hin?“… Jetzt wollte ich endlich wissen, was er im Schilde führte. Alex antwortete nicht… stattdessen startete er das Auto und konzentrierte sich auf die Straße.

Wir waren inzwischen ungefähr 30 Minuten unterwegs… von der Stadt war nicht mehr viel zu sehen… Die Gegend wurde immer ländlicher und die Wege immer holpriger… „Sind wir bald da?“… ich wurde langsam ungeduldig. „Es ist nicht mehr weit.“… Sein Blick war immer noch auf den Weg konzentriert… Dann sah ich am Ende unseres Weges ein kleines Häuschen stehen. Es war aus Holz und mit braunroter Farbe gestrichen… Durch die kleinen Fenster schienen viele kleine Lämpchen… die sich in dem Schnee spiegelten. Um das Häuschen herum standen viele Bäume, die auch mit kleinen Lämpchen geschmückt waren. Ich traute meinen Augen nicht… ich blinzelte einige Male und kniff meine Augen zusammen… als wollte ich, dass das Haus wieder verschwindet… aber es stand immer noch da.

Alex stieg aus dem Auto… ging um die Kühlerhaube rum… und öffnete mir die Tür. „Und gefällt es Dir?“… fragte er mich neugierig, während ich aus dem Auto stieg. „Es ist wunderschön“… stammelte ich… Ich konnte mich gar nicht sattsehen. Das Haus kam mir vor, als wenn es aus einem Märchen entsprungen wäre. … Jetzt wurde ich langsam stutzig… „Was wollen wir hier?“… Alex nahm mich wieder an die Hand und zog mich zum Eingang… „Ich möchte mal mit Dir ganz alleine sein… ohne Deine Familie im Rücken“… Diese Worte hallten in der kalten Luft… „Mit mir alleine sein?“… obwohl ich geflüstert hatte, verstand er jedes Wort. „Wir können auch wieder zurückfahren, wenn Du das nicht willst.“… Seine Stimme hatte einen enttäuschten Klang. „N… n… nein“…erwiderte ich…“das kommt nur so überraschend.“… „Keine Angst, Sophia! Ich werde nichts tun, was Du nicht auch möchtest“… versprach er, holte einen Schlüssel unter der Fußmatte hervor und öffnete die Haustür.

Wir kamen in einen kleinen, dunkel vertäfelten Raum, der überall mit strahlenden Kerzen dekoriert war… erstaunt sah ich mich um. Auf der rechten Seite war ein aus Natursteinen gemauerter Kamin, in dem die Flammen miteinander tanzten. Vor diesem stand ein kleines. kuscheliges, braunes Sofa, das einen dazu einlud, Platz zu nehmen. Auf der anderen Seite war eine offene Küchenzeile, der man die Jahre, die sie schon hinter sich hatte, nicht ansah. Alles in allem war das ein sehr gemütlicher Raum. Alex lächelte mich an, nahm meine Hand und zog mich langsam zum Sofa. „Beweg Dich nicht von der Stelle“… sagte er und machte auf dem Absatz kehrt, während ich mich auf das Sofa plumpsen ließ. Er ging kurz in das Nebenzimmer, kam mit einem kleinen Päckchen in der Hand zurück und setzte sich neben mich. „Das ist für Dich!“… Ich sah ihn fragend an, und mit einem Lächeln im Gesicht überreichte er mir das Geschenk. Vorsichtig öffnete ich die kleine, schwarze, samtige Dose… „Wow, das ist wunderschön!“…es kam ein goldenes, schlichtes Herz zum Vorschein, das in zwei Hälften geteilt war. Beim längeren Hinsehen, erkannte ich, dass es zwei Kettenanhänger waren. „Das ist ein Zeichen dafür, wie ich mich fühle… Jeder von uns ist eine Hälfte… nur zusammen sind wir ein Ganzes.“… erklärte Alex. Dann griff er in seine Hosentasche und zog eine schlichte goldene Kette raus, fädelte diese durch einen der Anhänger durch und legte mir die Kette um den Hals. Die andere Hälfte fädelte er um eine ähnliche Kette, die er bereits um den Hals trug.

Ich beobachtete jede seiner Bewegungen… mir wurde plötzlich klar, dass ich gar kein Geschenk für ihn hatte… Vor allem, wie kam er nach so kurzer Zeit darauf mir so ein Geschenk zu machen? Ich stutzte… „Sorry, aber das kann ich nicht annehmen… Wir kennen uns doch kaum.“… Alex sah mich irritiert an… „Ich weiß, das ist eigentlich noch ein bisschen früh... Aber ich habe in Dir meine Seelenverwandte getroffen… Ich bin mir ganz sicher, dass Du die Richtige bist“. Sein Blick hatte etwas Magisches, als wenn er in mich eindringen wollte. Darauf konnte ich nichts erwidern, der Kloß in meinem Hals war einfach zu fest. Seelenverwandte??? Ist das sein Ernst??? Also, wenn das alles ein schlechter Scherz ist, dann… Ich verbot mir, diesen Gedanken weiter zu führen. Stattdessen schenkte ich ihm mein schönstes Lächeln. „Du bist so wunderschön“… Alex Gesicht rückte vorsichtig näher an meins… behutsam tasteten sich seine Lippen von meiner Wange bis zu meinem Mund. Ich spürte seinen warmen, süßen Atem über meine Haut streicheln. Seine Lippen öffneten sich vorsichtig und seine Zunge bahnte sich ihren Weg zu meiner. Ich ließ sie gewähren und unseren Zungen schienen miteinander zu verschmelzen und zu tanzen. Mein Körper vibrierte und mein Atem wurde schneller… ich wollte mehr… Ich zog ihn dichter an mich heran… fordernd wollte ich ihn ganz dicht an mir spüren, als er plötzlich von mir abließ.

„Oha, Du gehst aber ganz schön ran!“… sein Lächeln war unbeschreiblich. Ich merkte, wie mein Gesicht wieder errötete und sein Lächeln wurde jetzt mehr zu einem Grinsen. „Haha, Du wirst schon wieder rot“… neckte er mich. Nach einem kurzen Moment, in dem ich versuchte, meinen Körperteilen zu befehlen, mir zu gehorchen, setzte ich ein Pokerface auf und meinte so cool wie möglich: „ Glaub ja nicht, dass das an Dir liegt… Das Feuer im Kamin ist so warm“. Er sah mich ziemlich perplex an … mit dieser Antwort hatte er jetzt wohl nicht gerechnet… und wir fingen beide an, herzhaft zu lachen.

 
Kapitel 4 Überraschungen

Himmlischer konnte ich mir diesen Abend gar nicht erträumen. Er war einfach perfekt… Alex und ich saßen engumschlungen auf dem Sofa vor dem Kamin und tranken eine Flasche Wein. Jedes Mal, wenn sich unsere Blicke trafen, merkte man, wie es zwischen uns knisterte. Die Verlegenheit zwang mich, mich an seine Brust zu kuscheln und die Flammen im Kamin zu beobachten, ohne auch nur einen Blick auf ihn zu richten. Mit einer Hand streichelte er mir zärtlich über das Haar… was mir jedes Mal einen weiteren Schauer über den Rücken laufen ließ. In dem Moment war mir klar, dass ich den Abend nicht einfach so ausklingen lassen wollte… Nein, ich wollte definitiv mehr... Aber wie sollte ich anfangen??? Wir waren vorhin schon so weit gewesen, aber er musste ja aufhören, als es am schönsten wurde. Mein Mut verließ mich… ich wusste nicht, wie ich ihm zeigen sollte, dass ich ihn begehrte. „Woran denkst Du?“… Alex lehnte sich ein bisschen auf, mit seiner freien Hand hielt er mein Kinn fest und sah mir tief in die Augen…. Wie soll ich ihm erklären, dass ich mehr von ihm will??? Meine Güte, wie er mich ansieht… diese Augen... dieses Lächeln…

Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen… Ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen… aber gegen alle Vernunft… ich konnte einfach nicht anders, als ihm meine Lippen entgegenzustrecken und ihm einen leidenschaftlichen Kuss zu geben. Diesmal war es meine Zunge, die sich ihren Weg in seinen Mund bahnte… Seine Lippen waren warm und weich… und unsere Zungen fingen an miteinander zu spielen. Mein Körper bebte vor Anspannung und mein Atem wurde schneller… Diesmal werde ich an mein Ziel kommen…

Meine Hände wanderten unter seinen Pullover… seine Haut darunter war genauso warm und weich wie seine Lippen… Meine Fingerspitzen krabbelten vorsichtig… erst über seine Brust, seine Seite, über den Rücken und wieder zu seinen Seiten. Mit einer schnellen Handbewegung zog ich ihm den Pullover über den Kopf… Also, wenn er den Hinweis jetzt nicht versteht, dann weiß ich auch nicht… Er schenkte mir sein zauberhaftes Lächeln… Hmm, er hat kapiert!!!... Dann stand er auf, nahm meine Hand und zog mich in das andere Zimmer. Dort stand ein Bett… mehr konnte ich nicht mehr wahrnehmen, weil Alex sofort wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zog und ich mich nur noch fallen lassen brauchte.

Das helle Tageslicht schien mir in die Augen, als ich sie öffnete…. Sofort kniff ich sie wieder zusammen. Meine Hände tasteten blind suchend neben meinen Seiten, bis sie Alex endlich fanden. Puuh, er ist noch da… Das war also kein Traum… diesmal nicht! Zufrieden und überglücklich versuchte ich gegen die Helligkeit anzukämpfen und einen Blick zu riskieren. Er lag tatsächlich neben mir… eingekuschelt wie ein kleines Kind, halb bedeckt, so dass sein traumhafter, nackter Oberkörper zum Vorschein kam und mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. Nein, es war wirklich kein Traum… Das war die schönste Nacht meines Lebens!!!... Ganz vorsichtig hob ich meine Beine aus dem Bett raus und wollte gerade aufstehen, als mich etwas am Arm packte… „Wo willst Du hin?“… seine Stimme klang immer noch genauso himmlisch wie vorher. Er zog mich zurück ins Bett, drehte sich über mich und gab mir einen sanften Kuss… „Guten Morgen“… Die Schmetterlinge in meinem Bauch fingen wieder wie wild an zu flattern… „G g guten M m morgen“… stotterte ich.

„Du wolltest Dich doch nicht etwa aus dem Staub machen“… fragte er ein wenig empört. „Nein, ich wollte nur mal ins Bad“… erklärte ich ihm, während ich ihn vorsichtig von mir wegdrückte. „Okay, das ist akzeptabel“… erwiderte er und ließ mich gehen. Nachdem ich im Bad fertig war und in die Küche kam, staunte ich nicht schlecht. Er hatte in der Zwischenzeit Kaffee gekocht, Brötchen aufgebacken und den Tisch gedeckt. Ich setzte mich hin und ließ mich von ihm verwöhnen. „Und was machen wir heute?“ … er zuckte mit den Schultern… „Hast Du einen besonderen Wunsch?“ Er stand auf und nahm mich in seine starken Arme… „Alles was Du willst“… flüsterte er mir leise ins Ohr. Ich überlegte… Am liebsten würde ich den ganzen Tag mit ihm im Bett verbringen… aber das kann ich wohl nicht verlangen… Da fiel mir plötzlich wieder meine Familie ein… „Wir sollten zurück zu meinen Eltern fahren... Heute ist der 1. Weihnachtstag und ich habe vergessen, die Geschenke unter den Baum zu legen. Alex nickte „Wenn Du das so möchtest“… und schenkte mir wieder sein magisches Lächeln… „Aber vorher habe ich noch eine kleine Überraschung für Dich“… „Überraschung???... Noch eine?...“… „Zieh Deinen Mantel an!... Wir machen vorher noch einen kleinen Ausflug.“… Ich folgte seiner Anweisung… dann zog er mich hinaus in den Schnee. Ich wunderte mich, dass er gar nicht das Auto ansteuerte, stattdessen gingen wir zu Fuß die Straße hinunter. Er legte mir seinen Arm über die Schultern und ich legte meinen um seine Mitte. Engumschlungen wanderten wir ein paar Minuten über den ca. 10 cm hohen Schnee… das Knirschen unter unseren Füßen war deutlich zu hören. Als wir zu einem Bauernhaus kamen, blieb er stehen. „Warte hier!... Das geht ganz schnell“… Er drehte sich um, ging auf die Haustür zu und sprach mit einem älteren Mann, der genauso mysteriös aussah, wie die kleine Hütte, in der wir geschlafen hatten. Mysteriös… aber nicht unheimlich… er hatte irgendwas Magisches in seinem Gesichtsausdruck. Der Mann bat Alex ins Haus und verschloss hinter sich die Tür.

Ich stand da vor dem Haus wie angewurzelt… keinen Schritt konnte ich mich bewegen. Nach ca. 5 Minuten hatte das Warten ein Ende. Die Tür ging auf und Alex verabschiedete sich von dem Mann. Dann drehte er sich in meine Richtung und kam auf mich zu. Auf seinem Arm hatte er ein kleines, flauschiges Hundebaby, das eine rote, große Schleife um den Hals trug. „Und?... Gefällt er Dir?... fragte er, während er mir den Hund auf den Arm gab… „Das ist A. J.“ „Wer ist das?“… ich hatte nur noch Fragezeichen im Kopf... „Alex Junior“… erklärte er… Diese Erklärung brachte mich zum Lachen …“Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder?“ Als ich dir Worte aussprach wollte ich sie eigentlich schon wieder runterschlucken, es schien sein voller Ernst zu sein. „Ich dachte mir, wenn Du wieder in L. A. bist, hast Du etwas bei Dir, was Dich an mich erinnert“. Jetzt verstand ich diese Geste… Oh mein Gott, das ist nicht zu glauben… Er hat mir tatsächlich ein Hundebaby gekauft, damit ich an ihn denke… Wie süß ist das denn… Ich betrachtete das kleine Wesen auf meinem Arm und kuschelte meine Nase in sein Fell. „Okay, A. J., dann wollen wir Dich mal mitnehmen!“… sagte ich mit einem ironischen Unterton. Er hätte sich ja jedenfalls einen passenderen Namen einfallen lassen können.

Auf dem Rückweg sprachen wir nicht viel. Alex konzentrierte sich auf den Verkehr und ich spielte mit dem kleinen Hündchen auf meinem Schoß. Der Kleine ist wirklich süß… diese Pfötchen, die kleine Nase… Inzwischen fand ich den Namen auch gar nicht mehr so schlecht… Irgendwie passte das… ich war begeistert von Alex… meine Gedanken kreisten in den letzten Tagen immer nur um ihn… und ich war total angetan von dem kleinen A. J. Wahrscheinlich werde ich mich im Laufe der Zeit an den Namen gewöhnen… bei dem Gedanken musste ich lächeln.

Als wir zurück bei meinen Eltern waren, war die Bescherung natürlich schon gelaufen. Ich holte noch schnell die Geschenke aus meinem Wagen und übergab sie meiner Familie. Von ihnen bekam ich immer ziemlich praktische Sachen geschenkt… Ein neues Topfset, etwas zum Anziehen und Parfüm. Wir saßen alle zusammen im Wohnzimmer… Alex direkt neben mir und A. J. auf meinem Schoß… während meine Mom und meine Grandma einige Weihnachtslieder sangen. Mein Grandpa machte sich wie jedes Jahr über die beiden Frauen lustig, weil er der Meinung war, sie könnten nicht singen, und mein Dad verzog sich mit meinem Bruder nach oben, um dem Gesang zu entfliehen. Nur wir hielten tapfer durch.

Es war inzwischen schon spät geworden, als wir mit dem Abendessen und dem Aufräumen in der Küche fertig waren. Ich ging zurück ins Wohnzimmer, wo sich Alex ganz angeregt mit meinem Grandpa und meinem Bruder unterhielt. A. J. lag auf einer Decke neben dem Weihnachtsbaum und schlief. Ich setzte mich zu Alex, kuschelte mich an ihn ran und flüsterte leise… „Wollen wir nach oben gehen?“… in sein Ohr. Er nickte, nahm meine Hand und zog mich behutsam hinter sich her. „Gute Nacht Ihr Lieben… Passt gut auf den Hund auf“… sagte er noch zum Abschied, aber die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie unseren Abgang gar nicht wahr nahmen.

Ich war so glücklich, endlich wieder mit Alex alleine zu sein, dass ich mich nicht mehr beherrschen konnte. Wir hatten kaum die Tür hinter uns verschlossen, da fiel ich ihm um den Hals und küsste ihn. Er erwiderte meinen Kuss nicht und drückte mich behutsam von sich weg… „Psst, glaubst Du, dass sie uns hören können?“… Ich zuckte mit den Schultern… „Keine Ahnung!… Interessiert mich auch nicht!“ Meine Lippen suchten schon wieder seine. „Mich aber!“… protestierte er unter meinen Lippen… „Ich kann Deinen Eltern morgen nicht in die Augen sehen.“… „Alex!... Wir sind zwei erwachsene Menschen… Wir müssen meine Eltern nicht fragen, ob wir Sex haben dürfen… Und jetzt küss mich endlich“… Dieses Argument hatte gewirkt… Alex nahm mich in seine starken Arme, drückte mich ganz fest an sich und küsste mich so leidenschaftlich, dass der Boden unter meinen Füßen nachgab. Bevor ich fallen konnte, fing Alex mich auf und legte mich auf das Bett. Er rutschte zu mir, nahm mein Gesicht in die Hände und flüsterte lächelnd… „Ich habe mich unsterblich in Dich verliebt“. Wow, diese Worte brachten mal wieder meinen ganzen Körper zum Zittern. Niemals hätte ich auch nur im Entferntesten damit gerechnet, diese Worte aus seinem Mund zu hören. Meine Hände machten sich selbständig und wanderten über seinen Rücken bis hinauf zu seinem Kopf. Meine Finger spielten mit seinen Haaren, dann drückten sie ihn ganz vorsichtig näher an mich heran. Ich umschloss zielsicher seine Lippen mit meinen. Sein Atem wurde schwerer und schneller… unsere Küsse wurden immer fordernder. Ich wusste, dass er mich jetzt genauso wollte wie ich ihn.

Ich öffnete meine Augen, es war bereits morgens. Vorsichtig drehte ich mich um, aber diesmal war die andere Seite leer. Enttäuscht sah ich mich in meinem Zimmer um… aber es war kein Hinweis darauf zu finden, dass Alex wirklich hier gewesen war. Ich führte meine Hände an meine Stirn und versuchte mir die Erinnerung wieder zurückzuholen. Habe ich das alles nur geträumt???... Nee Sophia, das kann nicht sein… Das ist wirklich passiert!!!... Ich schob die Decke beiseite, zog mir schnell eine Jeans und ein T-Shirt an und sprang geschwind die Treppe hinunter, um nachzusehen, ob es ihn gab oder ob er wirklich nur meiner Fantasie entsprungen war. Meine Blicke wanderten suchend ins Wohnzimmer… dort lag eine Wolldecke auf dem Fußboden… direkt dort, wo A. J. gestern geschlafen hatte. Ich seufzte erleichtert… Ich habe mir das also wirklich nicht eingebildet… Trotzdem wunderte ich mich, wo er und A. J. abgeblieben waren… und wo war der Rest meiner Familie? Ich machte vorsichtige Schritte auf die Küchentür zu, während ich horchte, ob sich dort etwas tat. Als ich leichtes Klimpern und Klirren hörte, öffnete ich die Tür.

„Guten Morgen, meine Liebe“… sagte meine Mutter, während sie den Geschirrspüler einräumte. „Du hast aber ganz schön lange geschlafen“… erklärte sie weiter. Mein Blick fiel auf die Wanduhr, die über dem Küchentisch hing… „Was?... Schon 13.00 Uhr?... Ich habe ja den halben Tag verschlafen“… Meine Mutter drehte sich zum Tresen und nahm einen Briefumschlag, den sie mir gleich überreichte… „Den soll ich Dir von Alex geben. Sie mussten heute Morgen früh los. Du weißt ja, dass sie einen weiten Weg vor sich haben“. Ich merkte, wie meine Augen nass wurden… kleine Tränen liefen mir über die Wange und ein schwerer Kloß breitete sich in meinem Hals aus, während ich den Brief öffnete.


Liebste,
es tut mir leid, dass ich Dich auf diese Weise verlassen muss.
Ich wollte Dich nicht wecken… Du hast so schön geschlafen.
Ich hoffe, dass wir uns bald wieder sehen… Ich rufe Dich an, okay?
Dein Alex!!!


Während ich versuchte, den Kloß runterzuschlucken, ächzte ich… „Ich konnte mich noch nicht mal mehr von ihm verabschieden“… mein Körper fing an zu zittern… aber diesmal war es anders, ich spürte gähnende Leere. Meine Hände suchten die Tischkante und ganz vorsichtig setzte ich mich auf den nächsten Küchenstuhl. Enttäuscht und immer noch völlig verheult, las ich die Zeilen immer und immer wieder. „Du wusstest doch, dass er wieder nach Hause muss“… belehrte mich meine Mutter. Diese Worte waren genau das Gegenteil von dem, was ich hören wollte… Aber ich hatte auch keine Lust, mich deshalb mit ihr auseinanderzusetzen. Ich wollte nur noch eins… Ich würde es an diesem Ort keine Minute länger aushalten… Ich wollte zurück nach L. A… Entschlossen, meine Sachen zu packen, sprintete ich die Treppe hinauf in mein Zimmer. Meine Hände packten von ganz alleine… Mein Gehirn hatte keine Gewalt mehr über sie, da es die ganze Zeit damit beschäftigt war, die Erinnerungen an Alex zu erhalten.

Fertig bepackt, ging ich zu meinem Auto…. Irgendwas fehlte… suchend sah ich mich um, während ich den Koffer auf den Rücksitz schmiss. „Mom?... Mom?“… Meine Mutter sah mich fragend durchs Wohnzimmerfenster an… „Mom, wo ist A. J.?“… Sie lächelte… „Dein Bruder ist mit ihm draußen, er muss gleich wiederkommen“. … Wie auf Kommando kamen die beiden um die Ecke… Erleichtert sprang ich auf sie zu, verabschiedete mich von meinem Bruder und setzte A. J. auf den Beifahrersitz. Dann blickte ich nochmal zum Haus… meine Eltern standen inzwischen beide in der Tür „Willst Du wirklich schon fahren, Baby?“… fragte mein Vater zögerlich. „Mom, Dad… seid mir bitte nicht böse, aber ich möchte jetzt alleine sein… Versteht ihr das?“… Sie nickten… dann nahmen sie mich nacheinander in ihre Arme und ließen mich abfahren.

In den Tagen nach meiner Abreise drehten sich meine Gedanken nur noch um Alex. Jedes Mal, wenn ich mit A. J. vom Gassi gehen kam, lief ich zum Telefon und überprüfte meinen AB... sonst saß ich immer direkt daneben und hoffte bei jedem Klingeln, dass er es war…. Aber er rief einfach nicht an! Weihnachten war schon seit Tagen vorbei und inzwischen war der Silvesterabend angebrochen. Ich setzte mich auf mein kleines Sofa und starrte in den Fernseher, aber das Programm war alles andere als interessant. Meine Gedanken drifteten immer wieder ab. Eine Freundin hatte versucht, mich zu einer Party zu überreden, aber dazu hatte ich keine Lust… außerdem wollte ich A. J. nicht alleine lassen.

Um Mitternacht hörte ich, wie mein Nachbar seine Party auf den Hausflur verlegte. Schrille Musik und Stimmenwirrwarr hörte man deutlich durch die dünnen Wände, als es plötzlich an meine Tür klopfte. Ich rannte genervt und wutschnaubend hin und wollte ihm gerade meinen ganzen Wortschatz an Beleidigungen an den Kopf werfen, als plötzlich und unvorhersehbar Alex vor meiner Tür stand, als ich sie öffnete.
Ich traute meinen Augen nicht… Das hatte ich nicht erwartet… Er lächelte mich entschuldigend an und sagte kurz und knapp „Frohes Neues Jahr!“ Dann schloss er seine starken Arme um mich, drückte mich ganz fest an sich und seine Lippen suchten meine. Mit seinem ganzen Gewicht schob er mich vorsichtig zurück in meine Wohnung und schloss hinter sich die Tür. +++ENDE+++

frei erfunden





Kommentare zu dieser Seite:
Kommentar von Motivation to lose weight, 07.04.2012 um 10:38 (UTC):
yjw951 Very neat article post. Keep writing.

Kommentar von Teiya, 17.11.2011 um 01:42 (UTC):
THX that's a great aneswr!



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